Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
rosa Schleife befestigtes Hütchen und einen dazu
passenden Federnmuff. Auf ihren Zügen lag ein Ausdruck störrischer
Entschlossenheit. «Oh, da bist du ja endlich, Vidal!» begrüßte sie ihn.
    «Was in
drei Teufels Namen willst du denn hier?» fragte er, indem er rasch auf sie
zuging. «Du hast bei diesem ganzen Theater nichts verloren.»
    Miss
Marling blickte trotzig zu ihm auf. «Ich komme mit.» 
«Du kommst nicht mit!» rief Seine Lordschaft. «Ich denke nicht daran, mich auf
dieser Fahrt mit einem Unterrock zu belasten.»
    «Doch, ich
komme mit», wiederholte Miss Marling.
    «Nein»,
sagte Vidal kurz und bündig und winkte seinem Reitknecht.
    Juliana
packte ihn am Handgelenk. «Ich lasse dich nicht allein fort», zischte sie
wütend. «Dir geht es nur um deine gräßliche Mary, aber sie ist mit meinem
Frederick auf und davon, das darfst du nicht vergessen! Ich will mit, und wenn
ich mutterseelenallein eine Postkutsche mieten muß! Ich meine es ernst.»
    Er schaute
finster auf sie nieder. «So, du meinst es ernst? Ich bezweifle allerdings
sehr, ob diese Reise ein reiner Genuß für dich wird.»
    «Dann
nimmst du mich also mit?» fragte sie begierig.
    Er zuckte
die Achseln. «Meinetwegen, aber wenn ich dein Mann wäre, würde ich dich bald
Mores lehren, meine Liebe.» Er half ihr etwas unsanft in den Wagen und sagte
schroff: «Weiß Tante Elisabeth davon?»
    «Sie war
ausgegangen, aber ich habe ihr einen Brief geschrieben, in dem ich ihr, so gut
es in der Eile eben ging, alles erklärt habe.»
    «Na schön»,
meinte Vidal und schloß den Schlag.
    Ein Lakai
klappte das Trittbrett hinauf; die Vorreiter saßen bereits im Sattel, und die
Reitknechte kümmerten sich um die tänzelnden Pferde. Vidal streifte die
Handschuhe über, nahm die Zügel seines Braunen in die Linke und stieg auf.
«Port Royal», befahl er kurz und hielt den Braunen hart zurück, um die Kutsche
vor ihm aus dem Hof fahren zu lassen.
    Bei der
ersten Poststation bestand Miss Marling darauf, sich ein we nig die Füße zu
vertreten, und benützte die kurze Pause während des Pferdewechsels, dem Marquis
heftige Vorwürfe wegen seiner schlechten Manieren und der geradezu
katastrophalen Federung des Wagens zu machen. Noch nie in ihrem Leben wäre sie
so durchgeschüttelt worden, erklärte sie erbost. Es sei ihr schleierhaft, wie
ein Mann so brutal sein konnte, einer Dame eine derartige Strapaze zuzumuten,
und sie bereue es bereits bitter, sich zu dieser Reise entschlossen zu haben.
    «Das habe
ich mir gedacht», erwiderte Seine Lordschaft. «Aber vielleicht wird dir das
eine Lehre sein, dich von nun an nicht mehr in meine Angelegenheiten zu
mischen.»
    «Deine
Angelegenheiten?» rief Miss Marling empört. «Daß ich nicht lache! Als ob mich
die schon interessieren würden! Mir geht es hier einzig und allein um meine!»
    «Dann hör
gefälligst auf zu jammern», erwiderte er ungerührt.
    Miss
Marling kehrte hocherhobenen Hauptes und kochend vor Wut zu der «Rumpelkiste»
zurück. Als sie das nächste Mal hielten, steckte sie nicht einmal die
Nasenspitze zum Fenster heraus, doch nach weiteren zwölf Meilen kam sie etwas
zermürbt wieder zum Vorschein und wickelte sich, kaum daß sie ins Freie trat,
schaudernd in ihren Mantel. Ein kalter Abendwind pfiff ihr um die Ohren. Die
Dämmerung tauchte die Landschaft, über der schon die zähe Decke grauer
Nebelschwaden lag, in ein trübes Licht. Vorne neben dem Kutschbock brannten die
Laternen, und aus dem Dunkel schimmerten die tröstlich hellen Fenster einer
kleinen Herberge.
    «Vidal,
können wir hier nicht über Nacht bleiben?» piepste Miss Marling kläglich.
    Seine
Lordschaft war gerade damit beschäftigt, einem Stallknecht die nötigen
Weisungen zu erteilen, und sprach, ohne sich von seiner Cousine stören zu
lassen, in aller Ruhe zu Ende, bis er schließlich, ebenfalls in einen Mantel (
ein wahrer Traum aus lohfarbenem Tuch mit drei schweren Schultercapes) gehüllt,
gemächlichen Schrittes auf sie zu schlenderte.
    «Müde?»
fragte er.
    «Was hast
du dir erwartet?» sagte sie spitz. «Soll ich vielleicht frisch und munter aus
dieser Affenschaukel steigen?»
    «Geh schon
vor!» befahl er. «Wir essen hier zu Abend.»
    «Unmöglich!
Ich kann im Augenblick keinen Bissen hinunterbringen!»
    Er ließ
sich auf keine weitere Debatte ein, sondern ging zurück, um noch mit seinem
Reitknecht zu sprechen, und Miss Marling, die ihn in diesem Moment aus tiefster
Seele haßte, rauschte in das Gasthaus, wo sie der

Weitere Kostenlose Bücher