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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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dünkte, daß er bei seiner Wahl nicht viel ihres Rates
bedurfte, aber sie entdeckte bald, daß er es gern hatte, wenn man seinem
Geschmack zustimmte; so hörte sie auf, die Anhänger, die ihm nicht gefielen,
besser zu finden, und bewunderte pflichtgetreu alle drei, die ihn offenkundig
ansprachen. Als er schließlich seine Wahl getroffen hatte, verlangte er einige
Broschen zu sehen, und hier durfte Venetia ihren Geschmack sprechen lassen. Sie
konnte beim besten Willen eine luxuriöse Brosche aus Saphiren und Diamanten
nicht schöner finden als eine sehr hübsche aus Aquamarinen. Er tat sein
Bestes, sie zu überzeugen, daß Aquamarine bloßer Plunder seien, aber als sie
ihn auslachte und darauf beharrte, daß sie reizend seien, sagte er: «Schön,
schön, wenn du das wirklich meinst, will ich sie kaufen, denn du hast einen
vorzüglichen Geschmack, meine Liebe, und weißt es wirklich am besten!»
    Als sie aus dem Laden auftauchten, entdeckten
sie Edward Yardley, wie er, die Hände auf dem Rücken verschränkt, aufmerksam
ein Brett mit Ringen studierte, das in einem der Schaufenster ausgestellt lag.
Er wandte den Kopf gerade, als Venetia den angebotenen Arm Sir Lamberts nahm,
und stieß derart laut hervor, daß sich ein Passant nach ihm umdrehte:
«Venetia!»
    «Guten Morgen, Edward!» sagte sie
mit einer, wie er es empfand, unverfrorenen Ruhe. «Ich freue mich sehr, dich
zu treffen, aber ich möchte schon bitten, daß du nicht die ganze Straße mit meinem
Namen beglückst! Sir, erlauben Sie mir, Ihnen Mr. Yardley vorzustellen? Er ist
ein alter Freund von mir, aus Yorkshire. Edward, ich nehme an, du kennst
meinen Stiefvater noch nicht – Sir Lambert Steeple!»
    «How-de-do?» sagte Sir Lambert und reichte Edward
zwei Finger. «Aha – Sie wünschen mich nach Jericho, nicht? Na, das kann ich
Ihnen nicht übelnehmen, aber meine Beute gebe ich Ihnen doch nicht ab. Nein,
nein, Sie können mich so durchbohrend anschauen, wie Sie wollen, aber dieses
Händchen bleibt, wo es ist!»
    Man konnte von Edward wohl sagen,
daß er die Erlaubnis, die ihm so herzlich gewährt wurde, voll ausnützte.
Während Sir Lambert sprach, tätschelte er das Händchen auf seinem Arm
väterlich und lächelte in Venetias fröhliche Augen in einer Art herunter, die
von väterlich so weit entfernt war, daß sich Edward einfach nicht zurückhalten
konnte, sondern mit beträchtlich weniger als seiner gewohnt ernsten
Überlegenheit sagte: «Ich bin auf meinem Weg zum Cavendish Square, Sir, und
werde Miss Lanyon begleiten!»
    Sir Lambert amüsierte sich. Seine
vorquellenden blauen Augen maßen Edward von Kopf bis Fuß, und es entging ihnen
nicht eine Einzelheit, die Edward als den wohlhabenden Edelmann vom Lande ohne
eine Spur mondänen Anstrichs kennzeichnete. Das also war der unvermeidliche
Prätendent, und nach der Vertrautheit, mit der Venetia ihn angesprochen hatte,
zu urteilen, erfreute er sich ihrer Gunst. Sir Lambert meinte, sie hätte es
zwar besser treffen können, aber der junge Bursche schaute nicht übel aus, und
zweifellos wußte sie am besten, was sie zu tun hatte. Er schaute auf sie herunter,
mit einem spitzbübischen Glitzern in den Augen. «Sollen wir ihn mit uns gehen
lassen, meine Liebe, oder sollen wir ihn einfach schneiden? Was meinst du?»
    Das war zuviel für Edward. Sein
Gesicht war schon unnatürlich rot, denn seine Wut war nicht nur vom Anblick
Venetias am Arm Sir Lamberts geweckt worden, sondern sein Selbstgefühl wand
sich unter dem zwar jovialen, aber leicht verächtlichen, forschenden Blick des
erfahrenen Roués. Sir Lambert mochte fast doppelt so alt sein wie Edward, aber Edward war die
nonchalante Selbstsicherheit des großen Herrn zuwider, und noch zuwiderer war
es ihm, von Sir Lambert als eifersüchtiger Grünschnabel angesehen zu werden. Er
stierte noch wilder drein und sagte mit gräßlicher Höflichkeit: «Miss Lanyon
ist Ihnen sehr dankbar, Sir, aber wollen Sie sich nicht weiter die Mühe machen,
sie zu begleiten!»
    Sir Lambert kicherte. «Jaja, ich
sehe schon, wie es ist! Sie möchten es gern mit mir in der Morgendämmerung
austragen! Das nenn ich doch einen Dandy! Es gefällt mir, wenn ein junger Bursche
bereit ist, die Farben seiner Dame ins Turnier zu tragen! Himmel, ich war zu
meiner Zeit selbst ein Hitzkopf, aber das war noch, bevor Sie auf der Welt waren,
mein Junge! Sie können mich gar nicht fordern, das wissen Sie ja! Ei, ei, es
ist ja wirklich zu schlimm von mir, Sie aufzuziehen! Kommen Sie doch mit

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