Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
Beweis dafür, dass
Gina Dickens' Geschichte über ihr Leben im New Forest erstunken und erlogen
war. Und wer einmal log, der log noch öfter, das wusste Meredith aus eigener
Erfahrung.
     
    Als Gordon wieder allein war,
pfiff er nach Tess. Die Hündin kam sofort angerannt. Sie war seit dem frühen
Morgen draußen gewesen und hatte sich schließlich an ihren Lieblingsschattenplatz
unter einer Kletterhortensie hinter dem Haus zurückgezogen. Dort gab es ein
Fleckchen Erde, das selbst an heißesten Sommertagen kühl blieb.
    Er nahm die Hundebürste,
woraufhin Tess mit einem freudigen Japsen und Schwanzwedeln reagierte. Sie
sprang auf den niedrigen Tisch, der stets diesem Zweck diente, Gordon zog
seinen Hocker heran und begann bei den Ohren. Die Hündin musste ohnehin täglich
gebürstet werden, also konnte er das auch jetzt erledigen.
    Er hätte gern eine geraucht,
aber er hatte keine Zigaretten mehr, und so widmete er sich eben mit Inbrunst
der Pflege von Tess' Fell. Er war von Kopf bis Fuß verkrampft, und er wollte sich
entspannen und wohlfühlen. Er wusste nur nicht, wie er das anstellen sollte,
und so bürstete er und bürstete und bürstete.
    Sie waren von seinem Pick-up
weggegangen in Richtung Scheune und schließlich in die Scheune hinein. Gina
hatte sich wahrscheinlich gewundert, aber das durfte keine Rolle spielen, denn
Gina war unberührt wie eine Lilie, die auf einem Misthaufen wuchs, und so
sollte es bleiben. Also hatte er sie in der Einfahrt stehen lassen, verwirrt
oder verängstigt oder besorgt oder was auch immer eine Frau empfinden mochte,
die mitbekam, dass der Mann, dem sie ihr Herz geöffnet hatte, unter der Knute
von jemandem stand, der ihm oder ihnen beiden Leid zufügen konnte.
    Er bürstete und bürstete. Tess
winselte. Er war zu grob. Er übte weniger Druck aus. Und bürstete und bürstete.
    Sie waren also in die Scheune
gegangen, und auf dem Weg dorthin hatte Gordon versucht, es so aussehen zu
lassen, als hätte der Besuch des Fremden etwas mit dem Land zu tun. Er hatte
hierhin und dorthin gezeigt und damit Erheiterung erzeugt. Der andere hatte in
sich hineingelacht.
    »Ich hab gehört, deine Süße
ist verschwunden«, hatte er gesagt, als sie in der kühlen Scheune standen.
»Aber wie es aussieht«, fügte er mit einem Augenzwinkern und einer obszönen
Geste hinzu, die Gordon als sexuelle Anspielung auffassen sollte, was er auch
tat, »ist das kein großer Verlust für dich. Die Neue ist wirklich ansehnlich.
Hübscher als die andere. Schöne, feste Schenkel, nehm ich an. Und sie sieht
aus, als könnte sie ordentlich zupacken. Die andere war schmächtiger, oder?«
    »Was wollen Sie?«, hatte er
gefragt. »Ich muss nämlich zur Arbeit und Gina ebenfalls, und Sie blockieren
die Auffahrt.«
    »Das macht es ein bisschen
kompliziert, was? Dass ich die Auffahrt blockiere. Wo ist die andere?«
    »Welche andere?«
    »Du weißt genau, wen ich
meine. Irgendeine Tussi macht sich deinetwegen ins Hemd. Wo ist die andere?
Spuck's aus, Gordon! Ich weiß, dass du es weißt.«
    Ihm war nichts anderes übrig
geblieben, als es ihm zu sagen: dass Jemima ohne ersichtlichen Grund und ohne
Auto aus dem New Forest verschwunden war und fast alle ihre Sachen dagelassen
hatte. Es würde ohnehin herauskommen, ob er nun zugab, dass er es wusste, oder
nicht, und dann würde er verdammt großen Ärger kriegen.
    »Sie ist also einfach sang-
und klanglos verschwunden?«, hatte der Mann nachgehakt.
    »Genau so war's.«
    »Und warum? Hast du's ihr
nicht ordentlich genug besorgt, Gordon? Ein gesunder, kräftiger Kerl wie du,
ein Mann, an dem alles dran ist, was dazugehört?«
    »Ich habe keine Ahnung, warum
sie abgehauen ist.«
    Der Mann musterte ihn. Er nahm
seine Brille ab und putzte sie mit einem speziellen Tuch, das er aus der Tasche
zog. »Erzähl mir keinen Scheiß«, sagte er, und die falsche Jovialität, die er
bis dahin an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. Sein Ton war jetzt so
eisig wie eine kalte Klinge, die erhitzte Haut berührt. »Versuch nicht, mich
für dumm zu verkaufen. Ich mag es nicht, wenn über dich geredet wird. Das macht
mich nervös. Also, willst du immer noch behaupten, sie wäre abgehauen und du
hättest keinen Schimmer, warum? Das kauf ich dir nicht ab.«
    Gordon hatte sich die ganze
Zeit über gesorgt, dass Gina in die Scheune kommen könnte, um nachzusehen, um
ihre Hilfe anzubieten, einzugreifen, ihn zu schützen. So war sie einfach.
    »Sie hat gesagt, sie könnte es
nicht ertragen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher