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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Er hob
sie in den Sattel, wie er es so viele Male getan hatte, wenn sie Aubrey
besuchen gekommen war, aber heute gab es kein Verweilen, um einen Plan für das
Morgen zu machen. Er sagte nur: «Nehmen Sie die Abkürzung und bummeln Sie
nicht! Ich hoffe nur, Sie werden nicht bis auf die Haut naß! Fort mit Ihnen,
mein Kind!»
    Er trat zurück, während er sprach,
und die Stute, die erst nicht angetrieben werden mußte, um in ihren eigenen
Stall zu kommen, setzte sich in Bewegung. Damerel hob eine Hand zum Abschied,
aber Venetia schaute ihn nicht mehr an, so ließ er sie fallen und wandte sich
kurz auf dem Absatz um. Sein Blick fiel auf Imber; er sagte kurz angebunden und
hart: «Miss Lanyon fährt nach London. Es ist wahrscheinlich, daß Mr. Aubrey
morgen herkommt, um einige Wochen hierzubleiben. Sagen Sie Mrs. Imber, sie solle
sein Zimmer herrichten!»
    Er ging in die Bibliothek, und die
Tür fiel hinter ihm ins Schloß. Imber schaute, was sich wohl Nidd dabei dachte.
Nicht, daß es wahrscheinlich war, daß er etwas sagen würde, weil er genauso
verschlossen war wie Marston und mürrisch wie ein Klotz. Nidd war schon auf
seinem Weg zu den Ställen zurück, daher gab es niemanden, mit dem man hätte
klatschen können, als Mrs. Imber, und die steckte heute in einer schlechten
Haut, weil ihr Teig nicht aufgegangen war, und sagte nur: «Mach mich ja nicht
nervös!» und «So geh mir doch aus dem Weg!» Imber wünschte, er hätte in
Undershaw dabei sein können, was sie dort darüber denken würden, wenn Miss
Venetia mit einem Ausdruck hereinkommen würde, als hätte sie ein Gespenst
gesehen. Die würden sich ja schön aufregen – und das wäre kein Wunder!
    Aber es waren nur drei Leute in
Undershaw, die Venetia bei ihrer Heimkehr sahen, und weder der Stalljunge noch
das junge Stubenmädchen, das sie bediente, merkten mehr als ihren triefnassen
Reitanzug und ihren ruinierten Hut, dessen gekräuselte Feder tropfnaß und
schlaff neben dem regennassen Gesicht herunterhing. Venetia ging die
Hintertreppe zu ihrem Zimmer hinauf. Als sie die Tür öffnete, sah sie das
Mädchen und Nurse drin, und im Zimmer herrschte ein Durcheinander von
Silberpapier und Koffern, Kleidern und Mänteln, die schon zum Packen auf dem
Bett bereit lagen; die Tücher, in denen Venetias Pelze den Sommer über
eingehüllt gewesen waren, lagen in einem Haufen auf dem Fußboden, die Luft im
Zimmer war erfüllt von dem Geruch der Holzäpfel, die die Motten abhielten.
    Nurse brach sofort in zorniges
Geschimpfe aus, während Venetia auf der Schwelle stand und ihre Augen mit
ausdruckslosem Blick in dem unordentlichen Zimmer herumwanderten. Dann ging Nurse
ganz plötzlich auf Jenny los und trieb sie aus dem Zimmer mit dem Befehl,
sofort eine Kanne heißen Wassers zu holen, statt wie ein Tölpel herumzustehen,
wenn doch jeder Mensch sehen konnte, daß Miss Venetia bis auf die Haut naß war
und sich wahrscheinlich den Tod holen würde. Sie zog Venetia zum Kamin, immer noch scheltend, aber jetzt anders,
genauso wie sie vor Jahren ein kleines Mädchen gescholten hatte, das über
irgendeine Katastrophe entsetzt gewesen war, bis es zu weinen aufhörte – das
kleine Mädchen mußte doch wissen, es könne ihm nichts Schreckliches passieren,
wenn Nurse da war. Jetzt wußte Venetia, daß Nurse machtlos war, ihr zu helfen,
wurde aber trotzdem immer noch ein bißchen getröstet. Nurse streifte ihr rasch
den nassen Reitanzug ab, warf ihr einen Schlafrock um und setzte sie neben den
Kamin, während sie geschäftig herumhantierte, zuerst wegzottelte, um ein Stärkungsmittel
zu mischen, das Venetia auf ihr Geheiß trinken mußte, ihr dann die kalten Füße
frottierte, das Zimmer in Ordnung brachte, ein Abendkleid herauslegte und die
ganze Zeit redete, redete, aber nie auf Antwort wartete und Venetia nur aus
den Winkeln ihrer scharfen kühlen Augen hervor betrachtete. Miss Venetia müsse
eine Weile ganz still sitzen – es war noch eine Menge Zeit, bevor sie sich
wieder anziehen mußte! Und nicht spät aufbleiben, heute, wohlgemerkt, bei dem
vielen, was zu tun sei, und da Mr. Hendred wünschte, früh loszufahren! Und auch
nicht nötig, sich wegen Undershaw zu sorgen, was sie übrigens ohnehin nicht
lange tun würde, bei all den aufregenden Sachen, die sie in London tun würde,
und ihrer Tante, die so lieb war, und den neuen «Gesichtern», und nur der
Himmel wisse, wieviel Vergnügungen auf sie warteten! Zuerst würde alles fremd
erscheinen, und natürlich würde sie Heimweh

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