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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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die Anschaffung anatomisch korrekter Babypuppen.
    »Im zweiten Teil des Kurses
nehmen wir echte Babys«, wandte sich Monica Patterson-Hughes an Meredith,
nachdem sie zur Seite getreten war und die zukünftigen Kindermädchen auf die
Puppe losgelassen hatte. »Außerdem sind wir wieder dazu übergegangen, die Benutzung
von Stoffwindeln zu empfehlen. Wir wollen schließlich gesunde Kinder
großziehen.« Sie sah Lexie an. »Möchtest du dich hier anmelden? Der Kurs ist
sehr beliebt. Unsere Mädchen finden überall in Hampshire Arbeit. Allerdings
müsstest du ein bisschen was an deiner äußeren Erscheinung ändern - die Frisur
ist ein bisschen ungewöhnlich
-, aber mit etwas Beratung kriegst du das schon hin. Das heißt, wenn du dich
für unseren Kurs interessierst.«
    Lexie machte unaufgefordert
ein verdrießliches Gesicht. Meredith nahm Monica Patterson-Hughes zur Seite.
Darum gehe es nicht, erklärte sie, eher um etwas ganz anderes: »Lexie treibt es
ein bisschen zu bunt, und ich bin für sie verantwortlich, und man hat mir
gesagt, dass es hier ein Programm gibt für Mädchen wie Lexie - Mädchen, die
von jemandem an die Hand genommen werden müssen, der ihnen ein Vorbild ist,
sich um sie bemüht wie eine große Schwester. Was ich natürlich bin, ihre große
Schwester, meine ich. Aber manchmal ist eine echte große Schwester nicht die
Richtige, auf die die kleine Schwester hört, vor allem wenn die kleine
Schwester, so wie Lexie, schon ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten ist -
Jungs, Komasaufen und so weiter«, flüsterte Meredith, »und die ihre große
Schwester nur noch für eine verdammte Moralpredigerin hält. Ich habe von so
einem Programm gehört...«, wiederholte sie hoffnungsvoll. »Eine junge Frau
aus... ich glaube, Winchester... die sich solcher Mädchen annimmt.«
    Monica Patterson-Hughes
runzelte die Stirn. Dann schüttelte sie den Kopf. Das College biete kein
solches Programm an. Und sie habe auch nichts davon gehört, dass irgendwo
anders eines angeboten würde. Gefährdete Jugendliche... Richteten sich solche
Programme nicht vielmehr an jüngere Mädchen? Und würde so etwas nicht eher von der
Bezirksverwaltung gesteuert?
    Lexie, die in ihrer Rolle
geradezu aufging, schnaubte verächtlich. Sie wolle »mit der Scheißverwaltung
nichts zu schaffen haben« und nahm ihre Zigaretten aus der Tasche, als
beabsichtigte sie, sich im Sanitätsraum eine anzuzünden.
    Monica Patterson-Hughes sah
sie entgeistert an. »Also, meine Liebe, du kannst hier nicht...«, woraufhin
Lexie entgegnete, dass sie verdammt noch mal tun könne, was ihr passte.
Meredith erschien das ein bisschen dick aufgetragen, und sie beeilte sich, ihre
»kleine Schwester« schleunigst aus dem Klassenzimmer hinauszulotsen.
    Kaum waren sie draußen,
juchzte Lexie: »Das war affengeil«, und: »Wo machen wir weiter?«, und: »Beim
nächsten Mal erzähl ich von meinem Freund!«
    Am liebsten hätte Meredith ihr
erklärt, dass ein bisschen weniger Theatralik angebracht wäre, aber in Lexies
Leben gab es nicht viel Abwechslung, und wenn dieser kleine Ausflug ihr ein
bisschen Vergnügen bereitet hatte, das ihre bibelversessenen Eltern ihr
verwehrten, dann wollte sie ihr das nicht verderben. Und so legten sie im
Empfangsbereich der New-Forest-Bezirksverwaltung - die in Lyndhurst in einem
U-förmig angeordneten Gebäudekomplex namens Appletree Court untergebracht war -
eine derartig überzeugende Show hin, dass man sie sogleich in die Obhut des
Sozialarbeiters Dominic Cheeters übergab, der ihnen Kaffee und
Zitronen-Ingwer-Kekse vorsetzte und so hilfsbereit war, dass Meredith ein ganz
schlechtes Gewissen bekam, weil sie dem Mann etwas vorschwindelten.
    Aber auch bei der Bezirksverwaltung
erfuhren sie, dass kein Programm für gefährdete Mädchen existierte und erst
recht kein Programm, das von einer Gina Dickens aus Winchester initiiert worden
war. Dominic, die Hilfsbereitschaft in Person, machte sich sogar die Mühe,
einige seiner »persönlichen Quellen« anzurufen, wie er sie nannte. Aber das
Ergebnis blieb dasselbe: nichts. Dann ging er sogar noch weiter und rief die
Schulverwaltung in Southampton an in der Hoffnung, dass man ihm dort weiterhelfen
würde. Inzwischen war Meredith bereits überzeugt, dass diese Telefonate
ebenfalls ergebnislos sein würden, und so war es auch.
    Am Ende verschlang der Ausflug
mit Lexie Streener fast den ganzen Tag. Aber Meredith fand, dass sie ihre Zeit
sinnvoll verbracht hatte. Jetzt hatte sie den handfesten

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