George, Elizabeth
erdenklichen Blickwinkel zu betrachten. Ich
glaube, Frazer ist unser Mann.«
Sie wartete auf Lynleys
Erklärung. Sie entschloss sich, es mit dem Toast zu versuchen. Da ihr Magen bei
dem Gedanken an Essen nicht sofort rebellierte, führte sie eines der Dreiecke,
die Lynley für sie zubereitet hatte, an den Mund und biss ein Stück ab. Sie
fragte sich, ob sich seine kulinarischen Talente darin erschöpften. Vermutlich,
er hatte die Butter viel zu dick aufgestrichen.
Wie zuvor im Besprechungsraum,
berichtete Lynley von der Zeitschrift, die Deborah St. James ihm überlassen
hatte. Frazer Chaplin war auf einem der Fotos zu sehen. Das könne ein Hinweis
auf verschiedene Umstände sein, sagte er: Paolo di Fazio hatte von Anfang an
behauptet, dass Jemima mit Frazer ein Verhältnis hatte, trotz der Hausordnung,
die Mrs. McHaggis für alle sichtbar überall im Haus ausgehängt hatte. Vieles
von dem, was Abbott Langer ausgesagt hatte, unterstützte diese Behauptung, und
Yolanda - auch wenn es weit hergeholt war, wie Lynley einräumte - hatte
ebenfalls davon gesprochen, dass Jemima eine Beziehung mit einem dunklen Typen
hatte.
»Also verlassen wir uns jetzt
schon auf die Aussagen einer Hellseherin«, jammerte Isabelle.
»Warten Sie ab«, sagte Lynley.
Sie wussten, dass Jemimas Zuneigung nicht di Fazio galt, denn sie hatte
wiederholt von Yolanda wissen wollen, ob ihr neuer Liebhaber ihre Gefühle erwidere,
und damit konnte sie kaum di Fazio gemeint haben, denn von ihm hatte sie sich
ja kurz zuvor getrennt. Wäre es daher nicht naheliegend anzunehmen, dass
Frazer Chaplin - auch wenn er eine Beziehung mit Jemima leugnete - der Mann
war, nach dem sie suchten?
Wie zum Teufel er zu dieser
Schlussfolgerung gelange, wollte Isabelle wissen. Selbst wenn Chaplin
tatsächlich ein Verhältnis mit Jemima gehabt habe, heiße das noch lange nicht,
dass er sie auch ermordet habe.
Lynley bat sie abzuwarten.
Wolle sie ihn bitte seinen Gedanken zu Ende führen lassen?
»Also gut, meinetwegen.«
Isabelle war erschöpft. Mit einer Handbewegung forderte sie ihn auf
fortzufahren.
»Gehen wir einfach mal von ein
paar Annahmen aus«, sagte er. »Nehmen wir erstens an, dass Jemima vor ihrem Tod
tatsächlich eine Liebschaft mit Frazer Chaplin hatte.«
»Schön. Nehmen wir das mal
an«, sagte Isabelle.
»Gut. Als Nächstes nehmen wir
mal an, dass es sich bei der Goldmünze und der Karneolgemme, die Jemima bei
sich trug, weder um Glücksbringer noch um Erbstücke ihres Vaters oder etwas
dergleichen handelte. Nehmen wir an, diese Gegenstände gehören zu einem
römischen Schatz, den jemand gefunden hat. Dann nehmen wir weiterhin an, dass Jemima und
Gordon Jossie diejenigen waren, die den Schatz gefunden haben, und zwar auf
ihrem Grundstück in Hampshire. Schließlich nehmen wir an, dass, bevor sie
diesen Schatz melden - was vom Gesetz vorgeschrieben ist -, etwas zwischen
Jemima und Jossie vorfällt, was der Beziehung ein abruptes Ende setzt. Sie
verschwindet nach London, aber sie weiß, dass es einen Schatz zu bergen gibt
und dass dieser Schatz ein Vermögen wert ist.«
»Und was in drei Teufels Namen
hat ihrer Beziehung ein so abruptes Ende gesetzt, dass sie sich sogar vor ihm versteckt hat?«, fragte Isabelle.
»Das wissen wir noch nicht«,
räumte Lynley ein.
»Na wunderbar«, murmelte
Isabelle. »Ich kann es kaum erwarten, Hillier davon zu berichten. Herrgott noch
mal, Thomas, das sind einfach zu viele Vermutungen. Was glauben Sie wohl, wer
uns aufgrund dieser Spekulationen einen Haftbefehl ausstellt?«
»Wir brauchen keinen
Haftbefehl«, antwortete Lynley. »Zumindest vorerst noch nicht. Es fehlen noch
ein paar Puzzleteile - und zwar nicht, was die Motive angeht, Isabelle.«
Isabelle überlegte: Jemima
Hastings, Gordon Jossie und ein vergrabener Schatz. Sie sagte: »Jossie hat ein
Motiv, Thomas. Ich wüsste nicht, wieso Frazer Chaplin eines haben sollte.«
»Natürlich hat er eines. Falls
es einen vergrabenen Schatz gibt und falls Jemima ihm davon erzählt hat.«
»Warum sollte sie das getan
haben?«
»Warum nicht? Wenn sie in ihn
verliebt war, wenn sie gehofft hat, er wäre der Richtige, dann besteht durchaus
die Möglichkeit, dass sie ihm von dem Schatz erzählt hat, um dafür zu sorgen,
dass er der Richtige blieb.«
»Also gut. Einverstanden. Sie
erzählt ihm also von dem Schatz. Wäre es da nicht naheliegender, Gordon Jossie
zu beseitigen anstatt Jemima Hastings?«
»Das hätte ihm den Schatz nur
gesichert, wenn er sich auch
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