George, Elizabeth
gelegen
wie an einem Gespräch mit Gordon. Außerdem wollte er sich auf dem Hof umsehen.
Und er wollte Jemimas Auto mit eigenen Augen sehen, auch wenn Meredith sich
unmöglich geirrt haben konnte. Es war ein Figaro, und so ein Auto bekam man
nicht alle Tage zu Gesicht.
Er hatte keine Ahnung, was das
alles beweisen oder auch nicht beweisen würde. Aber nachdem er zwei weitere
Nachrichten auf Jemimas Mailbox hinterlassen hatte und immer noch keine
Reaktion gekommen war, war er allmählich in Panik geraten. Jemima war
flatterhaft, aber dass sie sich nicht einmal bei ihrem eigenen Bruder meldete,
passte einfach nicht zu ihr.
Robbie ging zu der Koppel
hinüber, auf der zwei Ponys grasten. Um diese Jahreszeit kam es nur selten
vor, dass Tiere aus dem Wald geholt wurden, und er fragte sich, was ihnen
fehlte. Sie wirkten vollkommen gesund.
Er drehte sich nach dem Haus
um. Die Fenster standen offen, wie in der Hoffnung auf eine frische Brise, aber
es schien niemand zu Hause zu sein. Umso besser.
Meredith hatte gesagt, dass
Jemimas Auto in der Scheune stand, also ging er zuerst dorthin. Er hatte das
Tor gerade weit aufgemacht, als eine angenehme Frauenstimme rief: »Hallo? Kann
ich Ihnen helfen?«
Die Stimme kam von einer
zweiten Koppel, die seitlich der Scheune lag und vom Hofgelände getrennt war
durch einen schmalen, zerfurchten Feldweg, der in die Heide führte. Robbie sah
eine junge Frau, die sich Pflanzenreste von den Knien ihrer Jeans klopfte. Sie
sah aus, als wäre sie von einem dieser Designer eingekleidet worden, die man
in Fernsehshows sah: weiße, gestärkte Bluse mit hochgestelltem Kragen,
Cowboyhalstuch, Strohhut, der ihr Gesicht verschattete. Sie trug eine dunkle
Sonnenbrille, aber es war nicht zu übersehen, dass sie hübsch war: wesentlich
hübscher als Jemima, groß und mit Kurven an Stellen, wo Frauen in ihrem Alter
sie gewöhnlich nicht haben wollten.
»Suchen Sie jemanden?«, fragte
sie.
»Meine Schwester.«
»Oh.«
Keine Verwunderung, dachte er.
Na ja, wieso sollte sie sich auch wundern? Meredith war schließlich auch schon
hier, und welche Frau würde ihren Mann nicht zur Rede stellen, wenn plötzlich
der Name einer anderen fiel, von der er bisher nichts erzählt hatte?
»Man hat mir gesagt, dass ihr
Auto hier in der Scheune steht.«
»Richtig«, sagte sie. »Meins
auch. Warten Sie.«
Sie duckte sich unter dem Zaun
hindurch. Es war Stacheldraht, aber sie trug Handschuhe, mit denen sie die
Drähte auseinanderbog. Außerdem hatte sie eine Art Landkarte in der Hand, eine
offizielle Vermessungskarte, wie es aussah. »Ich bin hier sowieso fertig«,
erklärte sie ihm. »Das Auto steht da drinnen.«
Und da stand es. Nicht mit
einer Plane bedeckt, wie Meredith berichtet hatte, sondern unverhüllt und
nicht zu übersehen: kriegsschiffgrau mit cremefarbenem Dach. Es stand ganz
hinten in der Scheune. Daneben war noch ein Auto zu sehen, ein Mini Cooper, ein nagelneues Modell,
das offenbar der gut aussehenden Frau gehörte.
Sie stellte sich vor, aber er
wusste natürlich längst, dass sie Gina Dickens war, Jemimas Nachfolgerin. Sie
erzählte ihm frei heraus, dass es sie ziemlich geärgert hatte zu erfahren, dass
das Auto nicht Gordon, sondern seiner Exfreundin gehörte. Sie habe sich
deswegen mit ihm gestritten, berichtete sie. Auch über die Kartons mit Jemimas
Sachen, die auf dem Dachboden stünden.
»Er meinte, sie ist schon vor
Monaten verschwunden«, fuhr sie fort. »Seitdem hat er nichts mehr von ihr
gehört. Er glaubt, sie wird wahrscheinlich nicht wieder herkommen und dass
sie... Na ja, er hat nicht direkt gesagt, sie hätten sich gestritten, nur dass
sie sich getrennt hätten. Es hätte sich schon lange abgezeichnet, sagt er, und
dass es ihre Idee war und dass er sein Leben neu organisieren musste. Und weil
er ihre Sachen nicht wegwerfen wollte, hat er sie auf den Speicher geschafft.
Er rechnet damit, dass sie ihre Sachen irgendwann brauchen und ihn bitten
wird, sie ihr nachzuschicken, wenn sie... sich eingerichtet hat, nehme ich an.«
Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und sah ihn offen an. »Ich quatsche Ihnen die
Ohren voll«, sagte sie. »Verzeihen Sie bitte! Das Ganze macht mich irgendwie
nervös. Ich meine, der Eindruck, der entsteht, und so. Ihr Auto hier, ihre
Sachen in den Kartons.«
»Glauben Sie ihm?« Robbie fuhr
mit einer Hand über Jemimas Auto. Es war staubfrei und strahlte in altem
Glanz. Jemima hatte ihr Auto stets gut gepflegt. Meredith fragte sich also zu
Recht, warum sie es
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