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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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Eton zurückgefahren! Aber diesmal war niemand da, der für ihn handeln
konnte, und ich zweifle nicht im leisesten, daß er das Schreiben verschoben
hat, bis es ganz unmöglich erschien, überhaupt zu schreiben. Vielleicht hat er
sich dann eingeredet, es wäre sogar besser, nicht zu schreiben, sondern
Charlotte gleich mit heimzubringen und sich auf die Chance oder unsere Freude
zu verlassen, daß wir ihn wiederhaben, damit alles in Ordnung käme! Nur Mrs.
Scorrier hat diesen Plan verpatzt, indem sie mit irgendeinem Oberst stritt und
die Dinge für Conway so peinlich machte, daß er keinen Ausweg sah, als sie
unter allen Umständen loszuwerden. Du kannst sicher sein, daß sie einen
fürchterlichen Wirbel gemacht hätte, wenn er versucht hätte, sie ohne
Charlotte fortzuschicken, und er hätte es nie gewagt, den Wirbel im
Hauptquartier zu machen!»
    «Also schickte er Charlotte mit ihr
heim», sagte Aubrey und verzog den Mund. «Du hast nicht recht gehabt, Dummes!
Es war also doch jemand da, der die Neuigkeit an seiner Stelle brachte! Was für
ein verächtlicher Bursche er doch ist!»
    Damit streckte er die Hand nach dem
Buch aus, das offen auf dem Tisch lag, und war sofort darin vertieft, während
Venetia, über sein Desinteressement amüsiert und ein bißchen neidvoll, die
Feder wieder eintauchte und ihren Brief an Mrs. Hendred Weiterschrieb.

12
    Als Venetia am nächsten Morgen aufwachte, war
sie sich einer Bedrückung bewußt, die nicht leichter wurde, als sie gleich
darauf entdeckte, daß ihre einzige Gesellschafterin am Frühstückstisch Mrs.
Scorrier war, da Charlotte noch im Bett lag und Aubrey Ribble aufgetragen
hatte, ihm Kaffee und Butterbrot in die Bibliothek zu bringen. Mrs. Scorrier begrüßte
sie entschlossen liebenswürdig, ließ aber in Venetia eine ungewohnte Wut
aufwallen, als sie sie aufforderte, ihr doch zu sagen, ob sie gern Sahne in
ihrem Kaffee hätte. Einen Augenblick traute sie sich keine Antwort zu, aber
nachdem sie sich sagte, ihr Zorn sei übertrieben, gelang es ihr, ihn zu unterdrücken, und sie antwortete,
Mrs. Scorrier möge sich doch nicht die Mühe machen, sie zu bedienen. Mrs.
Scorrier, von der plötzlichen Flamme in jenen für gewöhnlich lächelnden Augen
eingeschüchtert, drängte nicht weiter in sie, sondern Ließ ein überströmendes
Loblied vom Stapel, sowohl über das Bett, in dem sie geschlafen hatte, wie über
die Aussicht von ihrem Fenster und das Fehlen jeden Straßenlärms. Venetia ging
sehr höflich darauf ein, aber als Mrs. Scorrier ihr Erstaunen ausdrückte, daß
Venetia Aubrey erlaubte, sein Frühstück einzunehmen, wann und wo es ihm gerade
gefiel, war der Ton, in dem sie antwortete: «Nein, wirklich Ma'am?» äußerst
entmutigend.
    «Vielleicht bin ich altmodisch»,
sagte Mrs. Scorrier, «aber ich bin für strengste Pünktlichkeit. Ich kann jedoch
gut verstehen, daß der arme Junge ein schwieriger Schützling für Sie sein
mußte. Sobald Sir Conway heimkommt, wird er sicher wissen, wie er mit ihm
fertig wird.»
    Darüber mußte Venetia lachen. «Meine
liebe Mrs. Scorrier, Sie sprechen, als sei Aubrey noch ein Kind! Er wird bald
siebzehn, und da er jahrelang mit sich selbst fertig wurde, wäre es ganz vergeblich,
sich jetzt noch in seine Lebensweise einzumischen. Und um Conway Gerechtigkeit
widerfahren zu lassen, er würde das auch gar nicht versuchen.»
    «Was das betrifft, Miss Lanyon, wage
ich zu sagen, daß ich sehr erstaunt wäre, wenn Sir Conway es Aubrey erlaubte,
Auftrag zu geben, daß ihm die Mahlzeiten auf dem Tablett serviert werden, ohne
auch nur um die Erlaubnis dazu zu bitten, jetzt, da Undershaw eine Herrin hat,
denn das ist durchaus nicht das Wahre. Ich bin überzeugt, Sie verzeihen, wenn
ich so offen spreche!»
    «Gewiß, Ma'am, denn das erlaubt mir,
selbst ein bißchen offen zu reden!» antwortete Venetia prompt. «Ich bitte Sie,
geben Sie jede Hoffnung auf, die Sie vielleicht hegen, Aubrey umzuerziehen,
denn weder Sie noch Ihre Tochter haben das geringste Recht, sich in seine
Angelegenheiten zu mischen! Die gehen nur ihn etwas an, und in gewissem Grad
mich.»
    «Nein, wirklich? Ich scheine demnach
seltsam schlecht informiert zu sein, denn ich hielt ihn für das Mündel Sir
Conways!»
    «Nein, Sie wurden nicht falsch
informiert, aber Conway ist der erste, der Ihnen sagen würde, Aubrey sei mir zu
überlassen. Es ist nur recht und billig, wenn ich Sie warne, Ma'am, daß Conway
Aubrey zwar wegen seines Gebrechens tief bemitleidet, aber eine

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