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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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Newmarket?» rief Captain Wraxall, entsetzt über soviel
Kaltblütigkeit.
    «Warum
nicht?» fragte Vidal arrogant.
    Der Captain
suchte nach Worten, fand aber keine passende Antwort. Vidal machte auf dem
Absatz kehrt und ging hinaus.

5
    Es war erst knapp nach zwölf Uhr am
nächsten Tag, als die Herzogin von Avon, höchst widerwillig begleitet von Lord
Rupert, das erste Mal in Vidals Haus erschien. Der Majordomus des Marquis
beantwortete den besorgten Blick Seiner Lordschaft mit einem unmerklichen
Kopfschütteln, was Lord Rupert einen Seufzer der Erleichterung entlockte.
Schließlich konnte man nie wissen, welche Überraschung einem in Vidals Gemächern
bevorstand.
    «Ich will
meinen Sohn sprechen», erklärte Ihre Gnaden ohne Umschweife.
    Es stellte
sich jedoch heraus, daß der Marquis noch nicht aus Newmarket zurückgekehrt
war.
    «Na bitte,
was hab ich dir gesagt!» rief Rupert. «Laß ihm eine Nachricht da, meine Liebe.
Weiß der Teufel, wann er wieder aufkreuzt, was, Fletcher?»
    «Ich habe
leider keine Ahnung, Mylord.»
    «Dann komme
ich eben später wieder», verkündete Ihre Gnaden.
    «Aber
Leonie …»
    «Und immer
wieder und wieder, so lange, bis ich ihn antreffe», sagte die Herzogin
halsstarrig.
    Sie hielt
Wort, doch bei ihrem letzten Besuch um sieben Uhr abends – bereits in voller
Balltoilette –, bestand sie darauf, auf ihren Sohn zu warten.
    Lord Rupert
folgte ihr lustlos in die Halle. «Ja, aber ich bin doch bei Devereaux zum
Kartenspiel eingeladen», quengelte er. «Ich kann nicht die ganze Nacht hierbleiben.»
    «Dann geh
doch schon, geh!» rief die Herzogin mit einer Handbewegung, als wollte sie
eine Fliege verscheuchen.
    «Ich muß Dominique jedenfalls unbedingt
sehen, und dazu brauche ich dich keineswegs.»
    «Du warst
schon immer ein undankbares Geschöpf», beklagte sich Seine Lordschaft. «Da
tanze ich den ganzen Tag nach deiner Pfeife, und dann heißt es, du brauchst
mich nicht.»
    Neben
Leonies Mundwinkel bildete sich ein wohlbekanntes Grübchen. «Aber ich brauche
dich wirklich nicht, Rupert. Wenn ich Dominique gesprochen habe, lasse ich
mich ganz einfach in eine Sänfte zu meiner Gesellschaft bringen.»
    «Kommt
nicht in Frage», sagte Rupert. «Nicht mit diesem Haufen Diamanten, den du mit
dir herumträgst.» Er trottete hinter ihr in die Bibliothek, wo ein kleines
Feuer im Kamin brannte, und schälte sich aus seinem Mantel. «Wohin ist denn der
Kerl nur verschwunden? Fletcher! Was hat Seine Lordschaft im Keller, das Ihrer
Gnaden schmecken könnte?»
    Der
wohlerzogene Fletcher zeigte einen Anflug von Ratlosigkeit. «Ich werde sofort
nachsehen, Mylord ...»
    Inzwischen
hatte die Herzogin ihren Umhang über eine Stuhllehne geworfen und sich an den
Kamin gesetzt. «Ah, pah, ich verzichte auf deinen Ratafia. Ich werde ein Glas
Portwein mit dir trinken, mon vieux.»
    Lord Rupert
kratzte sich am Kopf, wobei ihm die Perücke schräg übers Ohr rutschte. «Also
gut, meinetwegen! Eine Dame würde zwar ...»
    «Ich bin
keine Dame», behauptete Ihre Gnaden. «Ich habe eine sehr gute Erziehung
genossen, und ich will Portwein.»
    Fletcher
entfernte sich mit undurchdringlicher Miene.
    «Leonie»,
sagte Seine Lordschaft vorwurfsvoll, «du weißt doch, du sollst vor dem Personal
nicht so sprechen. Ich muß schon ...»
    «Wenn du
willst», unterbrach ihn Leonie, «spiele ich Pikett mit dir, bis Dominique
kommt.»
    Dominic kam
eine Stunde später. Ein Sulky raste die Straße herauf und hielt vor dem Haus.
Leonie warf die Karten hin und lief zum Fenster, um die schweren Vorhänge
aufzuziehen, kam jedoch nicht mehr rechtzeitig, um einen Blick auf ihren Sohn
zu erhaschen. Ein Reitknecht brachte den Wagen schon fort; man hörte, wie eine
Tür zugeschlagen wurde, und gleich darauf Fletchers diskrete Stimme. Eine
schärfere antwortete ihm, Schritte durchquerten die Halle, und Vidal trat in
die Bibliothek. Er war blaß und wirkte müde und abgespannt. Seine Kniehosen
und sein einfaches Lederwams waren über und über mit Schlamm bespritzt, und
sein zerknittertes Halstuch hatte jede Fasson verloren. «Ma mére!» rief
er überrascht.
    Leonie
vergaß vorübergehend den Grund ihrer Anwesenheit. Sie eilte ihm entgegen und
klammerte sich an seine Rockaufschläge. «Gott sei Dank, du lebst! Nun, was ist,
Dominique? Sag schnell – hast du es geschafft?»
    Er
tätschelte mechanisch ihre Hände. «Ja, natürlich. Aber was führt dich hierher?
Oh, Rupert, du bist auch da? Ist irgend etwas Besonderes

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