Georgette Heyer
verkündete, sie würde mir nicht erlauben, Bess
zu behalten, falls ich sie nicht in den Zwinger täte, da das Biest ganz offenkundig
gefährlich sei! Sie war so unvorsichtig, mir zu befehlen, sie sofort an die
Kette zu legen, und zu fragen, ob ich sie nicht gehört hätte, als ich dem
ganzen monströsen Aufruhr den Rücken kehrte und Bess mit mir über den Gang in
mein eigenes Zimmer führte. Das letzte, was ich von dem Schlachtgetümmel
hörte, war Nurse, die zu wissen wünschte, welches Recht sich eigentlich die
Kaiserin völlig fälschlicherweise herausnehme, einem Lanyon von Geburt in
seinem eigenen Haus zu diktieren.»
«O Himmel!» seufzte Venetia. Sie
blickte mit einem leicht schüchternen Lächeln Damerel an. «Ich muß gehen und
tun, was ich kann, um den Streit zu schlichten. Nurse wird anfangen, aus dem
Buch der Sprüche zu zitieren – das hat sie erst gestern mir gegenüber getan,
alles über zänkische und streitsüchtige Weiber, und wieviel besser es sei, in
dem obersten Winkel des Hauses zu weilen – obwohl sie kaum damit einverstanden
wäre, wenn dieser Winkel die Mansarden bedeutet!»
«Sei doch kein Schwachkopf!»
unterbrach sie Aubrey scharf. «Laß sie doch diesem Zankteufel sagen, was sie
will! Um so besser, wenn sie uns von der befreien kann!»
«Ja, wenn sie das bloß könnte! Aber
Mrs. Scorrier würde nie zulassen, bei Nurse den kürzeren zu ziehen! Und wenn
Nurse beleidigend wird – wie schwierig für uns!»
«Willst du damit sagen, du wirst dem
Weib sagen, daß die Hunde an der Kette bleiben werden?» fragte er, und seine
Wangen wurden vor Zorn noch röter. «Ich warne dich fairerweise, Venetia, wenn
du das tust, dann sperre ich Flurry in ihr Schlafzimmer und gebe ihr ihre beste
Haube zum Spielen!»
«O Liebster, führe mich ja nicht in
Versuchung!» sagte sie spitzbübisch. «Natürlich denke ich nicht daran, so
etwas zu tun. Aber ich halte es nur für gerecht, ihr zu versprechen, daß du die
Hunde nur in diesen Raum bringen wirst. Es ist unsinnig von Charlotte, sich
derart vor ihnen zu fürchten, aber – oh, Aubrey, wir müssen einfach daran
denken, daß das jetzt ihr Haus ist, und nicht unseres!»
«Daran denken! Wann dürfen wir es je
vergessen?» fuhr er sie an. Darauf sagte sie nichts, sondern wandte sich zur
Tür. Damerel öffnete sie für sie und sagte, als sie einen Augenblick
stehenblieb und stumm fragend zu ihm aufschaute: «Das ist ausschlaggebend,
glaube ich. Ich komme Sie morgen wieder besuchen, aber ich fürchte, nicht vor
Mittag. Ich wollte Ihnen sagen – aber das ist jetzt unwichtig. Mein
Kommissionär ist in der Priory – ich habe den größten Teil des Tages mit ihm
konferiert und dürfte das morgen wieder den ganzen Vormittag müssen. Es ist
wichtig, denn sonst ließe ich ihn zum Teufel gehen. Aber wie die Dinge stehen ...»
er hielt inne und lächelte leise – «wie die Dinge stehen, muß ich ihn ertragen.
Lassen Sie sich nicht von diesem Weibsstück zu Tode ärgern!»
Sie schüttelte den Kopf, sein
Lächeln spiegelte sich in ihren Augen, und sie lief durch das Vorzimmer fort.
Er schloß die Tür, wandte sich um
und betrachtete nachdenklich Aubrey, der zum Kamin gegangen war und wütend die
Scheite aufschürte, daß sie sprühten. Er schaute von dieser Beschäftigung nicht
auf, aber als spürte er, daß er beobachtet wurde, sagte er streitsüchtig: «Es
war nicht meine Schuld!»
«Na, jetzt fang nur nicht an, auch
noch mich anzufauchen!» antwortete Damerel. «Ich habe es ja gar nicht
behauptet. Hör auf, dich wegen nichts und wieder nichts aufzuregen!» Aubrey
schaute ihn an, den Mund verkniffen, zwei tiefe Falten zwischen den Brauen.
«Einfaltspinsel!» sagte Damerel mit freundlichem Spott in den Augen.
Aubrey lachte kurz auf. «Ich gäbe
was dafür, wenn ich dabei sein könnte, sobald sie einmal Conway sagt, sie wolle
seine Hunde nicht im Haus haben! Und was Charlotte betrifft, die täte gut
daran, sich an sie zu gewöhnen, denn es ist unwahrscheinlich, daß sie ihn je
ohne mindestens drei an den Fersen erblickt. Und noch dazu sind Conways Hunde
die schlechtest dressierten in der ganzen Grafschaft und infernalische Ekel! Er
läßt sie auf die Stühle springen und füttert sie bei Tisch mit Fleischbrocken.
Ich lasse mir meine Hunde jedenfalls nicht auf der Nase herumtanzen! Oh, Hölle
und Teufel, verfluchter Hornochse, der er ist!»
«Komm in die Priory zurück, und wir
werden ihn miteinander verfluchen», lud ihn Damerel ein. «Ich habe noch
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