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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Bett und zog sie hoch.
    Sie stöhnte. Dann öffnete sie
kurz die Augen, die ihr aber sofort wieder zufielen.
    »Isabelle«, sagte er. »Isabelle.«
    »Wie sin Sie 'n hier
reingekomm?« Sie blinzelte, aber die Augen fielen ihr wieder zu. »He, Sie, ich
bin Polizistin.« Ihr Kopf fiel gegen ihn. »Ich ruf... Ich hol... wenn Sie nich
gehn.«
    »Stehen Sie auf«, sagte
Lynley. »Isabelle, stehen Sie auf! Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Als - gesagt.« Sie streckte
die Hand aus, um seine Wange zu tätscheln, aber weil sie nicht hinsah, traf sie
nur sein Ohr. »Am Ende. Er hat gesagt... Is sowieso egal...« Sie schien in
ihren Rausch zurücksinken.
    Lynley atmete tief aus. Er
konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal jemanden so betrunken erlebt
hatte. Sie brauchte ein Abführmittel oder eine große Tasse Kaffee oder irgendetwas. Aber vorher musste sie erst
einmal so weit bei Bewusstsein sein, dass sie überhaupt etwas zu sich nehmen
konnte, und er sah nur eine Möglichkeit, das zu bewerkstelligen.
    Vergeblich versuchte er, sie
auf die Füße zu ziehen. Es würde unmöglich sein, sie nach Art eines Kinohelden
aus dem Zimmer zu tragen. Sie war genauso groß wie er, schwer wie ein nasser
Sack, und es gab nirgends genug Platz, um sie in die richtige Position dafür zu
bringen, selbst wenn es ihm gelänge, sie sich wie ein Feuerwehrmann über die
Schulter zu werfen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie unrühmlich vom
Bett zu zerren und sie ebenso unrühmlich ins Bad zu schleifen. Dort gab es
keine Badewanne, sondern nur eine kleine Duschkabine, die es jedoch auch tun
würde. Er bugsierte sie angezogen, wie sie war, unter die Dusche und drehte das
Wasser auf. Trotz der alten Leitungen war der Wasserdruck ausgezeichnet, und
der Strahl traf Isabelle voll ins Gesicht.
    Sie kreischte. Sie ruderte mit
den Armen. »Wassum Teufel ...«, schrie sie, und erst jetzt schien sie ihn
überhaupt wahrzunehmen und zu erkennen. »O Gott!« Sie schlang die Arme um
ihren Körper, als glaubte sie, sie sei nackt. Als sie begriff, dass sie voll
angezogen war - bis hinunter zu den Schuhen -, stöhnte sie: »O neiiiiin!«
    »Wie ich sehe, habe ich jetzt
immerhin Ihre volle Aufmerksamkeit«, erwiderte Lynley trocken. »Bleiben Sie so
lange da drin, bis Sie wieder nüchtern genug sind, um in zusammenhängenden
Sätzen zu reden. Ich setze derweil Kaffee auf.«
    Er ging in die Küche und
machte sich auf die Suche. Er fand die Kaffeekanne und den elektrischen
Wasserkocher und alles, was er brauchte. Er schaufelte eine großzügige Portion
Kaffeepulver in die Kanne und setzte Wasser auf. Bis der Kaffee fertig war und
er Tassen, Milch und Zucker auf den Tisch gestellt hatte - zusammen mit zwei
Scheiben Toast, die er mit Butter bestrich und in perfekte Dreiecke schnitt -,
kam Isabelle aus dem Bad. Die nassen Kleider hatte sie ausgezogen und sich in
einen Frotteebademantel gehüllt. Sie war barfuß, das Haar klebte ihr nass am
Kopf. Sie blieb in der Küchentür stehen und beobachtete ihn.
    »Meine Schuhe sind ruiniert.«
    »Hm«, erwiderte er, »kann
schon sein.«
    »Meine Uhr war auch nicht
wasserdicht, Thomas.«
    »Ein bedauerlicher Fehlkauf.«
    »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Die Tür war nicht
abgeschlossen. Das haben Sie leider ebenfalls übersehen. Sind Sie wieder
nüchtern, Isabelle?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Dann gibt's jetzt Kaffee. Und Toast.« Er fasste sie
am Arm. Sie schüttelte ihn ab. »Ich kann allein gehen«, fauchte sie. »Dann
machen wir ja Fortschritte.«
    Etwas wackelig ging sie zum
Tisch und setzte sich. Er goss Kaffee in beide Tassen und schob ihr eine hin,
zusammen mit dem Toastbrot. Sie verzog angewidert den Mund und schüttelte den
Kopf.
    »Verweigerung kommt nicht
infrage. Betrachten Sie es als Medizin«, sagte er.
    »Ich werd nur kotzen.« Ihre
Worte waren genauso wackelig wie zuvor ihre Schritte, als sie an den Tisch
gekommen war. Sie war ziemlich gut darin, Nüchternheit vorzutäuschen, aber vermutlich
hatte sie jahrelange Übung darin, dachte Lynley.
    »Trinken Sie Ihren Kaffee«, sagte er.
    Fügsam nahm sie ein paar
Schlucke. »Es war nicht die ganze Flasche«, erklärte sie im Hinblick auf das,
was er auf dem Boden neben dem Bett gesehen hatte. »Ich hab nur den Rest ausgetrunken.
Das ist ja wohl kein Verbrechen. Ich hatte nicht vor, irgendwohin zu fahren.
Ich hatte überhaupt nicht vor, die Wohnung zu verlassen. Es geht nur mich
allein was an. Außerdem hab ich's mir verdient, Thomas. Es gibt keinen

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