Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
derzeit in einer Ausstellung in der National Portrait
Gallery am Trafalgar Square zu sehen.
    »Und? Ist es Jemima?«, fragte
Bella McHaggis. »Es passt überhaupt nicht zu ihr, einfach wegzufahren, ohne
hier jemandem Bescheid zu sagen. Als ich den Artikel im Evening Standard gelesen habe, da dachte ich
mir, also, wenn die Tote solche Augen hatte - zwei verschiedene Farben...« Als
Barbara sich zu ihr umdrehte, verstummte sie.
    »Ich würde mir gern ihr Zimmer
ansehen.«
    Bella stieß eine Mischung aus
Seufzer und Aufschrei aus.
    »Ich bin mir noch nicht ganz
sicher, Mrs. McHaggis«, behauptete Barbara beschwichtigend.
    »Es ist einfach so, dass sie
nach einer Weile irgendwie zur Familie gehören«, flüsterte Bella. »Die meisten
meiner Mieter... «
    »Sie haben also mehrere? Ich
möchte mit ihnen allen sprechen.«
    »Sie sind im Moment nicht da.
Sie sind auf der Arbeit, wissen Sie? Es sind nur zwei. Außer Jemima, meine ich.
Junge Männer. Wirklich nette junge Männer.«
    »Kann es sein, dass sie mit
einem der beiden ein Verhältnis hatte?«
    Bella schüttelte energisch den
Kopf. »Gegen die Hausordnung. Ich mag es nicht, wenn meine Herren und Damen
allzu vertrauten Umgang miteinander pflegen, solange sie unter meinem Dach
wohnen. Anfangs habe ich es nicht verboten, als ich nach dem Tod von Mr.
McHaggis angefangen habe, Zimmer zu vermieten. Aber dann habe ich
festgestellt...« Sie betrachtete das Poster an der Tür. »Ich habe festgestellt,
dass alles unnötig kompliziert wird, wenn meine Mieter... sagen wir mal, wenn
sie fraternisieren. Unausgesprochene Spannungen, möglicherweise Trennungen,
Eifersucht, Tränen. Streitereien am Frühstückstisch. Also habe ich die Regel eingeführt.«
    »Und wie stellen Sie fest, ob
Ihre Mieter sich daran halten?«
    »Glauben Sie mir«, sagte
Bella. »Ich erfahre es.«
    Barbara fragte sich, ob das
bedeutete, dass sie die Laken inspizierte. »Aber ich nehme doch an, dass
Jemima mit den beiden anderen Mietern bekannt war.«
    »Selbstverständlich. Vor allem
mit Paolo, würde ich sagen. Er hat sie schließlich mitgebracht. Paolo di Fazio.
Gebürtiger Italiener, aber da würden Sie nie drauf kommen. Überhaupt kein
Akzent. Und keine... Na ja, keine merkwürdigen italienischen Angewohnheiten,
wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Barbara wusste es nicht, aber
sie nickte. Was für italienische Angewohnheiten konnten das sein? Weetabix mit
Tomatensoße?
    »... das Zimmer neben ihr«,
erklärte Bella gerade. »Sie hat in einem Laden irgendwo in Covent Garden
gearbeitet, und Paolo hat einen Stand in der Jubilee Market Hall. Ich hatte ein
Zimmer frei, suchte einen Mieter. Ich wollte am liebsten eine Frau, und er
wusste, dass sie ein Zimmer suchte.«
    »Und der andere Mieter?«
    »Frazer Chaplin. Er wohnt im
Souterrain.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür, an der das Poster
hing. »Ach, das ist seins? Das Poster?«
    »Nein. Das ist nur die Tür,
die zu seinem Zimmer führt. Sie hat mir das Poster geschenkt. Jemima, meine
ich. Ich glaube, sie war nicht besonders begeistert, als ich es hier aufgehängt
habe, wo es keiner sieht. Aber... Na ja, so ist das nun mal. Es gab einfach
nirgendwo anders Platz dafür.«
    Barbara wunderte sich. Sie
hatte den Eindruck, dass es reichlich Platz gab, trotz der Unmengen an
Hinweisschildern. Sie warf einen letzten kurzen Blick auf das Poster und bat
noch einmal darum, Jemima Hastings' Zimmer sehen zu dürfen. Die Frau sah
tatsächlich so aus wie die junge Frau, deren Autopsiefotos Isabelle Ardery am
Morgen im Besprechungsraum aufgehängt hatte. Und wie immer war es
erschütternd, den Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Gesicht
zu sehen.
    Sie folgte Bella in den ersten
Stock, wo Jemima das Zimmer bewohnt hatte, das zur Straße hin lag. Paolos Zimmer
befinde sich am anderen Ende des Flurs im hinteren Teil des Hauses, sagte
Bella. Sie selbst wohne im zweiten Stock.
    Sie öffnete die Tür. Sie war
unverschlossen. Auch von innen steckte kein Schlüssel. Was nicht bedeuten
musste, dass es im Zimmer keinen Schlüssel gab, dachte Barbara. Ihn zu finden,
wäre allerdings eine Aufgabe, die dem Ausmisten des Augiasstalls gleichkäme.
    »Sie hatte etwas von einem
Hamsterer«, bemerkte Bella.
    Sie hätte wohl auch von Noah
behauptet, er hätte etwas von einem Bootsbauer. Denn Barbara hatte noch nie ein
derart vollgemülltes Zimmer gesehen, und es war nicht mal klein. Klamotten
lagen auf dem ungemachten Bett, auf dem Fußboden und in den

Weitere Kostenlose Bücher