Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
raus.»
    Mr. Comyn
musterte den Herrn mit dem roten Gesicht interessiert. «Es ist wohl kaum
anzunehmen, Mylord, daß ich mit der Sache zu tun haben könnte», sagte er
pedantisch.
    «O du
lieber Himmel, nein! Geht dabei um ein Mädchen, das Vidal diesem Quarles unter
der Nase weggeschnappt hat.»
    «Ich
fürchte», sagte Mr. Comyn, «die meisten Händel von Lord Vidal sind solchen
Ursprungs.»
    Er wandte
sich wieder der Betrachtung des Tisches zu. Rechts von Vidal rekelte sich Mr.
Fox in seinem Stuhl und beschäftigte sich angelegentlich mit einem goldenen
Zahnstocher. Er winkte Carlisle zur Begrüßung lässig zu.
    «Machen Sie
mit, Mylord? Wollen Sie nicht die Bank übernehmen?» Ein Haufen Goldstücke und
Papiergeld lagen vor Vidal. Carlisle schüttelte den Kopf. «Besten Dank, Fox.»
    Der Marquis
leerte sein Glas in einem Zug. «Ich würfle mit Ihnen darum», schlug er vor.
    «Ich rate Ihnen
ab, Mylord», sagte einer der Spieler geziert. «Vidal hat die ganze Woche
unglaubliches Glück gehabt.»
    «Bin heute
abend nicht zum Würfeln aufgelegt», antwortete Carlisle. «Aber wenn noch ein
Platz frei ist, Mr. Comyn wäre sicher nicht abgeneigt.»
    Mylord
füllte sein Glas und blickte erneut zu Mr. Comyn auf. «Oh, Sie sind das!» sagte
er gleichgültig. «Ich hatte das Gefühl, Sie zu kennen. Wollen Sie für die Bank
werfen?»
    «Verbindlichen
Dank, Eure Lordschaft, ich würde lieber gegen die Bank spielen», erwiderte der
junge Mann und setzte sich neben Lord Rupert Alastair.
    Lord
Carlisle zog sich, nachdem er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um
seinen Schützling an seinem Vorhaben zu hindern, mit einem fatalistischen
Achselzucken zurück.
    «Ich erhöhe
auf hundert, Gentlemen», sagte Vidal, indem er sich in seinem Stuhl
zurücklehnte und in seiner geräumigen Rocktasche nach der Schnupftabaksdose
kramte. Er zog sie hervor, öffnete sie und nahm eine Prise.
    Dabei
musterte er die Tischrunde mit einem scharfen Blick. Ein Herr in braunem Satin
und mit einer sehr großen Halsschleife protestierte, fünfzig wären bei Gott
hoch genug.
    Mr. Fox hob
träge die Augenbrauen und streckte die Hand nach Vidals Schnupftabaksdose aus.
Er musterte sie eingehend und bemerkte mit einem Seufzer: «Le Sueur. Email
en plain. Sehr hübsch. Hundert hast du gesagt, nicht?» Er legte die Dose
beiseite und griff statt dessen nach dem Würfelbecher.
    Irgend
jemand am anderen Ende des Tisches sagte, der Einsatz sei zu hoch, aber er
wurde überstimmt.
    «Paßt du,
Cholmondley?» fragte der Marquis.
    «Bei Gott,
nein! Du hast zu viele von meinen schönen Scheinen vor dir liegen, Vidal.
Lassen wir fünfzig stehen.»
    «Ich erhöhe
auf hundert», wiederholte der Marquis.
    Mr. Fox
nahm den Würfel. «Hundert also, und wem das zu hoch ist, der soll passen»,
näselte er. Er sagte acht an und würfelte fünf. «Zum Teufel mit dir, Vidal,»
rief er aufgeräumt, kritzelte seinen Namen auf ein Stück Papier und schob es
seinem Freund zu.
    Ein
rotgesichtiger Herr gegenüber von Lord Rupert Alastair warf dem Marquis einen
finsteren Blick zu und bemerkte laut genug, um von allen gehört zu werden: «Ich
finde, es wäre an der Zeit, daß ein anderer die Bank übernimmt. So ist das ein
verdammt einseitiges Spiel.»
    Sein
Nachbar, Mr. Bowling, sah das Glitzern in den Augen des Marquis und stieß ihn
warnend an. «Ruhig, Montague, ruhig», sagte er besänftigend. «Hast du jemals
erlebt, daß das Glück jemand treu bleibt?»
    Einer der
Zuschauer meinte leise: «Vidal ist ja total betrunken. Da gibt es bald Ärger.»
    Betrunken
mochte der Marquis zwar sein, aber weder seine Sprache noch sein Verstand waren
davon beeinträchtigt. Er lehnte weit zurückgeneigt in seinem Stuhl; die eine
Hand steckte in seiner Hosentasche, die andere umschloß den Stiel seines
Weinglases, und sein harter Blick musterte herausfordernd den unzufriedenen
Spieler.
    «Haben Sie
genug, Quarles?»
    Der Tonfall
war eine Beleidigung. Mr. Fox nahm eine Prise Schnupftabak, zog seine
unwahrscheinlich geschwungenen Brauen hoch und schielte verstohlen auf Vidal.
«Ah, wir verschwenden nur Zeit», rief Lord Rupert, indem er den Würfelbecher
nahm. «Ich sage sieben an.» Er warf und verlor. «Verdammt! Die ganze letzte
Stunde hab ich sie gerufen, und was tut der blöde Würfel? Kehrt immer die Eins
und die Drei obenauf.»
    Montague
Quarles sagte eiskalt und deutlich: «Genug? Nein, keinesfalls, nur sollte
endlich jemand anderer die Bank halten! Was meinen Sie, Gentlemen?» Er

Weitere Kostenlose Bücher