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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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uns
bis zum Ende der Straße, und dann, falls es meinem hübschen Töchterchen
überhaupt paßt, dürfen Sie sie den Rest des Weges allein begleiten.»
    Edward erstickte fast. Bevor er noch
aussprechen konnte, was ihm an schroffen Worten auf der Zunge lag, schaltete
sich Venetia ein und sagte kühl amüsiert: «Oswald Denny, wie er leibt und lebt!
Mein lieber Edward, ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich.»
    «Und wer», fragte Sir Lambert
angenehm neugierig, «ist nun wieder dieser Oswald Denny, wie? Oh, du kannst ja
spröde dreinschauen, aber du kannst mich nicht beschwindeln, Kätzchen! Jaja,
ich jedenfalls merke, wie du zwinkerst! Ich wette, du hast alle die jungen
Hähne im Yorkshire gegeneinander gehetzt.»
    Sie lachte, lenkte aber ab und
leitete das Gespräch in Bahnen, die für Edward weniger erbitternd waren. Entschlossen,
sie nicht mit Sir Lambert zusammen zu verlassen, und doch nicht imstande, sie
mit Gewalt von diesem ältlichen Lebemann loszuringen, blieb ihm nichts übrig,
als sich ihnen anzuschließen und in steifer Einsilbigkeit auf Bemerkungen zu
antworten, soweit sie von Zeit zu Zeit an ihn gerichtet wurden.
    Als sie zum Ende der Straße gekommen
waren, blieb Venetia stehen, zog ihre Hand aus Sir Lamberts Arm, wandte sich
ihm zu und sagte mit ihrem freundlichsten Lächeln: «Danke, Sir, Sie sind viel
zu lieb gewesen, daß Sie mich schon so weit begleitet haben, und es wäre
geradezu infam von mir, wollte ich Sie noch weiter zerren. Ich bin Ihnen schon
so sehr zu Dank verpflichtet – und Sie hatten wirklich vollkommen recht –, der
indische Musselin wird viel besser wirken als der mit dem Rankenmuster!»
    Sie streckte ihm die Hand hin, und
er drückte sie warm, während er seinen glänzenden Kastorhut mit der
geschwungenen Krem pe in einer schwungvollen Geste lüftete,
um die ihn so mancher
angehende Dandy beneidet hätte. Sie merkte, daß er ihr das kleine der beiden
Schmuckschächtelchen in die Hand drückte, und war einen Augenblick lang
bestürzt. «Aber Sir ...!»
    Er schloß ihre Finger um das
Schächtelchen. «Aber – das ist doch nichts! Plunderzeug – doch anscheinend hat
es dir am besten gefallen! Du wirst mir doch erlauben, dir ein kleines Geschenk
zu machen – eine Kleinigkeit von deinem Stiefvater!»
    «O nein!» rief sie aus. «Wirklich,
Sir, das dürfen Sie nicht! Ich bitte Sie ...!»
    «Nein, nein, nimm es nur, mein
Liebes! Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es annimmst! Ich habe nie eine
Tochter gehabt, weißt du, aber wenn ich eine gehabt hätte, dann hätte ich gern
gesehen, daß sie so ist wie du, mit deinem süßen Gesichtchen und deiner lieben
Art!»
    Sie war sehr gerührt, und ohne sich
um die Passanten oder Edwards sprachlosen Ärger zu kümmern, hob sie sich auf
die Fußspitzen, legte ihm eine Hand um die Schulter und küßte Sir Lambert auf
die Wange. «Und ich wünschte so sehr, daß Sie mein Vater gewesen wären, Sir»,
sagte sie. «Ich hätte Sie viel mehr lieb gehabt, als ich je meinen eigenen
hatte, denn Sie sind so viel gütiger! Danke, ich nehme es wirklich, und werde
an Sie denken, wann immer ich es trage, das verspreche ich Ihnen!»
    Er umarmte sie ebenfalls, indem er
den Arm um sie legte und sie an sich drückte. «Braves Mädelchen!» sagte er.
Dann stupste er Edward mit dem Knauf seines Spazierstocks in die Seite und sagte,
indem er freilich leicht aus seiner väterlichen Rolle fiel: «Na, Sie junger
Hund, jetzt dürfen Sie sie haben, aber wenn ich auch nur um zehn Jahre jünger
wäre, verdammich, wenn ich Sie nicht ausstechen würde!»
    Nachdem er noch eine seiner
routinierten Verbeugungen ausgeführt und den schicken Hut wieder aufgesetzt
hatte, schlenderte er die Straße hinunter davon und hielt ein aufmerksames Auge
nach jedem ansehnlichen Frauenzimmer offen, das ihm etwa in den Gesichtskreis
kommen konnte.
    «Weißt du, er mag ja ein alter
Taugenichts sein, aber er ist doch der liebste Mensch!» sagte Venetia und
vergaß ganz, daß Edwards Stimmung kaum mit der ihren übereinstimmte.
    «Ich kann nur annehmen, daß du
verrückt geworden bist!» sagte er.
    Sie hatte mit einem leisen Lächeln
erheiterter Anerkennung Sir Lamberts Wandel die Straße hinunter verfolgt,
daraufhin aber wandte sie den Kopf und sagte beträchtlich scharf: «Ich habe
angenommen, daß bestimmt du verrückt
geworden bist! Was kann dich nur überkommen haben, daß du dich derart ungezogen
benommen hast? Ich war noch nie in einer derartigen Verlegenheit!»
    «Ach, du warst noch

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