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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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daß ich
fürchte, ihr Leben wird elend werden, wenn ihr das nicht gelingt.»
    Daraufhin ging sie fort, und als
nächstes hörte man sie Ribble sagen, er möge Nachricht in die Ställe schicken,
daß die Stute vorgeführt werde. Aus dem, was Mrs. Scorrier sie gleich darauf
zu Aubrey sagen hörte, entnahm sie, daß Venetia irgendeinen Pächter oder
Bediensteten besuchen würde, der das Opfer eines ungenannten Unfalls geworden
war; und das vertiefte ihren Groll, denn sie hatte das Gefühl, daß es Charlotte
zukam, die Rolle der gnadenspendenden Herrin zu spielen; und sie hätte sehr
gern ihre Tochter in der Kutsche begleitet, den Armen und Bedürftigen Trost zu
spenden, guten Rat den Leichtsinnigen zu erteilen und im allgemeinen allen
Leuten Conways zu zeigen, wie ihnen die Arbeit am vorteilhaftesten von der Hand
ginge.
    Hätte sie nur geahnt, daß weder
Barmherzigkeit noch Rat dem betroffenen Haus genehm gewesen wären! Dessen
Vorstand war in Wirklichkeit ein ehrenwerter Farmer, und der Unfall, den sein jüngster Sohn erlitten hatte, ein rüstiger
junger Mann von etlichen zehn Lenzen, bedurfte weder der Gelees noch stärkender
Süppchen, sondern eher – in der Meinung seines erzürnten Vaters – einer sehr
anderen Behandlung, denn er hatte sich nur den Arm gebrochen, und das durch
einen Akt tollkühnen Ungehorsams. Venetias Besuch war reine Höflichkeit, und
sie hätte ihn vielleicht gar nicht gemacht, wäre sie weniger nervös oder eher
imstande gewesen, die Beschwerden der verschiedenen Mitglieder des häuslichen
Stabs in Undershaw zu ertragen, die keinen Tag verstreichen ließen, ohne ihre
Hilfe gegen die Übergriffe Mrs. Scorriers anzurufen.
    Aubreys Überfall bei einer Szene,
die sie und Damerel allein anging, hatte sie nicht sehr gestört, obwohl sie
den Bruder anderswohin gewünscht hätte. Sie war ja gezwungen gewesen, sich
sofort mit einer Krise völlig anderer Art auseinanderzusetzen. Erst viel später
kam sie dazu, alles, was sich in der Bibliothek abgespielt hatte, zu überlegen
und sich zu fragen, was wohl für eine Bedeutung hinter einigem steckte, das
Damerel zu ihr gesagt hatte. Sie zweifelte genausowenig daran, daß sie geliebt
wurde, wie daran, daß die Sonne morgen wieder aufgehen werde. Als sie aber dann
im Bett lag, wurde ihr tiefer Frieden, zu dem weder der häusliche Krach noch
Mrs. Scorrier vorzudringen vermochten, von einem bösen Vorgefühl aufgestört,
zunächst so leise, daß es kaum erkennbar war, das aber allmählich die
Zufriedenheit in eine vage Unruhe verwandelte. Damerel hatte nichts gesagt,
was sie nicht einer skrupelhaften Mannesehre hätte zuschreiben können, zu
nichtig, um es nicht leicht zu überwinden. Während sie aber noch über die
männliche Torheit lächelte, blitzte einen sengenden Augenblick lang die Angst
in ihr auf, daß Damerels Zögern, sich zu binden, anders interpretiert werden
konnte. Sie verschwand genauso schnell wieder, als sich Venetia der
Zärtlichkeit erinnerte, die, wie ihr Instinkt sagte, weit entfernt von der
flüchtigen Lust eines liederlichen Mannes war. Das sonderbare Gefühl war
grundlos, entweder den irrationalen Zweifeln eines ermüdeten Gehirns
entsprungen oder der abergläubischen Angst der Menschen vor den unbekannten
boshaften Göttern, deren Spaß es ist, das Glück der Sterblichen zunichte zu
machen.
    Am Morgen ließen diese Ängste nach.
Die Nacht war stürmisch gewesen. Als Venetia von ihrem Fenster aus auf die
welken Blätter hinausblickte, die in Streifen über den Rasen geweht wurden,
dachte sie, es müßten das traurige Heulen des Windes und die Regenschauer
gewesen sein, die gegen die Fensterscheiben schlugen, was sie wachgehalten und
sie dazu verführt hatte, morbiden Gefühlen nachzuhängen. Damerel würde nach
Undershaw kommen, und das nächtliche Bedrücktsein war nichts als düstere
Phantasterei gewesen, der Müdigkeit durch die Elemente aufgezwungen. Dann
erinnerte sie sich, daß er gesagt hatte, er müsse sich geschäftlichen
Angelegenheiten widmen, die ihn den ganzen Vormittag daheim festhalten würden,
und wurde wieder mutlos, bis ihr schließlich einfiel, daß er ja seinen
Kommissionär in die Priory berufen hatte. Es war wahrscheinlich ein
Rechtsanwalt, und er war bestimmt von London gekommen, um Damerel zur Verfügung
zu stehen, und ihm würde sicher auch viel daran liegen, die Angelegenheit, welcher
Art auch immer, so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Damerel würde
ebenfalls wohl kaum wünschen, ihn länger

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