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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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kannst von mir aus wählen, was du
willst.»
    Juliana
rang die Hände. «Vidal, du wirst ihn töten! O mein Gott, ich weiß, daß du ihn
töten wirst!»
    «Und zwar
mit dem größten Vergnügen», sagte Seine Lordschaft honigsüß.
    Miss
Challoner umklammerte die Kante des Kaminsimses. «Jetzt ist es aber genug»,
rief sie. «Bitte, hört mir einen Augenblick zu.»
    «Nichts,
was Sie sagen können, wird mich davon abhalten, mit Seiner Lordschaft zu
kämpfen», fuhr Mr. Comyn hastig dazwischen und zog verbissen weiter an seinen
Stulpenstiefeln. «Bitte seien Sie still! Wir werden das mit dem Degen
austragen, Mylord, und ich hoffe, ich kann die Welt von einem Parasiten
befreien, der sich mehr wie ein Tier als ein Gentleman von Stand benimmt!»
    «Aber du
hast doch keine Chance gegen ihn!» Miss Marlings Stimme klang fast wie ein
Schluchzen. «Ach, Frederick, mir tut das alles ja so leid! Schlag dich nicht
mit Vidal! Ich flehe dich an!»
    Mr. Comyn
wandte ihr ein steinernes Gesicht zu. «Madam, ich erklärte Ihnen bereits, daß
ich Ihnen nichts zu sagen habe. Ich weiß nicht, was Sie hierher führt, aber Sie
kommen gerade zurecht, um mich zu beglückwünschen. Miss Challoner hat mir die
Ehre erwiesen, mich zu heiraten.»
    Miss
Marling wankte und griff tastend nach einer Stuhllehne. «Ihr – ihr seid
verheiratet?» stammelte sie. «Oh, oh, oh!»
    Nur Miss
Challoner schenkte diesem Anfall von leichter Hysterie Beachtung. Der Marquis
legte ungerührt Mantel, Rock und Stiefel ab und prüfte, nur in Hemd und
Kniehosen, die Biegsamkeit seiner schlanken Klinge. Die Manschetten aus
Dresdener Spitze fielen halb über seine Hände. Mr. Comyn dagegen rollte mit
eiskalter Ruhe seine Hemdsärmel auf. Er warf Seiner Lordschaft einen zornigen
Blick zu, in dem sich deutlich sein ganzer Abscheu spiegelte, zog sein Rapier
aus der Scheide und sagte mit leiser, ein wenig unsicherer Stimme: «Sie haben
mir ein paar Namen gegeben, Sir, die wesentlich besser auf Sie selbst gepaßt
hätten, denn daß Sie die Dame belästigen, die meine Frau ist ...»
    Bei diesem
unglückseligen Wort fuhr Seine Lordschaft auf wie eine giftige Natter.
«Verdammter Hundesohn!» preßte er zwischen blutleeren Lippen hervor. «Lange
wirst du sie nicht mehr so nennen!» Damit schleuderte er den Tisch bis an die
Wand zurück und rief: «En garde!»
    «Zu Ihren
Diensten», sagte Mr. Comyn.
    Nach einem
beinah nur angedeuteten Gruß prallten die Klingen mit einem bösartigen Zischen
aufeinander, und bei diesem tödlichen Laut kam Miss Challoner, die sich bisher
um Juliana gekümmert hatte, blitzschnell zur Besinnung. «Pfui!» schrie sie.
«Schande über euch alle beide! Aufhören, sofort aufhören! Ich bin nicht
verheiratet, und ich heirate auch keinen von euch beiden!»
    Doch keiner
achtete auf sie, denn das Duell war so verzweifelt, daß sich weder der Marquis
noch Mr. Comyn die kleinste Unaufmerksamkeit leisten konnten. Sie waren beide
in Weißglut und dachten im Moment an nichts anderes, als den Gegner zu
vernichten.
    Der Degen
war nicht eben Vidals Stärke, aber er führte ihn mit einer so kraftvollen
Geschmeidigkeit, daß es den bedächtigeren Fechter verwirrte. Seine Angriffe
waren gefährlich und machten, obwohl manchmal sehr riskant, seinem Gegner
schwer zu schaffen. Mr. Comyn parierte
geschickt, und man erkannte sofort eine ausgezeichnete Schule, aber ihm fehlte
Mylords Vehemenz, mit der dieser immer wieder seine Deckung durchbrach. Es
gelang ihm zwar stets, den tödlichen Treffer in letzter Sekunde gewandt
abzuwehren, doch er war in arger Bedrängnis, und der Schweiß rollte ihm in
großen Tropfen über die Stirn.
    Als Juliana
begriff, was da im Gange war, verstummte sie ernüchtert und kauerte sich, das
Gesicht in den Händen vergraben, schluchzend in ihrem Stuhl zusammen. Miss
Challoner stand neben ihr und verfolgte gespannt das rasend schnelle
Wechselspiel der Klingen.
    «Sie sollen
aufhören! Mein Gott, kann sie denn niemand zur Vernunft bringen?» rief Juliana
schaudernd, als sich die Degen wieder mit einem häßlichen, metallischen
Scharren kreuzten.
    «Hoffentlich
bringen sie sich gegenseitig um!» sagte Miss Challoner außer sich vor Zorn.
    «Wie kannst
du nur so etwas wünschen!» keuchte Juliana. «Es ist alles deine Schuld! Oh,
aber verheiratet! Verheiratet!»
    Wie ein
dumpfer Trommelwirbel hallten die Schritte der nur in Strümpfen Kämpfenden auf
dem kahlen Boden. Mr. Comyn versuchte eine Finte und wurde hart an den Tisch
zurückgedrängt. Miss

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