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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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und gar zu der Art, wie er sich im allgemeinen aufführt.
Er hat gestern abend auf Hounslow Heath einen erschossen und mußte die Leiche
unbedingt mitten auf der Straße liegenlassen.»
    «Er ist ein
ausgezeichneter Schütze», bemerkte Leonie. «Ich persönlich bevorzuge ja wie
Monseigneur den Degen, aber Dominique liebt seine Pistolen über alles.»
    Lady Fanny
war nahe daran, mit dem Fuß aufzustampfen. «Du bist genauso unverbesserlich wie
dein nichtswürdiger Sprößling!» rief sie. «Von mir aus können ihn die Leute
hundertmal Teufelsbalg nennen und dem armen Avon seine Wildheit in die Schuhe
schieben, aber wenn du mich fragst, gerät er ganz seiner Mutter nach.»
    «Voyons, wie mich das
freut!» sagte Leonie entzückt. «Im Ernst, glaubst du das wirklich?»
    Zu welcher
Antwort auch immer sich Lady Fanny hätte hinreißen lassen, es kam nicht dazu,
denn hinter ihr öffnete sich leise eine Tür, und sie konnte an Leonies
Gesichtsausdruck sofort erkennen, wer da ins Zimmer trat.
    «Ah, meine
liebe Fanny», sagte eine sanfte Stimme. «Irre ich mich, oder beklagst du dich
wieder einmal über meinen mißratenen Sohn?»
    «Monseigneur,
Dominique hat einen Straßenräuber erschossen!» rief Leonie, bevor Fanny den
Mund aufmachen konnte.
    Der Herzog
von Avon trat langsam an den Kamin und hielt eine schlanke weiße Hand über die
Glut. Er trug einen Ebenholzstock, doch es war offensichtlich, daß er seiner
nicht allzusehr bedurfte, denn er hielt sich noch sehr aufrecht, und nur sein
durchfurchtes Gesicht verriet sein Alter. Er war ganz in schwarzen Samt mit
Silberspitze gekleidet, und seine nach der neuesten französischen Mode
gelockte Perücke war stark gepudert. Seine Augen hatten in all den Jahren
nichts von ihrem spöttischen Funkeln verloren, und derselbe leise Spott schwang
in seiner Stimme, als er nun antwortete: «Tüchtig, tüchtig!»
    «Und ihn einfach
wie einen toten Köter auf der Straße liegenlassen», schnappte Lady Fanny.
    Seine
Gnaden zog die feingezeichneten Brauen hoch. «Ich verstehe deine Entrüstung,
meine Liebe. Eine unverzeihliche Nachlässigkeit.»
    «Aber nicht
doch, Monseigneur», warf seine praktisch denkende Gemahlin ein. «Eine Leiche
ist sowieso zu nichts mehr nütze.»
    «Ich bitte
dich, Leonie, wirst du dir denn nie deine herzlosen Bemerkungen abgewöhnen!»
sagte Lady Fanny pikiert. «Man könnte meinen, es ist Vidal, der hier spricht!
Er sagte bloß, er könne schließlich nicht gut eine Leiche zur Soiree
mitbringen. Ja, tatsächlich, Avon; das war die einzige Entschuldigung, die er
für sein unmenschliches Benehmen anzubieten hatte.»
    «Ich wußte
gar nicht, daß er so viel Taktgefühl besitzt», meinte Seine Gnaden. Er trat zu
einem Stuhl und nahm Platz. «Aber zweifellos hat dich heute ein anderer Grund
zu uns geführt, als dich über Vidal zu beschweren.»
    «Natürlich,
ich hätte damit rechnen müssen, daß du ihn verteidigen wirst – schon weil es dir
Spaß macht, mich zu ärgern», sagte Lady Fanny beleidigt.
    «Ich
verteidige Vidal nie – nicht einmal um dieses Vergnügens willen.»
    «In der
Tat, sehr diplomatisch! Was solltest du denn auch zu seiner Verteidigung
vorbringen! Ich sagte lediglich zu Leónie, gerade als du kamst, daß sich mein Sohn jedenfalls noch nie in so unmögliche Situationen hineinmanövriert
hat, wie es bei eurem an der Tagesordnung ist. Ich glaube nicht, daß John mir
in seinem ganzen Leben auch nur einmal Anlaß zur Besorgnis gab.»
    Der Herzog
öffnete seine Schnupftabakdose – ein flaches, kunstvoll vom Degault en
grisaille bemaltes und mit cristal de roche überzogenes Goldetui.
    «Da kann
ich dir leider nicht helfen, meine liebe Fanny», sagte er. «Erinnere dich, du
wolltest Edward ja unbedingt heiraten.»
    Unter dem
Rouge stieg eine zusätzliche und ganz natürliche Röte in Fannys Wangen. «Bitte
kein Wort gegen meinen seligen Edward!» Ihre Stimme zitterte ein bißchen. «Und
wenn du meinst, daß John seinem lieben Vater ähnlich ist, kann ich dir
versichern, wie sehr ich dafür dankbar bin.»
    «Monseigneur
wollte bestimmt nichts dergleichen andeuten, nicht wahr, Monseigneur?» mischte
sich Leonie hastig ein. «Und was mich betrifft, ich habe Edward immer sehr gern
gehabt. Es gibt überhaupt keinen Zweifel, daß John ihm sehr ähnlich ist, wozu
man dir nur gratulieren kann, genauso wie Juliana hundertprozentig dir
nachgerät, nur ist sie meiner Meinung nach nicht so hübsch wie du in deiner
Jugend.»
    «Oh, meine
Liebe, findest du das

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