George, Elizabeth
abgestattet.
Das habe sie tatsächlich
behauptet? Whiting runzelte die Stirn. Er werde sich damit befassen, versprach
er ihr. Er sagte, er werde sich persönlich um die Angelegenheit kümmern. Offenbar
spiele sich hier mehr ab, als man auf den ersten Blick erkennen könne, und da
er Zugang zu erheblich effektiveren Ermittlungsmöglichkeiten habe als eine
Privatdetektivin, solle Meredith die Angelegenheit ruhig ihm anvertrauen.
»Aber werden Sie irgendetwas
gegen sie unternehmen?«, fragte Meredith beinahe schon händeringend.
Selbstverständlich, erwiderte
Whiting. Von jetzt an brauche sie sich über nichts mehr Sorgen zu machen. Er
sehe die Dringlichkeit der Situation ein, besonders da es hier ja schließlich
um einen Mord gehe.
Daraufhin verabschiedete sie
sich. Sie fühlte sich, wenn auch nicht gerade beschwingt, so doch einigermaßen
erleichtert. Sie hatte einen Schritt unternommen, um sich mit dem Problem Gina
Dickens zu befassen, und das hatte zur Folge, dass sie sich etwas weniger dämlich
vorkam, weil sie sich von Ginas Lügen hatte verfuhren lassen - anders konnte
man das wohl kaum nennen.
Als Meredith vor dem Haus
ihrer Eltern in Cadnam hielt, stand in der Einfahrt ein Auto. Sie kannte es
nicht, und der Anblick ließ sie erstarren. Sie überdachte kurz die
Möglichkeit, die sie idiotischerweise jedes Mal in Betracht zog, wenn
irgendetwas Unerwartetes geschah, das mit Cammie zu tun haben konnte: Der Vater
ihrer Tochter hatte beschlossen, ihnen einen Besuch abzustatten. Das kam zwar
nie vor, aber Meredith konnte einfach nicht vermeiden, dass der Gedanke ihr
beim geringsten Anlass sofort in den Sinn kam.
Als sie das Haus betrat,
erschrak sie, denn am Küchentisch saß die Privatdetektivin aus Ringwood, vor
sich eine Tasse Tee und einen Teller mit einer Feigenrolle. Auf ihrem Schoß saß
Cammie, die sich von Michele Daugherty etwas vorlesen ließ. Aber nicht etwa
aus einem Kinderbuch, denn Cammie interessierte sich nicht im Geringsten für
Geschichten von Elefanten, Jungen und Mädchen, kleinen Hunden oder Häschen.
Vielmehr las die Detektivin Merediths Tochter aus einer nicht autorisierten
Biografie von Placido Domingo vor: ein Buch, auf dessen Kauf Cammie bestanden
hatte, als sie es in einem Laden in Ringwood entdeckt und einen ihrer
Lieblingstenöre auf dem Umschlag erblickt hatte.
Merediths Mutter stand am Herd
und briet Fischstäbchen für Cammie. Überflüssigerweise sagte sie: »Wir haben
Besuch, Liebes«, und zu Cammie: »So, das reicht fürs Erste. Stell Placido
schön wieder ins Regal, sei ein braves Mädchen. Wenn du gebadet bist, gibt's
noch mehr davon.«
»Aber Oma...«
»Camille«, sagte Meredith
streng. Cammie verzog das Gesicht, rutschte jedoch von Michele Daughertys
Schoß und marschierte theatralisch in Richtung Wohnzimmer.
Michele Daugherty warf einen
Blick zum Herd hinüber. Meredith beschloss, sich auf Small Talk zu
beschränken, solange ihre Mutter Cammies Mahlzeit beaufsichtigte. Und da sie
nicht wusste, ob ihre Mutter über Michele Daughertys Beruf im Bilde war, wollte
sie lieber erst einmal abwarten und sehen, was es mit diesem unerwarteten
Besuch auf sich hatte, anstatt eine Erklärung zu verlangen.
Leider ließ sich Janet Powell
Zeit, vermutlich um zu erfahren, was diese Fremde bei ihrer Tochter wollte. Sie
hatten ein paar Nettigkeiten ausgetauscht, aber Janet Powell briet immer noch,
sodass Meredith nichts anderes übrig blieb, als Michele Daugherty
vorzuschlagen, ihr den Garten zu zeigen. Michele willigte gut gelaunt ein.
Janet Powell warf Meredith einen Blick zu. Ich kriege es sowieso raus, lautete die Botschaft.
Gott sei Dank gab es
wenigstens einen Garten, der den Namen verdient hatte. Merediths Eltern
züchteten begeistert Rosen, die gerade in voller Blüte standen, und da die
Powells Wert darauflegten, Rosen zu pflanzen, die nicht nur schön aussahen,
sondern auch noch dufteten, war der Garten von einem so betörenden Duft
erfüllt, dass man sich unwillkürlich bemüßigt fühlte, einen Kommentar dazu
abzugeben. Michele Daugherty erging es nicht anders, aber dann nahm sie
Merediths Arm und führte sie so weit weg vom Haus wie möglich.
»Ich konnte Sie nicht
anrufen«, sagte sie.
»Woher wussten Sie denn, wo
Sie mich finden würden? Ich habe Ihnen doch gar nicht gesagt, wo...«
»Meine Liebe, Sie haben mich
angeheuert, weil ich Privatdetektivin bin, nicht wahr? Was glauben Sie wohl,
wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der kein Problem damit hat, gefunden
zu
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