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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Grundstück
auch das allgemeine Weiderecht galt, was bedeutete, dass Gordon und Jemima
Ponys halten durften, die im New Forest frei grasten, allerdings unter der
Bedingung, dass das Land um das Haus herum frei gehalten werden musste, damit
die Tiere, die aus irgendeinem Grund aus dem Wald geholt werden mussten, dort
gegebenenfalls zur Pflege untergebracht werden konnten. »Hat Gordon Ihnen das
nicht gesagt?«, fragte er. »Seltsam, dass er sich überlegt, dort einen Garten
anzulegen, wo er doch genau weiß, dass er das nicht darf.«
    Sie befingerte den Rand der
Karte. Ȇber den Garten habe ich noch gar nicht so direkt mit ihm gesprochen.
Er weiß, dass ich meine Mädchen gern mit hierher bringen würde. Ich möchte
ihnen die Pferde zeigen, mit ihnen im Wald oder auf den Koppeln spazieren
gehen, an den Weihern picknicken... Mehr habe ich ihm noch gar nicht erzählt.
Ich wollte mir erst einen Plan machen, wissen Sie? Eine Skizze.«
    Robbie nickte. »Keine
schlechte Idee. Kommen die Mädchen aus der Stadt? Aus Winchester oder
Southampton?«
    »Nein, nein. Sie kommen aus
Brockenhurst. Ich meine, sie gehen in Brockenhurst zur Schule - auf die höhere
Schule oder die Gesamtschule -, aber sie stammen wahrscheinlich aus allen
möglichen Ecken des New Forest.«
    »Hm. Dann werden manche von
ihnen auf Höfen wie diesem hier aufgewachsen sein«, bemerkte er. »Für die wäre
ein Besuch hier draußen also nicht so wahnsinnig aufregend, oder?«
    Sie runzelte die Stirn. »Daran
habe ich noch gar nicht gedacht.« Sie trat ans Küchenfenster, von dem aus man
die Einfahrt und die Koppel dahinter sehen konnte. Seufzend sagte sie:
    »So viel Land... Was für eine
Schande, dass man es nicht sinnvoll nutzen kann.«
    »Kommt darauf an, was Sie unter
sinnvoll verstehen«, entgegnete Robbie. Er sah sich in der Küche um. Jemimas
Sachen waren alle verschwunden: ihre Kochbücher, ihre bunten Wandbehänge,
ihre Plastikpferdchen - ein Teil der Sammlung, die sie in ihrem Elternhaus
aufbewahrte. Stattdessen standen auf dem Regal über dem Tisch jetzt alte
Grußkarten aus der Zeit, als man noch Postkarten verschickte: eine mit
Ostergrüßen, Valentinstagsgrüße, zwei Weihnachtskarten und so weiter. Die
gehörten nicht Jemima.
    Als er die Karten sah, wurde
Robbie klar, dass Meredith Powell recht gehabt hatte mit ihrer Vermutung.
Gordon Jossie hatte Jemima aus seinem Leben verbannt. Das war nur nachvollziehbar.
Aber dass ihr Auto in seiner Scheune stand und dass er ihre Kleider in Kartons
auf dem Dachboden aufbewahrte, war nicht nachvollziehbar. Er musste dringend
ein Wörtchen mit Jossie reden, daran bestand kein Zweifel.
     
    8
     
    Am nächsten Morgen wachte
Gordon Jossie schweißgebadet auf, und das hatte nichts mit der Sommerhitze zu
tun. Es war noch früh am Tag - kurz nach sechs -, und noch waren die
Temperaturen mild.
    Er hatte wieder einen Albtraum
gehabt.
    Da schrak er jedes Mal nach
Luft ringend aus dem Schlaf, mit einem Gewicht auf der Brust wie bei einem
Hexentest, und dann brach ihm der Schweiß aus, bis sein Schlafanzug und die
Laken klatschnass waren. Und dann begann das Zittern, von dem Gina wach wurde,
genau wie früher Jemima.
    Aber die Reaktionen der beiden
Frauen waren vollkommen unterschiedlich. Jemima hatte ihn immer mit Fragen
gelöchert: Warum hast du denn solche Albträume? Warum redest du mit niemandem
darüber? Warum hast du noch nie einen Arzt aufgesucht wegen deiner
Schweißausbrüche? Es könnte sich um ein Anzeichen für irgendeine Krankheit
handeln, hatte sie gesagt. Schlafstörungen, eine Lungenkrankheit, etwas mit dem
Herzen... weiß der Himmel. Auf jeden Fall müsse er etwas unternehmen, denn an
so etwas könne man sterben. Das war immer Jemimas erster Gedanke gewesen: dass
jemand sterben könnte. Es war ihre größte Angst, und niemand hatte ihm erklären
müssen, woher diese Angst kam.
    Seine Ängste waren völlig
anderer Art, aber für ihn nicht weniger real, als Jemimas Ängste es für sie
waren. So war das Leben nun mal. Man hatte Ängste. Man lernte, damit umzugehen.
Er hatte gelernt, mit seinen Ängsten zu leben, und er hatte keine Lust, darüber
zu reden.
    Mit Gina brauchte er nicht
darüber zu reden. Wenn er morgens schweißgebadet neben ihr aufwachte - sie
übernachtete inzwischen fast immer bei ihm, und er fragte sich, warum sie ihr
Pensionszimmer in Lyndhurst nicht endlich aufgab -, dann stand sie auf, ging
ins Bad, befeuchtete einen Waschlappen und wusch ihn. Außerdem brachte sie
immer eine

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