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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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peinlich hätte sein können, obwohl ich zunächst
viel zu besorgt um Aubrey war, um darüber nachzudenken, und später wäre es
albern gewesen, darüber nachzudenken. Die Priory schien mir wie mein eigenes
Daheim, und Damerel – oh, ein Freund, den ich schon mein ganzes Leben lang
kenne! Ich glaube nicht, daß sowohl Aubrey wie ich je zehn glücklichere Tage
verbracht haben. Selbst Nurse, bilde ich mir ein, tat es insgeheim leid, als
sie die Priory verlassen mußte!»
    Verblüfft über diese unerwartet
offene Antwort fiel Lady Denny rein gar nichts ein, was sie hätte sagen können.
Bevor sie wieder zur Besinnung kam, unterhielt Venetia sie schon mit einem
lebendigen Bericht darüber, wie sich Nurse in der Priory benommen hatte. Die
Hoffnung auf eine Gelegenheit, sich ihrer Mission zu entledigen, wurde
unaufhaltsam kleiner und verschwand gänzlich, als ihr Venetia erzählte, wie
nett Damerel zu Aubrey war und wie sehr Aubrey von seiner Freundschaft
profitierte. Sie war kein Narr, und sie sah klar, daß es keinen Zweck haben
würde, anzudeuten, daß Damerel Aubrey als Werkzeug benützte; es würde ihr die
junge Freundin nur entfremden. Ihr Mut sank. Sie wurde allmählich ernstlich
besorgt, weil sie fühlte, daß Venetia ihr entglitten und derart betört war, daß
man sich nicht mehr auf ihre ruhige Vernunft verlassen konnte, die früher so
charakteristisch für sie gewesen war.
    Plötzlich öffnete sich die Tür,
Aubrey schaute ins Zimmer herein und sagte: «Venetia, ich fahre mit Jasper nach
York. Hast du irgendwelche ...» Er brach ab, als er Lady Denny erblickte, und
hinkte durch das Zimmer, um ihr die Hand zu geben. «Verzeihung, Ma'am, wie
steht Ihr Befinden?»
    Lady Denny erblickte Damerel auf der
Schwelle, und während sie Aubrey fragte, ob er sich von den Nachwirkungen
seines Sturzes schon ganz erholt habe, gelang es ihr, sowohl Damerel wie
Venetia zu beobachten. Wenn einer von beiden auch nur eine Spur von
Verlegenheit gezeigt hätte, wäre sie weniger entsetzt gewesen. Aber bei beiden
war nichts dergleichen zu merken, und hätte es noch etwas bedurft, um sie zu
überzeugen, daß Oswald nicht übertrieben hatte, als er sagte, daß Damerel
Undershaw täglich besuche, dann wäre es die völlige Zwanglosigkeit gewesen,
mit der sich Venetia ihm gegenüber benahm. Anstatt sich zu erheben, wie sich
das für eine Gastgeberin ziemte, und ihm die Hand zu geben, wandte sie nur den
Kopf und lächelte ihn an. Lady Denny sah dieses Lächeln, und als sie schnell
zu Damerel blickte, sah sie, wie er zurücklächelte – genausogut hätten sie
einander gleich küssen können! dachte sie, sich plötzlich einer bisher nicht
vermuteten Gefahr bewußt.
    «Ich brauche Sie Lady Denny nicht
mehr vorzustellen, nicht wahr?» sagte Venetia.
    «Nein, ich hatte bereits die große
Ehre», antwortete Damerel und kam mit einer Selbstverständlichkeit auf die Lady
zu, die Ihre Gnaden als unverschämte Frechheit empfand, um ihr die Hand zu
drücken.
    Sie begrüßte ihn höflich, weil sie
eine wohlerzogene Frau war, aber die Hand juckte ihr, in dieses harte, kühl
lächelnde Gesicht zu schlagen. Sie bildete sich ein, Spott in seinen Augen zu
entdecken, als fordere er sie, sich ihres Mißfallens wohl bewußt, heraus, doch
zu versuchen, ob es ihr gelänge, sich zwischen ihn und Venetia zu stellen, und
sie antwortete wirklich nur mit Anstrengung auf seine höfliche Frage, wie es
ihrem Gatten gehe.
    «Soll ich dir etwas aus York
mitbringen?» fragte Aubrey seine Schwester. «Deshalb kam ich eigentlich
herein.»
    «Nein, wirklich, Liebes?» gab sie
neckend zurück. «Bin ich dir aber dankbar! Und so gerührt, wenn ich denke, daß
dir so etwas eingefallen ist!»
    Er grinste
sie, durchaus nicht verlegen, an. «Ist mir ja gar nicht!»
    «Du unliebenswürdiger
Schlingel!» bemerkte Damerel. «Du könntest doch zumindest so tun, als ob!»
    «Warum denn, wenn sie doch weiß, daß
ich die Tugend der Liebenswürdigkeit nicht besitze?» sagte Aubrey über die
Schulter zu ihm, als er sich von Lady Denny verabschieden ging. «Leben Sie
wohl, Ma'am – Sie halten mich doch nicht für unhöflich, wenn ich wegfahre,
nicht wahr? Nein, denn ich weiß ja, daß Sie Venetia besuchen gekommen sind.
Ich lasse dich nur eine Minute warten, Jasper, aber in Pantoffeln kann ich
wohl nicht nach York fahren, oder?»
    «Jedenfalls nicht in meiner
Gesellschaft», sagte Damerel. Er schaute Venetia an, als sich die Tür hinter
Aubrey schloß, und wieder sah Lady Denny das

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