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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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die
Tür. Draußen erteilte soeben eine unverkennbare Stimme einen herrischen Befehl.
Mr. Comyn preßte die Lippen zusammen und schaute
Miss Challoner an. «Anscheinend hatten Sie recht, Madam», sagte er trocken.
«Sind Sie einverstanden, daß ich behaupte, wir wären bereits verheiratet?»
    «Ja»,
antwortete sie. «Nein – ich weiß nicht. Doch, ich glaube ja.»
    Rasche
Schritte näherten sich durch den Gang, der Türknauf wurde heftig herumgedreht,
und eine Sekunde später stand der Marquis von Vidal auf der Schwelle –
gestiefelt und gespornt und mit glitzernden Regentropfen auf dem Mantel.
    Sein Blick
schweifte über den Raum und blieb auf Miss Challoner ruhen, die reglos neben
ihrem Stuhl stand. «Ah, sieh da!» sagte er. «Habe ich Sie
also doch gefunden!» Er ging auf sie zu, warf seine Reitgerte achtlos beiseite
und packte Mary an den Schultern. «Wenn Sie dachten, Sie könnten mir so leicht
entwischen, haben Sie sich getäuscht, meine Liebe.»
    Mr. Comyn
sagte mit eisiger Höflichkeit: «Hätten Eure Lordschaft vielleicht die Güte,
meine Frau loszulassen?»
    Die Hände
auf Miss Challoners Schultern krampften sich plötzlich so ruckartig zusammen,
daß sie leise stöhnte. Der Marquis starrte Mr. Comyn mit funkelnden Augen an,
sein Atem ging kurz und stoßweise. «Was?» donnerte er. «Ihre Frau?»
    Mr. Comyn
verbeugte sich. «Die Dame erwies mir die Ehre, mich heute zu heiraten, Mylord.»
    Der wütende
Blick des Marquis schien Miss Challoner zu durchbohren. «Ist das wahr? Mary, antworte
mir! Ist das wahr?»
    Sie starrte
zu ihm auf, weiß wie ihr Halstuch. «Ja, Sir. Ich bin mit Mr. Comyn
verheiratet.»
    «Verheiratet?»
wiederholte er. «Verheiratet?» Er stieß sie von sich. «Bei Gott, dann wirst du
demnächst Witwe sein!» fluchte er.
    Auf seinem
Gesicht stand blanke Mordlust. Ein Schritt brachte ihn zu Mr. Comyn, der
instinktiv an seinen Degengriff faßte, doch er hatte keine Zeit, vom Leder zu
ziehen. Mylords schlanke Finger schlossen sich wie eine Stahlklammer um seinen
Hals und drückten ihm unbarmherzig die Kehle zu. «Du Hund! Du verfluchter
kleiner Köter!» knirschte Seine Lordschaft zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Miss
Challoner sah, daß die beiden Männer auf Leben und Tod miteinander
rangen, und stürzte auf die Kämpfenden zu, doch bevor sie sie erreichte, hörte
man einen gellenden Schrei, und Miss Marling, soeben auf der Szene erschienen,
warf sich wie eine Furie ins Getümmel.
    «Nein! Laß
ihn los!» kreischte sie. «Laß ihn sofort los, du widerlicher Rohling!»
    Miss
Challoner erkannte, daß Mr. Comyn hoffnungslos unterlegen war, und schaute sich
nach einer passenden Waffe um. Ein Wasserkrug stand noch auf dem Tisch, und sie
ergriff ihn mit ihrer gewohnten Geistesgegenwart. «Geh zur Seite, Juliana!»
sagte sie ruhig, holte aus und schüttete den Inhalt des Kruges mit Schwung über
die beiden Kampfhähne. Miss Marling, die der Warnung keine Beachtung geschenkt
hatte, bekam ebenfalls ihren Teil ab und taumelte keuchend zurück.
    Der
plötzliche Schock wirkte sichtlich ernüchternd auf Seine Lordschaft, denn er
lockerte seinen Griff um Mr. Comyns Hals, um sich das Wasser aus den Augen zu
wischen. Mr. Comyn suchte taumelnd und hustend nach einem Halt und betastete
seine mißhandelte Kehle. «Frederick!» schluchzte Miss Marling, indem sie auf
ihn zurannte. «Oh, mein armer Frederick! Bist du verletzt?»
    Selbst ein
Blinder hätte sehen können, daß Mr. Comyn seine förmliche Korrektheit verloren
hatte. Er schob sie ziemlich unsanft von sich und sagte gereizt: «Verletzt?
Nein!» Dabei versuchte er, sein ramponiertes Halstuch in Ordnung zu bringen. Er
war jetzt bestimmt ebenso wütend wie der Marquis und stotterte sogar ein
bißchen, so eilig sprudelte er seine Herausforderung hervor. «Degen oder
Pistolen?» fragte er. «Wählen Sie, aber rasch, wenn ich bitten darf.»
    «Nein!»
schrie Juliana und versuchte, die Arme um ihn zu schlingen. «Vidal, das darfst
du nicht! Frederick, bitte, bitte, beruhige dich!»
    Er
schüttelte sie ungeduldig ab. «Madam, ich habe Ihnen absolut nichts zu sagen»,
fuhr er sie an. «Wollen Sie so freundlich sein, mich nicht zu belästigen! Nun,
Mylord? Was soll es sein?»
    Der Marquis
betrachtete Miss Challoner mit einem seltsamen Lächeln. «Mary, du kleiner
Satan!» sagte er weich, doch der Ausdruck seiner Augen wurde wieder hart, als
er Mr. Comyns blasses Gesicht anblickte. «Beides wird's dir besorgen, du
hinterhältiger Schuft!» sagte er. «Du

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