George, Elizabeth
wechseln.« Barbara ging zu ihrem Mini, um ihre Umhängetasche zu holen.
Sie nahm die Players heraus und fragte Jossie: »Stört es Sie?« Sie bot ihm auch
eine an, aber er lehnte ab. Während sie sich die Zigarette ansteckte,
beobachtete sie ihn. All das gab ihr Zeit, darüber nachzudenken, was es
eigentlich bedeutete, dass er sie ebenso nach den Nägeln fragte wie sie ihn.
Entweder war er sehr gewieft oder etwas ganz anderes. Unschuldig kam ihr in den
Sinn. Aber sie hatte schon genug Verbrecher erlebt, um zu wissen, dass das
kriminelle Element deshalb kriminell war, weil es mit dem Kriminellsein
ziemlichen Erfolg hatte. Mit einem von ihnen zu reden, war ungefähr so, wie in
einem jener Kostümfilme im Fernsehen zu tanzen: Man musste die richtigen
Schritte kennen und in welcher Reihenfolge man sie zu absolvieren hatte.
»Wo ist denn Ihre schicke
Freundin?«, fragte Barbara.
»Keine Ahnung.«
»Ist sie ausgezogen?«
»Das habe ich nicht gesagt.
Sie sehen doch, dass ihr Auto nicht da ist, also...«
»Aber Jemimas Auto steht hier. Das ist doch ihres,
oder?«
»Sie hat es hiergelassen.«
»Warum?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich
wollte sie es irgendwann abholen, sobald sie es brauchte oder einen Stellplatz
dafür gefunden hatte. Sie hat's mir nicht gesagt, und ich hab sie auch nicht
gefragt.«
»Warum nicht?«
»Was zum Teufel spielt das für
eine Rolle? Was wollen Sie eigentlich? Warum sind Sie hier?« Er sah sich um,
als wollte er irgendwie ergründen, was sie im Schilde führte. Sein Blick
wanderte von der Scheune zur östlichen Koppel, dann zur westlichen Koppel und
von dort zum Haus.
Der Hund, der Jossies
aufgewühlte Stimmung spürte, begann, hin und her zu laufen und abwechselnd
sein Herrchen und Barbara zu beäugen. Dann bellte er einmal und trottete zur
Hintertür des Hauses. »Ich glaube, der Hund will was zu fressen«, mutmaßte
Barbara.
»Ich weiß, wie man einen Hund versorgt.«
Er ging zum Haus und
verschwand im Innern. Barbara nutzte die Gelegenheit, um die Zeitschrift, die
sie zuvor von Lynley bekommen hatte, aus dem Mini zu holen. Sie rollte sie
zusammen und ging ohne anzuklopfen ebenfalls ins Haus.
Jossie war in der Küche, wo
der Hund sich gierig über eine Schüssel mit Trockenfutter hermachte. Jossie
stand an der Spüle und sah zum Fenster hinaus. Von dort konnte er seinen
Pick-up, Barbaras Wagen und eine Koppel sehen. Bei ihrem letzten Besuch waren
Tiere auf der Koppel gewesen.
»Wo sind denn die Pferde hin?«
»Ponys«, antwortete er.
»Gibt's da einen Unterschied?«
»Ich nehme an, die sind wieder
draußen im Wald. Ich war nicht hier, als er sie geholt hat.«
»Wer?«
»Rob Hastings. Er hat gesagt,
er wollte sie holen kommen. Jetzt sind sie weg. Also gehe ich davon aus, dass
er sie wieder in den Wald gebracht hat, denn sie werden sich wohl kaum selbst
aus der Koppel gelassen haben.«
»Warum waren sie denn
überhaupt hier?«
Er drehte sich zu ihr um. »Die
Fragestunde ist zu Ende.«
Zum ersten Mal klang er
bedrohlich, und Barbara erhaschte einen flüchtigen Blick darauf, wie der Mann
unter seiner kontrollierten Oberfläche wirklich war. Sie zog an ihrer
Zigarette und fragte sich, ob sie sich womöglich in Gefahr befand. Es schien
ihr jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass er sie hier in der Küche töten würde,
also trat sie näher an ihn heran, schnipste die Zigarettenasche in die Spüle
und sagte: »Setzen Sie sich, Mr. Jossie. Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
Sein Gesichtsausdruck
verhärtete sich. Er schien sich zuerst weigern zu wollen, aber dann setzte er
sich an den Küchentisch und legte seine Baseballmütze und die Sonnenbrille ab.
»Was«, sagte er. Es war nicht einmal eine Frage. Er klang erschöpft bis auf die
Knochen.
Barbara rollte die Zeitschrift
auseinander und schlug die Seite mit den Societyfotos auf. Sie setzte sich ihm
gegenüber und drehte die Zeitschrift wortlos zu ihm hin.
Er warf einen Blick auf die
Fotos, dann sah er Barbara an. »Was?«, sagte er noch einmal. »Ein paar feine
Pinkel, die Champagner schlürfen. Was soll mich daran interessieren?«
»Sehen Sie näher hin, Mr.
Jossie. Das ist die Eröffnung einer Fotoausstellung in der Portrait Gallery.
Ich denke, Sie wissen, von welcher Ausstellung ich spreche.«
Er betrachtete die Fotos noch
einmal. Das Foto von Jemima, die neben Deborah St. James posierte, erregte
seine Aufmerksamkeit, aber um dieses Foto ging es Barbara nicht. Sie zeigte
auf das Foto, auf dem Gina Dickens im Hintergrund zu
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