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George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Titel: George Soros: Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Soros , Steve Clemons
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toxischen Wertpapiere sind definitionsgemäß schwierig zu bewerten. Die Einführung eines schwergewichtigen Käufers würde nicht der Preisfindung dienen, sondern Preisverzerrung zur Folge haben.
    Zudem sind die betreffenden Wertpapiere nicht homogen und das bedeutet, dass aufgrund der negativen Risikoauslese selbst bei einem Auktionsverfahren für die Aggregator Bank die schlechtesten Anlagen übrig bleiben würden. Sogar bei künstlich aufgeblähten Preisen könnten es sich die meisten Banken nicht leisten, ihre Restportfolios gemäß dem aktuellen Marktwert zu bewerten, und deshalb bräuchten sie eine zusätzliche Entlastung. Die wahrscheinlichste Lösung besteht darin, ihre Portfolios innerhalb eines gewissen Rahmens zu schützen. Dabei würde die Federal Reserve Verluste auffangen, die über eine bestimmte Grenze hinausgehen.
    Falls diese Maßnahmen wirklich umgesetzt würden, wären sie eine künstliche Lebenserhaltung für die Banken auf hohe Kosten des Steuerzahlers, würden aber die Banken nicht in die Lage versetzen, wieder zu wettbewerbsfähigen Zinsen Darlehen zu vergeben. Die Banken bräuchten dann nämlich für längere Zeit satte Gewinnspannen und steile Zinskurven, um ihr Eigenkapital wieder aufzubauen.
    Meiner Ansicht nach würde ein Plan von Kapitalspritzen, die sich an realistischen Bewertungen orientieren, gefolgt von einer Senkung der Mindestkapital-Anforderungen an die Banken, einen viel effizienteren Beitrag zur Wiederankurbelung der Wirtschaft leisten. Der Nachteil wäre, dass dafür mehr als 1.000 Milliarden Dollar an neuem Kapital nötig wären. Dazu würde in Fällen, in denen es angebracht ist, auch eine Good-Bank-/Bad-Bank-Lösung gehören. Dies würde die Positionen der bisherigen Aktionäre massiv verwässern und die Gefahr mit sich bringen, dass die Mehrheit des Eigenkapitals von Banken in staatliche Hand gerät.
    Die Obama-Administration steht also vor der schwierigen Entscheidung, ob sie die Banken teilweise verstaatlichen oder aber sie in privater Hand lassen und nur ihre toxischen Anlagen verstaatlichen soll.
    Wenn sie den ersten Weg wählen würde, dann würde sie einem breiten Segment der Bevölkerung sehr weh tun – nicht nur den Bankaktionären, sondern auch den Anspruchsberechtigten von Pensionsfonds. Allerdings würde das die Atmosphäre reinigen und die Wirtschaft ankurbeln.
    Der zweite Weg würde zwar die schmerzlichen wirtschaftlichen Realitäten weder anerkennen noch bewältigen, aber die Banken in die gleiche Zwickmühle bringen, als die sich der Untergang der staatsnahen Unternehmen Fannie Mae und Freddie Mac entpuppt hat. Das allgemeine Interesse würde zwar diktieren, dass die Banken wieder zu attraktiven Bedingungen Darlehen vergeben. Die Kreditvergabe müsste aber durch ein staatliches Diktat erzwungen werden, weil das Eigeninteresse der Banken sie veranlassen würde, sich auf die Bewahrung und die Wiederaufstockung ihres Eigenkapitals zu konzentrieren.
    Die politischen Realitäten drängen die Regierung Obama in letztere Richtung. Sie kann nicht zum Kongress gehen und um die Genehmigung bitten, weitere 1.000 Milliarden Dollar für die Rekapitalisierung der Banken auszugeben. Schließlich hat Paulson diesen Brunnen dadurch vergiftet, dass er um Geld gebeten und es dann für das TARP ausgegeben hat. Schon die zweite Tranche des TARP – die restlichen 350 Milliarden Dollar – konnten im Kongress nur durch geschickte Manöver losgeeist werden. Genau das veranlasst das Kabinett Obama zu der Erwägung, 100 Milliarden Dollar von dieser Tranche für die Lösung mit der „Aggregator Bank“ zu verwenden.
    Der Aktienmarkt dringt auf eine baldige Entscheidung, indem er die Finanz-Aktien unter Druck setzt. Aber die neue Führungsmannschaft sollte möglichst nicht die Fehler der alten wiederholen und ein Programm ankündigen, bevor es gründlich durchdacht wurde. Die Wahl zwischen den beiden Wegen ist folgenschwer: Ist sie getroffen, wird sie unumkehrbar. Sie sollte sich auf eine sorgfältige Beurteilung der Alternativen gründen.
    Präsident Barack Obama kann sein Versprechen eines mutigen neuen Ansatzes nur erfüllen, wenn er die Kontinuität zur vorherigen Führungsmannschaft unterbricht. Das Gefühl des Kongresses und der Öffentlichkeit, es sei zu viel für die Banken und zu wenig für die strapazierten Haushalte getan worden, ist berechtigt. Der Staat sollte die staatsnahen Unternehmen aus der Vorhölle herausholen und sie aktiver zur Stabilisierung des

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