Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
Vom Netzwerk:
der Preis
für ein ganz einfaches Mahl betrug nicht weniger als vier Pfund. Edward hatte
auch Mr. Hendred eingeladen, aber noch selten hatte dieser verdauungsgestörte
Gentleman eine Einladung mit weniger Bedauern abgelehnt. Die französische
Küche war für ihn keine Freude, und er hatte überhaupt eine Abneigung gegen
Edward. Er sagte, ein Mann, der schon weitschweifig war, bevor er noch sein
dreißigstes Lebensjahr erreichte, würde unerträglich redselig werden, bevor er
vierzig wurde – und Venetia könnte einen viel besseren finden. Daher zählte die
Gesellschaft nur drei Personen, da Edward keine Bekannten in London hatte und
Mrs. Hendred es vorzog, den Platz ihres Gatten lieber nicht aus ihrem eigenen
großen Freundeskreis aufzufüllen. Selbst bei ziemlich ältlichen Herren war es
mehr als wahrscheinlich, daß sie alle Anstrengungen machen würden, um Venetia
zu fesseln, und Mrs. Hendred wollte Edward keinen Rivalen an einem Abend geben,
der schließlich seine Einladung war.
    Dieser Abend begann gut. Kaum
erkannte der Maitre d'hôtel, daß die Gäste des Herrn vom Lande jene
wohlbekannte Epikuräerin und tonangebende Modedame, Mrs. Philip Hendred, und
eine wirklich absolut hinreißende junge Dame waren, die in erstklassig
elegantem Stil gekleidet war, als er auch schon seinen ersten Plan revidierte
und die Gesellschaft unter Verbeugungen nicht zu einem abgesonderten Tisch in
einer Ecke des Saales führte, sondern zu einem, der für die bevorzugten Gäste
reserviert war, worauf er Mr. Yardley höchstpersönlich eine große Speisekarte
reichte. Der Maitre d'hôtel und Mrs. Hendred stellten miteinander ein höchst
gediegenes Mahl zusammen, an dem Mrs. Hendred ohne die geringsten Skrupel
teilnehmen konnte, weil sie gerade am selben Tag Mr. Rogers getroffen und er
sie über Lord Byrons Abmagerungsdiät richtig aufgeklärt hatte: Seine
Lordschaft hatte keinen Essig, sondern Sodawasser getrunken, und welche Diät
war leichter zu befolgen, wenn man sich ohnehin nichts aus Wein machte? Daher
verlief das Dinner sehr erfolgreich, und wenn auch Venetia nur wenig zum
Gespräch beitrug, so antwortete sie zumindest mit ihrem lieblichen Lächeln auf
jede Bemerkung, die an sie gerichtet wurde. Wahrscheinlich gab sich Mr.
Yardley damit zufrieden, denn er hatte seinen Gästen so ungeheuer viel über die
verschiedenen Stätten von historischem Interesse mitzuteilen, die er besucht
hatte, daß ohnehin keine der beiden Damen Gelegenheit hatte, mehr zu sagen
als: «Nein, wirklich?» oder «Wie interessant, wirklich!»
    Mrs. Hendreds Londoner Kutsche
brachte sie zum Theater. Edward hatte eine Loge besorgt, und Mrs. Hendred war
froh, als sie sah, daß Venetia alle seine besorgten Bemühungen, daß sie auch
gut sitze, mit einer süßen, wenn auch leicht geistesabwesenden Nachgiebigkeit
aufnahm. In Wirklichkeit überlegte Venetia einen neuen und äußerst gewagten
Plan; den ganzen ersten Akt hindurch saß sie da und fragte sich, ob sie wohl
den Mut aufbringen würde, sich kühn der ältesten Tante Damerels vorzustellen,
ihr die ganze Geschichte zu enthüllen und sie um ihre Unterstützung zu bitten.
Es war ein verzweifelter Plan, und als der Vorhang fiel, hatten sich sehr viele
Einwände gegen ihn erhoben. Sie tauchte aus ihrer tiefen Versunkenheit erst
auf, als Edward sie fragte, wie ihr das Stück gefiele. Sie gab
eine höfliche Antwort, saß dann stumm da und schaute sich müßig im Theater um,
während er sich über seine eigene wohlbedachte Meinung verbreitete.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde fast
unverzüglich von einer Loge gegenüber angezogen. Sie war bis zum Aufgehen des Vorhangs leer gewesen, war jetzt aber von einer Dame und einem Herrn derart
modischer Erscheinung besetzt, daß sich nicht nur Venetias Augen auf sie
richteten. Keiner der beiden stand mehr in der ersten Jugend, und der
Gentleman hatte sogar eine starke Ähnlichkeit mit dem Prinzregenten. Er hatte
die gleichen vorstehenden blauen Augen und den blühenden Teint; er trug einen
Rock von übertrieben modischem Schnitt, eine prächtige Weste, und seine
Beinkleider spannten sich glatt über einem Embonpoint nobler Proportionen. Er
hatte sein Monokel auf Venetia gerichtet, aber nach einem flüchtigen Blick auf
ihn hatte diese ihre Augen auf seine Begleiterin geheftet.
    Wenn schon der Gentleman prächtig
wirkte, so fiel die Dame noch mehr auf. Eine Spur Kupferrot in ihren exquisit
angeordneten Locken mochte die Hand eines gewiegten Coiffeurs verraten, das
zarte Rot auf

Weitere Kostenlose Bücher