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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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ergrimmt zurück, «war, daß Leute wie Edward Yardley, die eine vorzügliche
Konstitution haben und kaum wissen, was das heißt, sich nicht ganz wohl zu
fühlen, die schlimmsten Patienten sind, weil sie sich einbilden, an der
Schwelle des Todes zu stehen, wenn sie auch nur einen kleinen Anfall von Kolik
haben! Rede mir nicht von Edward! Ich muß sofort mit deinem Vater sprechen,
denn wie böse er auch werden mag, Oswald ist sein Sohn, und es ist seine
Pflicht, irgend etwas in dieser gräßlichen Sache zu unternehmen!»
    Aber Sir John war nicht geneigt, der
Geschichte, als sie ihm zuerst enthüllt wurde, viel Gewicht
beizumessen, und außer daß er sagte, ihm verginge nun endgültig die Geduld mit
Oswalds kindischem Theaterspielen, deutete nichts
darauf hin, daß er in Wut geriet. Erst als er selbst Clara befragt hatte,
begann er einzusehen, daß in der Erzählung mehr Wahrheit stecke, als er
angenommen hatte. Selbst dann aber schien er mehr verärgert als entsetzt zu
sein. Aber nachdem er sich die Sache überlegt hatte, sagte er, falls Oswald
nicht vernünftiger gewesen war, als sich Venenas wegen zu einer lächerlichen Figur zu machen,
bleibe nur eines übrig, nämlich ihn in einen anderen Landesteil zu
verfrachten, bis er wieder zur Besinnung gekommen sein würde.
    «Er soll lieber zu deinem Bruder
George fahren», sagte er zu Lady Denny. «Das wird ihn auf andere Gedanken
bringen als diese Narretei!»
    «Zu George
fahren? Aber ...»
    «Ich werde nicht das Risiko
eingehen, daß er hier irgendeinen infernalischen Krawall veranstaltet. Ich weiß
nicht, wieviel ich von der Geschichte glauben soll, aber
wenn er derart eifersüchtig ist, wie Clara meint, dann kann man nicht
voraussagen, was er anzustellen imstande ist, und ich sage dir auf den Kopf
zu, ich lasse nicht zu, daß der Bengel Damerel oder sonst wen belästigt.»
    «Nein, nein! Nur bedenke doch, wie
gräßlich, wenn er diesem Menschen wirklich einen Streit aufzwingen würde!»
    «Na, das wird er nicht tun, also
kannst du dich in diesem Punkt beruhigen. Sollte er das gestern wirklich
versucht haben, dann hoffe ich aufrichtig, daß ihm Damerel
für seine Unverschämtheit eins über den Schädel gegeben hat! Es bleibt nichts
übrig, als ihn zu deinem Bruder zu schicken.»
    Sie sagte zweifelnd: «Ja, aber
vielleicht paßt es ihnen nicht, ihn gerade jetzt in Crossley zu haben. George
ist zwar wirklich sehr gutmütig, und Elinor auch, aber ich
bin überzeugt, daß sie das Haus voller Gäste haben, denn das haben sie immer,
wenn die Jagd beginnt.»
    «Darüber brauchst du dich nicht
aufzuregen. Ich habe nichts darüber gesagt, weil es mir gar nicht paßt, Oswald
zu dieser mondänen Bande zu schicken, aber ich
bekam vergangene Woche einen Brief von George, in dem es hieß, sie würden sich
freuen, ihn bei sich zu Besuch zu haben, falls ich ihn fahren ließe. Nun, gern
tue ich es zwar nicht, aber ich möchte ihn doch lieber hinschicken, als ihn
hierbehalten. Ich hoffe nur, daß er sich entsprechend benimmt!»
    «Da wird George schon darauf sehen»,
sagte Lady Denny vertrauensvoll. «Verlassen Sie sich darauf, Sir John, es wäre
das Allerbeste für Oswald, und nichts täte ihm besser, als mit seinen Vettern
beisammen zu sein. Nur, wie soll man ihn dazu überreden?»
    «Ihn überreden?» wiederholte Sir
John. «Ihn überreden, daß er eine Einladung annimmt, ins Cottesmore auf Besuch
zu fahren? In ein Haus, von dem er weiß, daß er sich mitten in der korinthischen
Gesellschaft befinden wird?! Nein, nein, meine Liebste, das ist bestimmt nicht
nötig!»
    Sie war zwar durchaus nicht
überzeugt, aber Sir John hatte ganz recht. Als Oswald die Einladung mitgeteilt
wurde, war die Wirkung auf ihn fast lächerlich, so plötzlich und so vollständig
verwandelte sie ihn aus dem schmollenden Märtyrer in einen aufgeregten Jungen,
in dem Genugtuung, ekstatische Erwartung und eine leichte Unruhe keinen Raum
für so untergeordnete Dinge wie Venetias Treulosigkeit, Damerels Schurkerei oder
sein eigenes gebrochenes Herz ließen. Betäubt von der Großartigkeit des ihm
angebotenen Vergnügens konnte er zuerst nicht mehr als stammeln: «Ob ich g-gern
nach Crossley g-ginge? Und ob ich m-möchte!» Nachdem er den Rest des Dinners
hindurch in einer Art Trance dagesessen hatte, aus der er später in einer so
sonnigen Stimmung auftauchte, daß nicht einmal die Warnung seines Vaters, er
müsse sich anständig benehmen, wenn er die Erlaubnis erhalten solle, nach
Crossley zu fahren, Schatten in

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