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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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geradezu
alberne Ehrfurcht vor seiner geistigen Überlegenheit hegt. Ferner hat Conway
zwar viele Fehler, aber er ist nicht nur äußerst gutmütig, sondern besitzt
außerdem eine Ritterlichkeit, die es ihm unmöglich machen würde, unduldsam zu
sein – vielleicht närrischerweise! –, selbst wenn Aubrey noch zehnmal so
schikanös wäre, als er es schon ist! Das ist alles, was ich Ihnen dazu zu
sagen habe, Ma'am, und ich hoffe, Sie verzeihen, wenn ich so offen gesprochen
habe, ebenso wie ich es Ihnen verzeihe. Bitte, entschuldigen Sie, wenn ich Sie
jetzt verlasse. Ich habe heute morgen ziemlich viel zu tun. Ich habe Mrs. Gurnard
den Auftrag gegeben, sich zu Charlottes Verfügung zu halten – wollen Sie so
freundlich sein und Charlotte sagen, sie brauche nur Post in das Zimmer der
Haushälterin zu schicken, sobald sie bereit ist?»
    Sie verließ das Wohnzimmer, bevor
noch Mrs. Scorrier Zeit zu einer Antwort hatte, aber obwohl sie wußte, daß
Powick schon im Verwalterzimmer auf sie wartete, ließ sie etwa zwanzig Minuten
verstreichen, bevor sie zu ihm hinüberging. Sie war entsetzt, als sie
entdeckte, wie sehr sie von ihrem Zorn erschüttert war – bevor sie dem
Verwalter vor Augen trat, ohne ihm ihre Erregung zu zeigen, brauchte sie eine
Zeitspanne ruhiger Überlegung. Dies half ihr zwar, ihre Selbstbeherrschung
zurückzugewinnen, jedoch keineswegs, die unmittelbare Zukunft ohne trübe Vorahnungen
zu sehen. Sie schalt sich, daß sie Mrs. Scorrier erlaubt hatte, sie zu einem
Verweis zu reizen, hatte jedoch das Gefühl, daß sie früher oder später doch
gezwungen sein würde, sich gegen eine Frau zu stellen, deren Herrschsucht,
falls ihr nicht Einhalt geboten würde, den ganzen Haushalt in Aufruhr bringen
mußte. Sie hegte keine Hoffnung, daß Mrs. Scorrier ihr nicht grollen würde –
sie hatte unerbittliche Feindschaft in den Augen dieser Dame gelesen und wußte,
daß sie von nun an keine Gelegenheit versäumen würde, Venetia zu verletzen und
zu ärgern.
    Es war Mittag vorbei, als Venetia
Powick verließ. Ein Vormittag in der Gesellschaft dieses eigensinnigen,
phlegmatischen Yorkshire-Mannes trug mehr dazu bei, ihr Gleichgewicht
wiederherzustellen, als es noch so ruhige Überlegungen vermocht hätten, und die
Beschäftigung mit Buchhaltung übte auf sie die gleiche beruhigende Wirkung
aus, wie es das Studium Platons auf Aubrey tat.
    Von Charlotte und ihrer Mutter war
im Hauptflügel des Hauses nichts zu sehen, aber Ribble, der gerade in die Halle
kam, als Venetia in den Garten hinausgehen wollte, teilte ihr mit, daß die
beiden Damen unter Führung von Mrs. Gurnard den Küchenflügel inspizierten. Er
übergab Venetia ein versiegeltes Billett, das der Stalljunge, der in der Früh
nach Ebbersley geschickt worden war, mitgebracht hatte, und wartete, bis
Venetia den Brief gelesen hatte. Er war kurz, nur ein Dank für ihren Brief,
aber liebevoll geschrieben. Lady Denny wollte den Boten nicht warten lassen,
sondern bat Venetia nur, sobald es ihr möglich
sei, nach Ebbersley zu kommen. In einer Nachschrift fügte sie hinzu, sie sei
sehr beschäftigt, weil sie für Oswald packte, der am nächsten Tag zu einem
Besuch ins Rutlandshire abreisen würde.
    Venetia schaute auf und blickte in Ribbles
Augen, die ängstlich auf ihr Gesicht geheftet waren. Einen Augenblick lang
schwieg sie, sagte dann aber traurig: «Ich weiß, Ribble, ich weiß! Wir sitzen
in der Tinte – aber wir werden das schon irgendwie hinkriegen!»
    «Ich hoffe, Miss», sagte er mit einem
riefen Seufzer.
    Sie lächelte ihn an. «Sind Sie bei
ihr in Ungnade gefallen? Ich versichere Ihnen, ich auch!»
    «Ja, Miss – wie ich es bereits Mrs.
Gurnard mitzuteilen wagte. Wenn sie gehört hätte, was ich gehört habe, wüßte
sie freilich, wo der Hieb wirklich gesessen hat. Wenn ich es sagen darf – ich
habe mich sehr energisch zusammennehmen müssen, gestern abend, um nicht
überzukochen! Oh, Miss Venetia, was ist doch nur über Sir Conway gekommen?
Undershaw wird nie wieder das alte sein!»
    «Doch, Ribble, das wird es wieder –
bestimmt!» sagte sie. «Warten Sie nur, bis Conway heimkommt! Ihnen gegenüber
brauche ich keine Bedenken zu haben, wenn ich gestehe, daß wir in einer Patsche
sitzen und Mrs. Scorrier ein abscheuliches Frauenzimmer ist. Aber ich glaube –
oh, ich bin sogar überzeugt –, daß ihr Lady Lanyon sehr bald so gern haben
werdet wie – wie mich!»
    «Nein, Miss, das ist unmöglich. Es
wird sich in Undershaw alles sehr verändern, und

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