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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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sind!»
    «Oh, mein neuer Reitanzug!» rief
Lady Steeple, und ihr Gesicht hellte sich auf. «Schick mir sofort Louise, Lamb!
Liebes Kind, ich muß dir Adieu sagen – ich muß einfach! Nicht ein Franzose ist
imstande, einen Reitanzug zu machen: Robert macht sie mir, seit ich Debütantin
war! Deshalb bin ich ja mit Lamb hergekommen. Ich hasse London einfach – und
noch dazu im November!»
    Noch einmal wurde Venetia die
weiche, duftende Wange zum Kuß geboten; sie sagte: «Leben Sie wohl, Ma'am – und
ich danke Ihnen ja so! Sie waren sehr, sehr gütig zu mir!»
    Sie knickste, als Lady Steeple ihr
eine Grimasse schnitt, und dann führte Sir Lambert sie aus dem Zimmer und
sagte, als er die Tür schloß: «Bist ein braves Mädchen! Ich bin froh, daß du
ihr das gesagt hast! Sie spürt's, weißt du – wird schwermütig. Nicht mehr so
jung, wie sie war! Es hat dir doch nichts ausgemacht, daß ich gesagt habe, du
kämst ihr nicht gleich?»
    Venetia beruhigte ihn. Er sagte, er
wolle sie noch die Treppe zu ihrer Zofe hinunterbegleiten, und als sie ihm gestand,
daß sie allein gekommen war, erklärte er, er wolle sie zum Cavendish Square
begleiten. Sie bat ihn, sich nicht zu bemühen, und sagte, sie sei gewöhnt,
allein zu gehen, und hätte vor, noch eine Kleinigkeit in der Bond Street zu
besorgen – aber es nützte ihr nichts.
    «Nein, nein, das geht nicht! Ich
staune über Maria Hendred, auf mein Wort, wirklich! Ein bezauberndes Mädchen
ganz allein gehen zu lassen! Ja, und daß dich alle die Bond-Street-Beaus
anglotzen, die Schurken! Du mußt mir schon das Vergnügen machen, dich begleiten
zu dürfen, und brauchst dich nicht zu sorgen, daß es deiner Mama vielleicht
nicht recht wäre, wenn ich mit dir gehe. Ich versichere dir, sie wird sich
nicht ärgern, denn», sagte Sir Lambert schlicht, «ich werde es ihr nicht
erzählen.»
    Als daher Sir Lamberts Kammerdiener
seinem Herrn in den Mantel geholfen und ihm Flut, Handschuhe und Spazierstock
gereicht hatte, machte sich Venetia in seiner Gesellschaft auf den Weg, nicht
unerfreut, so vielen Bekannten ihrer Tante, wie sie nur glücklicherweise
treffen mochten, zu demonstrieren, daß sie mit ihrem disreputierlichen
Stiefvater auf dem besten Fuß stand. Sir Lambert war eine imposante Gestalt,
und da ihm seine Korpulenz ein schnelles Vorwärtskommen unmöglich machte, kamen
die beiden nur langsam voran. Als sie in die Bond Street eingebogen waren,
waren sie schon dicke Freunde geworden, und Sir Lambert, abgesehen davon, daß
er sich seiner schönen Gefährtin gegenüber höchst galant betrug, hatte sie mit
verschiedenen Anekdoten aus seiner Jugend ergötzt, über die sie in einer Art
lachen mußte, die ihn sehr entzückte und ihn ermutigte, ihr verschiedene
ziemlich heiklere Anekdoten anzuvertrauen. Er begleitete sie in das Geschäft
eines Stoffhändlers und war ihr bei der Auswahl von Musselin für ein Kleid von
größter Hilfe. Als sie das Geschäft verließen, würde er ihr das Päckchen
getragen haben, wenn sie es nicht in ihren Muff gestopft und ihm gesagt hätte,
sie habe noch nie einen Star der noblen Kreise gesehen, der etwas so Plumpes
wie ein mit Bindfaden verschnürtes Päckchen trug.
    Auf der Straße gab es ziemlich viele
Kutschen und eine ganze Menge modisch gekleideter Spaziergänger, aber erst als
sie Grosvenor Square erreichten, hatte Venetia die Genugtuung, jemanden zu
erblicken, den sie kannte. In dem verdutzten Gesicht erkannte sie eine Dame,
die sie am Cavendish Square kennengelernt hatte, und verneigte sich leicht. Sir
Lambert, wie immer höflich, zog den Kastorhut von seinen pomadisierten Locken
und verbeugte sich ebenfalls. Das Cumberland-Korsett, das er trug, krachte
protestierend, aber Venetia war ziemlich verblüfft, als sie sah, mit was für
majestätischer Grazie ein so stattlicher Mann diese Höflichkeitsgeste
auszuführen vermochte.
    Sie waren vor einem Juwelierladen
angekommen, und Sir Lambert, dem ein glücklicher Einfall gekommen war, sagte:
«Weißt du, mein Liebes, ich glaube, wenn es dir nicht unangenehm ist, wollen
wir da einmal hineinschauen. Die arme Aurelia hat oft Anfälle von Niedergeschlagenheit,
und sie war zweifellos ein bißchen außer sich. Du sollst mir eine Kleinigkeit
aussuchen helfen, um sie abzulenken!»
    Sie war sehr gern dazu bereit und
amüsierte sich sehr dabei, als sie entdeckte, daß sich das, was er unter «einer
Kleinigkeit» verstand, als ein Diamantanhänger erwies. Aurelia, sagte er,
liebe Diamanten. Venetia

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