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George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Titel: George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Soros , Steve Clemons
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hoffte Finanzminister Hank Paulson, er könnte es vermeiden, das Geld der Steuerzahler einzusetzen. Deshalb ließ er den Bankrott von Lehman Brothers zu. Das TARP hat das Prinzip festgeschrieben, dass öffentliche Gelder nötig sind, und wenn das gegenwärtige Programm nicht funktioniert, werden weitere Programme eingerichtet. Dann haben wir den Rubikon überschritten.
    Da das TARP schlecht durchdacht war, dürfte es bei Amerikas Gläubigern eine negative Reaktion hervorrufen. Sie könnten es als Versuch betrachten, die Schulden durch Inflation zu tilgen. Der Dollar dürfte unter Druck geraten und die Regierung wird für ihre Schulden mehr bezahlen müssen, vor allem auf die langfristigen. Diese widrigen Konsequenzen könnten durch einen effektiveren Einsatz der Steuergelder gemildert werden.
    Anstatt einfach notleidende Anlagen aufzukaufen, sollte der Löwenanteil der Mittel für die Rekapitalisierung des Bankensystems verwendet werden. Mittel, die auf der Ebene des Eigenkapitals zugeschossen werden, sind im Verhältnis zu Mitteln, die auf der Ebene der Bilanz eingesetzt werden, mindestens zwölfmal so wirksam – sodass dem Staat im Endeffekt 8.400 Milliarden Dollar zur Verfügung stünden, um den Kreditfluss wieder in Gang zu bringen. In der Praxis wäre die Wirkung sogar noch größer, weil der Einschuss von Staatsmitteln auch privates Kapital anlocken würde. Das Ergebnis wäre eine stärkere konjunkturelle Erholung und die Chance für die Steuerzahler, von dieser Erholung zu profitieren.

WIE MAN DIE BANKEN KAPITALISIERT UND DAS FINANZSYSTEM RETTET
Financial Times , 12. Oktober 2008
    Nachdem Hank Paulson nun erkannt hat, dass man das TARP am besten einsetzt, um das Bankensystem zu rekapitalisieren, muss unbedingt präzise formuliert werden, wie das geschehen soll. Da dieser Plan nicht zum ursprünglichen Ansatz des Finanzministers gehörte, besteht die reale Gefahr, dass er nicht richtig strukturiert wird und sein Ziel nicht erreicht. Da die Finanzmärkte am Rande der Kernschmelze stehen, ist es lebenswichtig, die Aussichten auf eine erfolgreiche Rekapitalisierung klar vor Augen zu führen.
    Das TARP sollte so funktionieren: Der Finanzminister sollte zunächst einmal von den Bankenaufsichtsbehörden verlangen, dass sie für jede Bank eine Schätzung vorlegen, wie viel zusätzliches Kapital sie brauchen würde, um die satzungsmäßige Anforderung von acht Prozent zu erfüllen. Die Aufsichtsbehörden kennen die Banken, prüfen sie intensiv und sammeln Informationen über sie. Sie wären in der Lage, innerhalb kurzer Zeit Schätzungen vorzulegen, wenn sie klare Anweisungen hätten, welche Annahmen sie dafür verwenden sollen. Bei den kleineren, eher einfach strukturierten Instituten wären diese Schätzungen relativ verlässlich, aber bei Konzernen wie Citibank und Goldman Sachs müssten auch einige Vermutungen angestellt werden.
    Die Unternehmensleitungen solventer Banken hätten dann die Möglichkeit, sich selbst zusätzliches Kapital zu beschaffen oder sich an das TARP zu wenden. Dieses würde dann die Bedingungen angeben, zu denen es bereit wäre, eine Neuemission von Wandelvorzugsaktien zu organisieren. (Wandelvorzugsaktien sind besser als Bezugsrechte, weil die Banken später keine zusätzlichen Kapitalspritzen nötig haben sollten.) Die Vorzüge hätten einen niedrigen Kupon von fünf Prozent, damit sie die Rentabilität der Bank nicht beeinträchtigen. Die Neuemissionen würden zwar die Positionen der existierenden Aktionäre verwässern, aber diese würden dafür Vorzugsrechte für die Zeichnung zu den gleichen Bedingungen wie beim TARP bekommen. Wenn sie bereit und in der Lage wären, zusätzliches Kapital aufzubringen, würden sie also nicht verwässert werden. Diese Rechte wären übertragbar, und wenn man die Konditionen klug festlegen würde, dann würden andere Investoren sie auch wahrnehmen.
    Bei Anwendung dieses Ansatzes dürften 700 Milliarden Dollar mehr als ausreichend sein, um das gesamte Bankensystem zu rekapitalisieren, und dann wären noch Mittel übrig, mit denen man Hypothekenpapiere kaufen und bis zur Fälligkeit halten könnte. Da insolvente Banken kein Anrecht auf Rekapitalisierung hätten, würde die Einlagenversicherung Federal Deposit Insurance Corporation bestimmt einen Nachschlag verlangen.
    Parallel zum Rekapitalisierungsplan würden die Behörden die Mindestkapital-Anforderungen senken, sodass die Banken um neue Geschäfte konkurrieren würden. Außerdem würde die Fed für

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