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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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Bursche total blau ist?»
    Vidal
lachte. «Ich auch, Rupert, ich auch, aber trotzdem weiß ich, wann mich jemand
einen Betrüger nennt.»
    «Lieber
Himmel, Mylord, Sie werden doch nicht ernst nehmen, was einer nach der dritten
Flasche daherredet!» rief Captain Wraxall.
    Lord
Cholmondley schüttelte Quarles am Arm. «So nehmen Sie es schon endlich zurück,
Mann. Sie sind ja nicht mehr zurechnungsfähig!»
    Mr. Quarles
riß sich los. «Dafür geben Sie mir Genugtuung, Mylord!» brüllte er.
    «Aber
gewiß», sagte der Marquis. «Und zwar gleich, du kleiner Draufgänger.»
    Rupert nahm
die Würfel. «Gut, zerschlagen wir sie», meinte er kurz. «Wo ist dieser Schurke
von Timothy? Ich will einen Hammer.»
    Sir Horace
Tremlett beteuerte in seiner affektierten Art: «Gott behüte, Mylord, das ist
doch nicht notwendig! Wir kennen doch alle Lord Vidal. Die Würfel zerschlagen?
Bei meiner Seele, das ist eine Beleidigung für Seine Lordschaft.»
    «Papperlapapp!»
sagte Rupert. «Ich klopfe sie auf, und damit basta. Wenn sie in Ordnung sind,
entschuldigt sich Mr. Quarles. Ist das ein faires Angebot?»
    «Ja, das
wird das beste sein», stimmte Captain Wraxall zu.
    Mr. Quarles
wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    «Nein, ich
bestehe auf Satisfaktion! Glauben Sie vielleicht, ich lasse mir ein
Glas Wein ins Gesicht schütten und bedanke mich noch dafür?» Cholmondley raunte
Lord Rupert ins Ohr: «Das geht jetzt entschieden zu weit. Zum Teufel mit deinem
Neffen! Was sollen wir tun?»
    «Die Würfel
zerschlagen», antwortete Rupert halsstarrig.
    «Kann mir
nicht nachsagen lassen, daß ein Alastair falschspielt.»
    «Ach, du
bist ja genauso betrunken wie Vidal! Wer behauptet das? Quarles wird sich
entschuldigen, wenn er nüchtern ist. Falls es dir gelingt, Vidal daran zu
hindern, die Sache jetzt auszutragen.»
    Der
Bediente erschien mit einer flachen Schatulle, die er mit einem ängstlichen
Blick auf den Marquis auf den Tisch stellte. Vidal öffnete sie, und man sah,
daß sie ein Paar Pistolen enthielt.
    «Wählen
Sie», forderte er Quarles auf.
    Rupert
starrte ihn an. «Was soll das heißen? Du kannst dich hier nicht duellieren,
Dominic. Trefft euch meinetwegen draußen in Barn Elms, sagen wir um neun Uhr.»
    «Um neun
bin ich schon in Newmarket», sagte der Marquis. «Und ich pflege meine Rechnung
zu begleichen, bevor ich gehe.»
    Mr. Fox
erhob sich. Er musterte die Pistolen durch sein Monokel und schaute Vidal
fragend an. «Wo hast du sie her? Nicht mal ich bringe meine Pistolen in den
Spielsalon mit.»
    «Aus meiner
Kutsche», antwortete Vidal. Er blickte auf die Uhr. «Sie wartet schon.
Entschließen Sie sich!»
    «Stehe
Ihnen zur Verfügung», erklärte Quarles. Er schielte auf Captain Wraxall. «Sir,
wollen Sie mir sekundieren?»
    «Was?»
explodierte der Captain. «Ich will mit der Sache nichts zu tun haben, Mylord.
Sie sind nicht in der Verfassung für ein Duell, und ich empfehle Ihnen, gehen
Sie heim und beauftragen Sie Ihre Sekundanten, die Angelegenheit entsprechend
zu regeln.»
    «Nicht in
der Verfassung?» lachte Vidal. «Bei Gott, das ist köstlich, Wraxall! Sie kennen
mich wohl nicht sehr gut, wie?»
    «Zum Glück
habe ich nicht die Ehre», erwiderte der Captain steif.
    «Na, dann
geben Sie acht!» Mylord zog eine kleine, goldbeschlagene Pistole aus der
Tasche. Er zielte, noch immer in seinem Stuhl lehnend, und schoß, bevor ihn
jemand daran hindern konnte. Man hörte einen lauten Knall und dann das
Splittern von Glas, als die Kugel den großen Spiegel am anderen Ende des Raumes
zerschmetterte.
    «Was zum
Teufel …?» begann Wraxall wütend, hielt dann aber inne und starrte in die
Richtung, in die Mylords Finger wies. Ein dreiarmiger Kerzenleuchter brannte
nicht mehr. Die Stimme von Mr. Comyn bemerkte gelassen: «Recht beachtlicher
Schuß – unter diesen Umständen.»
    Lord
Rupert, im Moment von wichtigeren Dingen abgelenkt, rief begeistert: «Glatt
ausgelöscht, und ohne daß das Wachs einen Kratzer hat! Bravo, Junge!»
    Der Lärm
lockte die Gäste aus den anderen Räumen an. Vidal schenkte ihnen keine
Beachtung. «Sie kennen mich wohl nicht sehr gut, wie?» wiederholte er und
lachte.
    Cholmondley
warf Rupert einen vorwurfsvollen Blick zu und ermahnte Quarles noch einmal:
«Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie erst mal darüber. Wenn Sie sich schon
unbedingt duellieren wollen, dann wenigstens nüchtern. So haben Sie gegen Vidal
keine Chance.»
    Ein
untersetzter, unauffällig in Schwarz gekleideter Mann
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