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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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einige
schlimmere Wörtchen auf meiner Zunge für ihn!»
    Aubrey grinste, schüttelte aber den
Kopf. «Nein, so schäbig bin ich nicht! Ich wünschte zu Gott, ich wäre wirklich
wieder in der Priory, aber ich habe dir schon gesagt, ich drücke mich nicht.»
    «Nun, ich versuche es nie, mit Mulis
einen Pakt zu schließen, also drücke ich mich lieber selbst», sagte Damerel
achselzuckend, nahm Hut und Reitgerte von dem Stuhl, auf den er sie gelegt hatte. «Hasta manana, du störrischer junger Hund!»
    Aubrey schaute ihn schnell an,
schien zu zögern und sagte dann: «Machst du Schluß mit mir? Ich wollte nicht ...»
    «Nein, mache ich nicht – Dummkopf!»
antwortete Damerel und lachte ihn an. «Spiel den Puffer, wenn du glaubst, daß
du mußt – ich wette, ich würde an deiner Stelle dasselbe tun.»
    Er ging, Aubrey setzte sich nach
einiger Zeit zum Schreibtisch und ließ seinen Verdruß daran aus, ein giftiges
lateinisches Epigramm zu verfassen. Nach einigen unbefriedigenden Versuchen gelangen
ihm vier präzise, prächtig pöbelhafte Zeilen, die ihn so erfreuten, daß er
sich in einer Stimmung von fast schmeichelnder Nachgiebigkeit zum Abendbrot
setzte. Als Mrs. Scorrier ihn informierte, daß sie, solange er sein Benehmen
nicht bereue, es ablehnen müsse, ihn zu bemerken, gönnte er ihr bloß ein
flackerndes Lächeln, bevor er sich mit ungewöhnlichem Appetit an sein Dinner machte.
    Es wurde nur wenig gesprochen, da
Mrs. Scorriers Wutausbruch ein majestätisches Schmollen und Charlottes
hysterischem Anfall eine nervöse Niedergeschlagenheit gefolgt war, in der sie
auf jede Bemerkung, die an sie gerichtet wurde, furchtsam und atemlos antwortete,
was jeden weiteren Versuch entmutigte, ihren Geist von geradezu krankhafter
Versunkenheit abzulenken. Als sie sich von der Tafel erhob, entschuldigte sie
sich mit heftigen Kopfschmerzen und ging zu Bett. Da Venetia eine Einladung
Aubreys annahm, Billard zu spielen, blieb Mrs. Scorrier sich selbst überlassen
und konnte ihren Groll in Einsamkeit genießen. War es ein Ergebnis dieser
Behandlung oder geschah es aus der unausbleiblichen Erkenntnis, sie würde
damit, daß sie die Lanyons schnitt, niemand anderen als Charlotte bekümmern –
jedenfalls tauchte sie am nächsten Morgen mit einem derart entschlossenen
Lächeln und einem so unerschöpflichen Dahinplätschern liebenswürdiger
Gemeinplätze auf, daß man hätte annehmen können, sie hätte einen totalen Gedächtnisschwund
erlitten. Venetia ließ sich zwar nicht täuschen, denn das Glitzern in den Augen
Mrs. Scorriers strafte ihr Lächeln Lügen, aber sie antwortete auf alles, was
zu ihr gesagt wurde, mit einer geistesabwesenden Höflichkeit, viel zu sehr mit
ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um zu merken, daß ihre Geistes
abwesenheit Mrs. Scorrier ebenso unbehaglich war wie sie sie zornig machte. Es
wurde ihr klar, daß sie in ihrem Eifer, Charlottes Oberhoheit in Undershaw zu
sichern, zu weit gegangen war. Sie wollte zwar Undershaw von Venetia und Aubrey
befreien, aber nicht unter Umständen, die sie und Charlotte verhaßt machen mußten.
Sie hatte die schmerzliche Erfahrung machen müssen, daß die Tochter, die sie in
all ihrer anmaßenden Art aufrichtig gern hatte, sich nicht der nächsten
Verwandten zuwandte, die ihre Schlachten für sie schlug, sondern dem
abscheulichen alten Weib, das ihr drohte, einen Krug kalten Wassers über sie
zu schütten, wenn sie nicht sofort ihre hysterischen Tränen unterdrücke. Es war
Mrs. Scorrier noch nie in den Sinn gekommen, sie könnte die Lanyons vertreiben,
nur um zu entdecken, daß Charlotte, statt dankbar zu sein und Conway zu
überzeugen, deren Unfreundlichkeit habe sie elend gemacht, sich gerade auf die
Seite der Lanyons stellen und sehr viel wahrscheinlicher Conway erzählen würde,
sie hätte nichts mit deren Vertreibung zu tun gehabt.
    Als sie entdeckte, daß Venetia
selbst auf Ihre Komplimente nicht ansprach, lächelte sie noch breiter als
vorher und zwang ihre unwillige Zunge dazu, die unwiderstehliche
Herausforderung des mütterlichen Instinkts zu beschreiben, der zur
Unterstützung eines geliebten Kindes herbeigeeilt war. Das Ergebnis dieser
großmütigen Geste war enttäuschend, denn nachdem Venetia sie eine ganze Minute
lang verständnislos angestarrt hatte, war alles, was sie sagte: «Ach so – Bess!
Die arme Charlotte! Ich hoffe so sehr, daß es ihr gelingen wird, ihre Angst vor
Hunden zu besiegen. Conways Hunde sind immer so lärmend und unbändig,

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