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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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hat eine Art, sich
nach vorn zu stemmen, wenn sie geht, und – oh, die hat schon vor Jahren das
letzte Mal um einen Mann gebetet! Kein Mensch kann Latchford einen Vorwurf
daraus machen, daß er für jeden erstbesten Heiratsantrag dankbar wäre,
besonders wenn die Damen Damerel vorhaben, Jasper zu ihrem Erben einzusetzen,
was mich nicht im geringsten überraschen würde, wenn ich es jetzt recht
bedenke. Und obwohl ich nicht sagen will, daß Miss Ubley nicht anständig ist,
denn sie ist geradezu unmodern anständig, kann man sie in ihrem Alter
natürlich nicht mehr für eine Naive halten, und wo sie doch immer in der Stadt
gelebt hat, so daß sie einfach gerissen ist, wie man so sagt! Aber in deinem
Fall, meine Liebe, weiß jeder Mensch, unter welchen Verhältnissen du gelebt
hast und daß du einfach gar keine Erlebnisse gehabt
haben kannst! Und», fügte sie in einer blitzartigen Erleuchtung hinzu, «falls
dich Damerel heiraten sollte, würde jeder sagen, daß es das denkbar
Verruchteste wäre und die schockierendste Täuschung! Ich versichere dir, mein
Liebes, an der Heirat eines Wüstlings mit einem wunderschönen Mädchen, das
Jahre jünger ist als er, und vollkommen unschuldig, wie du es bist, ist etwas
besonders Abstoßendes dran, was immer du auch sagen willst!»
    Zu Beginn dieser Rede glitzerte ein
beunruhigend vertrauensvolles Lächeln in Venetias Augen, aber als Mrs. Hendred
ihre triumphierende Schlußfolgerung erreicht hatte, war es verschwunden. Mrs.
Hendred, die sie besorgt beobachtete, war dankbar, daß Venetia jetzt mit leicht
gerunzelter Stirn nachdenklich dreinsah.
    Mrs. Hendred beschloß, ihren Vorteil
weiter auszunützen. «Du natürlich, mein liebes Kind, bist dir nicht bewußt, wie
solche Dinge betrachtet werden – ja, ich weiß wirklich nicht, wie du das könntest,
ebensowenig wie eine Nonne! –, aber du kannst dich darauf verlassen, er weiß
es!»
    Venetia warf ihr einen Blick zu.
«Ja», sagte sie langsam und erinnerte sich an die unterbrochene Szene in der
Bibliothek in Undershaw und wie verwirrt sie durch Damerels Zögern gewesen
war. < Du erkennst nicht, wie sehr ich deine Unschuld ausnützen würde! > hatte er gesagt. «Ja», wiederholte sie. «Ich fange jetzt an, zu verstehen ...»
    «Ich war doch überzeugt, das würdest
du, denn du bist ja so vernünftig, mein Liebes!» sagte Mrs. Hendred sehr
ermutigt. «Ich weiß, wie es dir jetzt erscheint, aber du darfst mir glauben,
wenn ich dir sage, daß diese Dinge nicht dauern. O Himmel! Ich glaube, ich
müßte vor Verzweiflung sterben, als Mama – deine Großmama, meine Liebe – und
Francis mich zwangen, den armen Sebastian aufzugeben! Ich habe drei Tage lang
ununterbrochen geweint, aber schließlich, weißt du, wurde ich mit deinem Onkel
verheiratet, und ich bin überzeugt, ich hätte es nicht behaglicher treffen
können!»
    «Hat es Ihnen nie leid getan,
Ma'am?» fragte Venetia und schaute ihre Tante neugierig an.
    «Niemals!» erklärte Mrs. Hendred
nachdrücklich. «Es wäre eine entsetzlich schlechte Verbindung gewesen – er
besaß kein Vermögen, kaum einen Groschen zum Leben! Bedenke nur, wie unangenehm
das gewesen wäre! Ja, und das erinnert mich an etwas anderes, mein Liebes! Es
heißt allgemein, daß Lord Damerel ein Vermögen durchgebracht hat, mit seinen
verschwenderischen Allüren, was ihn aber schon zu einer ganz untauglichen
Partie macht! Na türlich, wenn er reich wäre, hätte der Fall anders sein
können, denn schließlich, ein hübsches Vermögen –. Aber er hat das seine auf
eine Bagatelle heruntergewirtschaftet, daher ist nichts vorhanden, was für ihn
sprechen könnte, und das weiß er auch, weil er das auch deinem Onkel gesagt
hat. Du würdest dich wegwerfen, und obwohl ich persönlich sehr zweifle, ob es
zustande gebracht werden kann, sind sowohl er wie dein Onkel beide der Meinung,
daß du eine blendende Partie machen wirst. Und niemand, meine liebe Nichte,
wäre erfreuter darüber als ich!»
    «Niemand jedoch wäre weniger erfreut
als ich, Ma'am.»
    «Es ist sehr anständig, daß du das
sagst», sagte Mrs. Hendred beifällig. «Nichts ist bei einem Mädchen
unziemlicher, als wenn es geldsüchtig erscheint oder darauf aus, jemanden
einzufangen! Was mich betrifft, wäre ich glücklich, wenn ich dich mit einem
respektablen Mann verheiratet sähe, von genügender gesellschaftlicher Stellung
natürlich, und wohlhabend genug, um imstande zu sein, dich mit den
Annehmlichkeiten zu versorgen, ohne die, versichere ich dir,

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