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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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hat er dazu gesagt?» fragte
Aubrey stirnrunzelnd.
    «Mußt du da erst fragen? Er sagte
sofort, er wäre froh, dich bei sich zu haben, und das solange, wie du bleiben
willst. Oh, ich soll dir ausrichten, daß du deine Pferde und die Hunde
mitbringen sollst, und das erinnert mich daran, Liebster, wenn du das tust, dann
mußt du auch Fingle mitnehmen. Und gib ihm zu verstehen, daß Nidd der erste
Reitknecht in der Priory ist – du weißt ja, wie er ist!»
    «Oh, um Himmels willen ...!»
unterbrach er sie gereizt. «Ich werde mich schon um alles kümmern! Will denn
Jasper, daß du fährst? Ich habe geglaubt – Venetia, wirst du ihn heiraten?»
    «Heiliger Himmel, nein! Oh, du
denkst an ein dummes Gespräch, das wir einmal miteinander hatten. Vergiß es,
denn ich werde vermutlich nie heiraten. Einmal dachte ich, daß ich eventuell
Edward heiraten würde; dann fragte ich mich, ob Damerel mir nicht vielleicht
besser passen würde, und jetzt – nun, jetzt kann ich an nichts anderes mehr
denken als an London. Es ist also klar, daß ich ein hoffnungsloser Fall bin!»
    «Ich habe geglaubt, ihr seid verliebt
– beide.»
    «Es war nur ein Flirt, Dummes!»
    Er stand da und schaute sie eine
Minute lang an. «Na, ich glaub's aber immer noch. Ich muß sagen, ich merke ja
vieles nicht, aber ich merke sehr gut, wenn du dich verstellst!»
    «Aber, Aubrey, wirklich ...»
    «Ach, halt den Mund!» fuhr er sie an
und wurde zornig. «Wenn du es mir nicht sagen willst, schön – aber hör damit
auf, zu schauspielern! Ich habe nicht vor, mich dreinzumischen – hasse Dreinmischerei!»
    «Sei nicht bös auf mich! Bitte,
bitte, nicht!» gelang es ihr zu sagen.
    Er war zur Tür gehinkt, blieb aber
stehen und schaute auf sie zurück. «Ich bin nicht bös. Nicht auf dich –
zumindest glaube ich nicht –, schließlich mußt du wissen, was du tust. Nur habe
ich gehofft, ihr hättet es schon zwischen
euch ausgemacht. Ich habe Jasper gern. Na ja!» Er öffnete die Tür, ging und
hatte sie schon, wie sie meinte, aus seinen Gedanken verbannt.

16
    Drei Tage später wachte Venetia nach
einer unruhigen Nacht bei dem Klang einer durchdringenden Stimme auf, die die
Bewohner am Cavendish Square monoton beschwor, guten Reibsand für ihre Küche zu
kaufen. Mrs. Hendred, die ihre Nichte in dem besten Gästezimmer untergebracht
hatte, das auf den Platz hinausging, hatte ihr gesagt, es sei wunderbar still,
ganz anders als die Zimmer, die auf der Straßenseite lagen. Es war zwar
sicherlich ruhiger als das Zimmer, in dem Venetia in der Nacht vorher in Newark
geschlafen hatte, aber für einen Menschen, der an die tiefe Stille auf dem Land
gewöhnt ist, war es mehr eine Hölle als die ruhige Lage, die von den
Häusermaklern in ihren Reklamen gepriesen wird. Anscheinend ging in London kein
Mensch je schlafen. Wenn Venetia in einer Pause des anscheinend endlosen
Verkehrs einschlief, riß sie bald wieder die Stimme des Nachtwächters wach, der
die Stunde und den Stand des Wetters verkündete. Sie konnte nur annehmen, daß
die Ohren der Londoner taub geknüppelt worden waren, und hoffen, daß sie
selbst sich bald an das unaufhörliche Getöse gewöhnen würde. Da sie ein manierliches
Mädchen war, versicherte sie ihrer Tante sofort, daß sie eine ausgezeichnete
Nacht verbracht und sich nach ihrer Reise völlig erholt habe.
    Ihre schweren Augenlider straften
sie Lügen. In Wirklichkeit hatte sie in den vergangenen drei Nächten wenig
Schlaf gefunden. Da sie Reisen nicht gewöhnt war, war sie nach den mehr als
zweihundert Meilen zerschlagen, erschöpft und hatte selbst im Bett das Gefühl,
daß sie immer noch eine endlose Poststraße entlang gerüttelt und geschaukelt
werde.
    Die Expedition, einst so ersehnt,
würde in ihrem Gedächtnis bestimmt als ein einziger Albtraum weiterleben,
meinte sie. Anfangs war alles nichts als Hast und Wirrwarr gewesen. Sie mußte
Powick aufsuchen, eilige Vorkehrungen treffen, Schlüssel, Rechnungen und Memoranda
übergeben, warnende Ermahnungen austeilen und einen Brief an Lady Denny
schreiben. Das Schlimmste von allem aber war das Abschiednehmen gewesen, denn
Nurse, Mrs. Gurnard und Ribble hatten geweint, und sie hatte sie trösten
müssen. Und als sie sich schließlich im letzten Augenblick von Aubrey
verabschieden mußte, während der Onkel mit der
Uhr in der Hand neben ihr stand, war sie derart überwältigt, daß sie sich nicht
auf ihre Stimme verlassen konnte, sondern ihn nur krampfhaft umarmte und ihn
durch die Tränen hindurch

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