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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Charakters zu befreunden, daß sie sie früher oder später ganz gräßlich
behandeln! Sie selbst hat natürlich nie einen Streit gesucht – sie ist das
liebenswürdigste und langmütigste aller Geschöpfe. Es ist ja gerade ihre
Vertrauensseligkeit, durch die sie die Beute bösartiger Menschen wird, die sie
ohne jeden Grund unweigerlich derart unerträglich beleidigen, daß sie einfach
gezwungen ist, jede Verbindung abzubrechen. Stimmt's?»
    «So ziemlich!» sagte Aubrey mit
einem schiefen Grinsen.
    «Fügen Sie noch Eifersucht hinzu»,
sagte Venetia, «und außerdem eine ganz unvernünftige! Sowie sie meiner nur
ansichtig wurde, war sie auch schon eifersüchtig auf mich und konnte mich
nicht leiden, und ich kann nicht daraufkommen, warum eigentlich, denn ich
glaube wirklich nicht, daß ich ihr dazu Grund gegeben hätte!»
    «Aber Sie geben ihr sogar einen sehr
wichtigen Grund», sagte Damerel, und seine Augen lächelten. «Wären Sie eine
dunkle Schönheit, dann läge der Fall ganz anders, denn dann hätten Sie als
Folie für diese fade blonde Tochter dienen können. Aber Sie sind blond, meine
Liebe, und überstrahlen dieses Mädchen. Glauben sie mir, das Gold stellt das
Flachsblond gründlichst in den Schatten, was Mrs. Scorrier sehr gut weiß!»
    «Beim Jupiter, ich glaube, du hast
recht!» rief Aubrey aus und betrachtete seine Schwester kritisch. «Ich glaube,
Venetia ist wirklich ein bemerkenswert schönes Mädchen! Die Leute jedenfalls
halten sie dafür.»
    «Und selbst du gibst zu, daß sie
erträglich ist! Daran besteht kein Zweifel!»
    «Danke! Ich bin euch beiden sehr
verbunden!» sagte Venetia lachend. «Ich muß schon sagen, ihr wißt, welch großen
Sinn ich für das Lächerliche habe. Ihr werdet aber Charlotte doch wenigstens
die Gerechtigkeit widerfahren lassen und zugeben, daß sie ein sehr hübsches
Mädchen ist!»
    «Sicherlich – wie eine Marionette,
ohne Gesicht.»
    «Na, ich sehe nichts an ihr, was
über das gewöhnliche Maß hinausginge», erklärte Aubrey. «Und falls Conway zu
der Zeit nicht besoffen war, will ich verdammt sein, wenn ich weiß, warum er um
sie anhielt!»
    «Aber sie werden reizend miteinander
auskommen», sagte Venetia. «Ich weiß genau, warum er um sie anhielt! Sie ist
hübsch und sagt, sie bewundere ihn über alles – ja, ich glaube sogar, sie betet
ihn an! –, sie hat nicht einen Gedanken im Kopf, der ihm lästig fallen könnte,
und sie wird immer überzeugt sein, er sei ebenso klug, wie er hübsch ist!»
    «Dann wird er überhaupt unerträglich
werden», sagte Aubrey und zog sich aus seinem Stuhl hoch. «Ich muß mich um Bess
kümmern – sie hat sich einen Dorn eingetreten.»
    Er hinkte hinaus. Als sich die Tür
hinter ihm schloß, sagte Damerel: «Ich habe kein Interesse an der blonden Charlotte
und noch weniger an ihrer Mama, aber ich gestehe, daß ich schon äußerst
neugierig auf Ihren Bruder Conway bin, mein liebes Entzücken! Was zum Teufel
soll dieser groteske Streich bedeuten? Was für ein Mensch muß das sein, daß er
Ihnen einen derartigen Streich gespielt hat?»
    Venetia erwog, wie sie ihren Bruder
Conway schildern sollte. «Nun, er ist groß und hübsch», versuchte sie ihn zu
beschreiben. «Er schaut willensstark aus, aber in Wirklichkeit ist er äußerst
nachgiebig und nur hie und da starrköpfig. Er ist auch nett, und ich muß sagen,
ich halte es für eine große Tugend von ihm, daß er es nicht krummnimmt, wenn
man ihn aufzieht. Ja, wann immer Aubrey ihm einen seiner schneidenden
Aussprüche sagt, ist er ganz stolz bei dem Gedanken, daß der arme kleine
Bursche, wie winzig er auch immer sein mag, eine verteufelt kluge Zunge hat.»
    Damerel zog die Brauen hoch. «Aber
Sie zeichnen ja das Porträt eines schätzenswerten Mannes, meine Liebe!»
    «Das ist er auch – in vieler
Hinsicht», antwortete Venetia herzlich. «Nur ist er eben egoistisch und
indolent, und trotz all seiner Liebenswürdigkeit nützt es nichts, anzunehmen,
daß er sich für irgend jemanden exponiert, weil er zwar nie so unliebenswürdig
wäre, sich geradeheraus zu weigern, doch es entweder vergißt oder immer
irgendeinen vorzüglichen Grund dafür fände, warum es für alle Beteiligten viel
besser ist, wenn er keinen Finger rührt. Er mag keine Unbequemlichkeit, wissen
Sie. Und im übrigen – oh, er ist ein mutiger Parforcereiter, ein erstklassiger
Violinspieler und ein erträglich guter Schütze! Er liebt einfältige Witze, und
wenn er sie zum zehnten Mal erzählt, lacht er genauso

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