George, Elizabeth
sehen war.
»Wir beide wissen, wer das
ist, nicht wahr, Mr. Jossie?«, sagte Barbara.
Er sagte nichts. Sie sah, dass
er schluckte, aber das war seine einzige Reaktion. Er blickte nicht auf, und er
rührte sich nicht. Sie betrachtete seine Schläfe, aber die Adern pulsierten
nicht. Gar nichts. Nicht, was sie erwartet hätte, dachte sie. Es war Zeit, ein
bisschen nachzuhelfen.
»Ich persönlich glaube an
Zufälle. Oder an Synchronismus. Oder was auch immer. Solche Dinge passieren,
daran gibt's keinen Zweifel, oder? Aber lassen Sie uns mal annehmen, es war kein Zufall, dass Gina Dickens bei
der Ausstellungseröffnung in der Galerie war. Das würde heißen, sie hätte einen
Grund gehabt, dort zu sein. Was glauben Sie, welchen Grund könnte sie gehabt
haben?«
Er antwortete nicht, aber
Barbara war sich sicher, dass seine Gedanken rasten.
»Vielleicht steht sie ja auf
Fotografie«, sagte Barbara. »Wäre durchaus denkbar. Ich habe selbst was dafür
übrig. Vielleicht ist sie zufällig dort vorbeigekommen und hat gedacht, sie
könnte ein Glas Sekt und ein paar Käsehäppchen abstauben. Das würde mir sogar
einleuchten. Aber es gibt ein anderes Vielleicht, und ich denke, Sie und ich,
wir wissen beide, welches das ist, Mr. Jossie.«
»Nein.« Er klang ein bisschen
heiser. Gut so, dachte Barbara. »Doch«, sagte sie. »Vielleicht hatte sie einen
anderen Grund, dort zu sein. Vielleicht kannte sie Jemima Hastings.«
»Nein.«
»Hat sie sie nicht gekannt,
oder wollen Sie nicht glauben, dass sie sie gekannt hat?« Er sagte nichts.
Barbara nahm eine Visitenkarte
aus ihrer Tasche, schrieb ihre Handynummer auf die Rückseite und schob sie ihm
über den Tisch hin. »Ich will mit Gina reden«, sagte sie. »Ich möchte, dass Sie
mich anrufen, sobald sie nach Hause kommt.«
29
Isabelle hatte fast den ganzen
Nachmittag im St.-Thomas-Krankenhaus verbracht. Sie hatte den Windungen von
Yukio Matsumotos Gehirn Informationen entlockt, sich mit seiner Anwältin
herumgeschlagen und Versprechungen gemacht, die zu geben sie nicht die
geringste Befugnis hatte. Als Ergebnis hatte sie am Ende des Tages ein wirres
Szenario jener Situation auf dem Abney Park Cemetery und zwei Phantombilder.
Außerdem hatte sie zwölf Nachrichten auf der Mailbox ihres Handys. Drei kamen
von Hilliers Vorzimmer, was kein gutes Zeichen war. Stephenson Deacons
Sekretärin hatte zweimal angerufen, was genauso schlecht war. Sie übersprang
diese fünf Nachrichten, außerdem zwei von Dorothea Harriman und eine von ihrem
Ex-mann. Die restlichen Nachrichten stammten von John Stewart, Thomas Lynley
und Barbara Havers. Als Erstes hörte sie Thomas Lynley an, der zweimal
angerufen hatte, einmal in Sachen British Museum und einmal wegen Barbara
Havers. Sie nahm zur Kenntnis, dass Lynleys gepflegter Bariton einigermaßen beruhigend
klang, doch die Nachrichten selbst hörte sie nur halb. Denn ganz unabhängig vom
Inhalt dieser Nachrichten fühlte sie sich, als wollte sich ihr Innerstes nach
außen kehren, und auch wenn sie genau wusste, dass es eine schnelle Möglichkeit
gab, sowohl ihren Magen als auch ihre Nerven zu beruhigen, beabsichtigte sie
nicht, davon Gebrauch zu machen.
Sie fuhr zur Victoria Street.
Unterwegs rief sie Dorothea Harriman an und wies sie an, das Team bis zu ihrer
Rückkehr in den Besprechungsraum zu bestellen. Harriman versuchte, sie auf AC
Hillier anzusprechen, aber Isabelle fiel ihr ins Wort: »Ja, ja, ich weiß. Er
hat mich auch angerufen. Aber das Wichtigste zuerst.« Sie legte auf, bevor
Harriman sie darauf hinweisen konnte, dass für Hillier das Wichtigste zuerst hieß, dass man seinen Wünschen
nachkam. Nun, das spielte im Moment keine Rolle. Sie musste ihr Team
zusammenrufen, und das hatte jetzt Vorrang.
Das Team war bereits
versammelt, als sie eintraf. »So«, sagte sie, als sie den Raum betrat, »wir
haben Phantombilder von zwei Personen, die auf dem Friedhof waren und dort von
Yukio Matsumoto gesehen wurden. Dorothea macht gerade Kopien, damit jeder von
Ihnen gleich welche bekommt.« Sie beschrieb, was Matsumoto ihr über den Tag auf
dem Abney Park Cemetery berichtet hatte: Jemimas Verhalten, die beiden Männer,
die er gesehen hatte und wo er sie gesehen hatte, sowie Yukios Versuch, Jemima
zu helfen, nachdem er sie tödlich verletzt in dem Anbau der Kapelle entdeckt
hatte. »Offenbar hat er die Wunde noch verschlimmert, als er die Waffe
herausgezogen hat«, sagte sie. »Sie wäre ohnehin gestorben, aber das
Herausziehen der Waffe
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