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George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Titel: George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Soros , Steve Clemons
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eine Umkehr des langfristigen Aufwärtstrends beim Ölpreis sehen. Im Gegensatz zu Öl und anderen fossilen Brennstoffen, deren Produktionskosten steigen dürften, werden die alternativen Brennstoffe billiger, wenn wir günstigere und effizientere Technologien für ihre Ausbeutung entdecken. Dadurch werden sie letztlich auch die Preise der fossilen Brennstoffe senken.

PAULSON DARF KEINEN BLANKOSCHECK BEKOMMEN
Financial Times , 24. September 2008
    Hank Paulsons Rettungspaket in Höhe von 700 Milliarden Dollar trifft auf dem Kapitolhügel auf Widerstand. Und das zu Recht: Es ist schlecht durchdacht. Der Kongress würde seine Verantwortung abgeben, wenn er dem Finanzminister einen Blankoscheck ausstellen würde. In dem Gesetzentwurf, der dem Kongress vorgelegt wurde, gab es sogar Formulierungen, wonach die Entscheidungen des Finanzministers von der Überprüfung durch Gerichte oder Verwaltungsbehörden ausgenommen wären – die ultimative Erfüllung des Traums der Bush-Regierung von der freien Exekutive.
    Paulsons Vorgeschichte flößt nicht das nötige Vertrauen ein, ihm die Verfügungsgewalt über 700 Milliarden Dollar zu geben. Seine Taten in der vergangenen Woche haben ja die Krise verursacht, welche die Rettung notwendig macht. Am Montag hat er zugelassen, dass Lehman Brothers Pleite macht, und er hat sich geweigert, staatliche Mittel für die Rettung von AIG bereitzustellen. Am Dienstag musste er eine Kehrtwende vollziehen und ein Darlehen in Höhe von 85 Milliarden Dollar an AIG zu Strafzinsen vergeben. Der Untergang von Lehman brachte den Markt für Geldmarktpapiere zum Erliegen. Ein großer Geldmarktfonds fiel unter einen Dollar und den Investmentbanken, die auf den Geldmarkt zugriffen, fiel es daher schwer, ihren Betrieb zu finanzieren. Am Donnerstag war ein Ansturm auf die Geldmarktfonds in vollem Gange und wir kamen einer Kernschmelze so nahe wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr. Wieder vollzog Paulson eine Wende und schlug eine systemische Rettung vor.
    Er hatte vom Kongress schon einmal einen Blankoscheck bekommen, damals für Fannie Mae und Freddie Mac. Seine Lösung ließ den Häusermarkt in der schlechtesten aller Welten landen: Die Unternehmenslenker von Fannie und Freddie wussten, dass sie ihren Job verlieren würden, wenn die Blankoschecks ausgestellt würden. Deshalb führten sie Einschränkungen ein und machten die Hypothekendarlehen teurer sowie schwerer zu bekommen. Wenige Wochen später führte der Markt Herrn Paulson die Hand und er musste beide übernehmen.
    Paulsons Vorschlag, notleidende Wertpapiere zu kaufen, die mit Hypotheken in Zusammenhang stehen, wirft ein klassisches Problem der asymmetrischen Information auf. Die Wertpapiere sind schwer zu bewerten, aber die Käufer wissen mehr über sie als die Verkäufer: Bei einer etwaigen Auktion müsste das Finanzministerium den Müll einsammeln. Außerdem strotzt der Vorschlag vor latenten Konflikten über Zinsfragen. Der Plan würde nur Erleichterung bringen, wenn das Schatzministerium für die Wertpapiere zu viel bezahlt. Aber wenn der Plan für die Rettung insolventer Banken genutzt wird, was bekommt dann der Steuerzahler als Gegenleistung?
    Barack Obama hat vier Bedingungen skizziert, die auferlegt werden sollten: neben den Nachteilen für die Steuerzahler auch Vorteile; ein 2-Parteien-Rat, der den Prozess beaufsichtigt; Hilfe nicht nur für die Inhaber der Hypotheken, sondern auch für die Hausbesitzer; und gewisse Obergrenzen für die Gehälter derjenigen, die vom Geld der Steuerzahler profitieren. Das sind die richtigen Grundsätze. Man könnte sie wirksamer umsetzen, wenn man die mit notleidenden Wertpapieren belasteten Institutionen direkt kapitalisieren würde, anstatt sie um die notleidenden Papiere zu erleichtern.
    Die Injektion von Staatsgeldern wäre viel unproblematischer, wenn sie auf das Eigenkapital anstatt auf die Bilanz angewendet würde. 700 Milliarden Dollar an Vorzugsaktien mit Bezugsrecht könnten durchaus reichen, um das Loch zu schließen, das durch das Platzen der Häuserblase gerissen wurde. Im Gegensatz dazu dürfte die Zugabe von 700 Milliarden Dollar auf die Nachfrageseite eines 11.000 Milliarden Dollar schweren Marktes nicht ausreichen, um den Verfall der Häuserpreise aufzuhalten. Also muss auch auf der Angebotsseite etwas getan werden. Um zu verhindern, dass die Häuserpreise nach unten über das Ziel hinausschießen, muss die Anzahl der Zwangsvollstreckungen auf ein Minimum beschränkt werden. Die

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