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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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damals auch den Eindruck erweckt hast, es gäbe nichts Wichtigeres für dich,
als dir den Bauch zu füllen, überrascht mich das allerdings nicht», stellte
Juliana boshaft fest. «Wenn ich nicht so wütend auf sie wäre, dieses
heimtückische, falsche Biest, könnte sie mir direkt leid tun, wenn ich daran
denke, was sie mit dir alles mitgemacht haben muß.»
    «Mir beim
Essen zuzuschauen, war bestimmt das kleinste Übel», entgegnete der Marquis.
«Ja, sie hat viel mitgemacht, aber vielleicht interessiert es dich zu
erfahren, daß sie dabei nie so hysterisch geworden ist wie du.»
    «Darauf
kann ich nur erwidern, Vidal, daß sie dann entweder keine Ahnung hatte, was für
ein brutaler Mensch du bist, oder sie ist einfach eine langweilige
Ziege mit einem unglaublich dicken Fell.»
    Seine
Lordschaft schwieg eine kurze Weile, dann sagte er ruhig: «Sie wußte es sogar
sehr genau.» Er musterte seine Cousine mit einem geringschätzigen Blick. «Du
an ihrer Stelle wärst bei einer solchen Entführung wahrscheinlich vor Schreck
oder Hysterie gestorben, Juliana. Täusche dich nicht, meine Liebe; Mary hatte
so wahnsinnige Angst, daß sie sogar versuchte, mich zu erschießen.»
    «Sie hat
versucht, dich zu erschießen, Dominic?» wiederholte Miss Marling ungläubig.
«Das höre ich zum erstenmal!»
    «Es ist
keine Geschichte, die ich gern zum besten gebe, weil ich dabei nicht gerade
vorteilhaft abschneide», erklärte Vidal trocken. «Aber wenn du da vor mir
herumgackerst wie ein aufgescheuchtes Huhn, nur weil du ein bißchen
durchgeschüttelt worden bist, und dir dann noch einbildest, du kannst dich über
Mary lustig machen ...»
    «Ich habe
mich nicht über sie lustig gemacht!» sagte Juliana hastig. «Ich wußte ja nicht,
daß du dich ihr gegenüber so schrecklich schlecht benommen hast. Du hast zwar
gesagt, du hättest sie gezwungen, an Bord deiner Jacht zu gehen, aber ich hätte
nie vermutet, daß du sie so erschreckt haben könntest, daß sie tatsächlich
keinen anderen Ausweg mehr sah, als auf dich zu schießen. Sei mir nicht böse,
Dominic, aber als ich Mary in deinem Haus antraf, wirkte sie so ruhig, daß ich
eigentlich überzeugt war, du hättest sie nicht weiß Gott wie grausam behandelt.
Und das hast du doch auch nicht, oder?»
    «Doch»,
sagte Vidal barsch. Er blickte Juliana beinahe feindselig an. «Du glaubst, es
war ungeheuer romantisch für Mary, von mir entführt zu werden, nicht wahr? Du
glaubst, du hättest es genossen, und du kannst nicht begreifen, warum sie sich
gefürchtet haben soll, wie? Dann überleg einmal ein bißchen, meine Liebe! Darf
ich dich daran erinnern, daß du dich im Augenblick in meiner Gewalt befindest?
Wie wär's denn, wenn ich dich das spüren lasse? Fangen wir einmal damit an, daß
ich dir befehlen könnte, etwas zu essen, und dir drohe, dich nötigenfalls eigenhändig
dazu zu zwingen.»
    Juliana
zuckte unwillkürlich zurück. «Nein, Vidal! Nein, komm mir nicht in die Nähe!»
rief sie, entsetzt über den Ausdruck auf seinem Gesicht.
    «Na»,
lachte er, «findest du's noch so romantisch, Ju? Und das mit dem Essen wäre noch
das geringste im Vergleich zu anderen Dingen, zu denen ich dich zwingen könnte.
Setz dich wieder hin, ich tu dir nichts.»
    Sie
gehorchte, ließ ihn jedoch nicht aus den Augen. «Ich – ich – ach, wäre ich bloß
nicht mitgekommen!»
    «Siehst du,
das gleiche hat sich Mary wohl auch oft gedacht, und sie hatte entschieden mehr
Grund dazu. Aber sie wäre lieber gestorben, als ihre Angst zuzugeben. Und Mary,
mein Schatz, ist nicht meine Cousine.»
    Juliana
holte tief Atem. «Natürlich habe ich keine Sekunde geglaubt, daß du mich
wirklich zum Essen zwingen würdest», sagte sie. «Du – du wolltest mich nur
erschrecken.»
    «Oh, ich
kann noch immer Ernst machen, wenn du nicht aufpaßt», antwortete Seine
Lordschaft. Er trennte ein Bruststück ab und reichte es ihr. «Sei nicht zimperlich,
Ju. Iß das und vergiß deine zarten Nerven. Du hast nicht mehr viel Zeit.»
    Juliana
nahm ihm den Teller lammfromm aus der Hand. «Also gut», seufzte sie. «Ich muß
sagen, Dominic, wenn du Mary auch immer so böse angeschaut hast, kann ich ihr
fast verzeihen, daß sie mit Frederick durchgebrannt ist.» Sie warf ihm einen
verstohlenen Blick zu. «Offenbar warst du nicht sehr freundlich zu ihr.»
    «Freundlich!»
rief Vidal. «Nein – das war ich allerdings nicht.» Juliana steckte noch einen
Bissen in den Mund. «Anscheinend hast du dich benommen, als ob du sie

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