Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
schaute
beifallheischend in die Runde, fand aber keinen Widerhall, bis sich schließlich
Lord Cholmondley barsch vernehmen ließ: «Mir persönlich paßt es, wie es ist.
Mein Gott, ich hoffe doch, wir alle sind imstande, mit Anstand eine Pechsträhne
hinzunehmen. Meiner Ansicht nach wird hier viel zuviel geredet.»
    Der Marquis
starrte nach wie vor Montague Quarles an.
    «Es sind
jetzt schätzungsweise viertausend Pfund in der Bank. Würfeln Sie darum.»
    «Oh, das
nenne ich ein faires Angebot!» erklärte ein grobschlächtiger Mann zur Linken
des Marquis.
    «Bin ich
verrückt?» meinte Mr. Quarles zornig. «Nicht gegen Sie, Mylord!»
    «Lieber
Himmel, wollen wir die ganze Nacht hier sitzen und streiten?» rief Bowling.
«Schluß damit jetzt!» Er nahm den Becher, sagte eine Zahl an und warf. Vidal
schob ihm einen kleinen Stoß Guineen zu, und das Spiel ging weiter.
    In den
nächsten paar Stunden wendete sich das Glück noch des öfteren, verhalf aber
letzten Endes doch der Bank zu einem mühelosen Sieg. Der Marquis und einige
andere, besonders aber Mr. Quarles, sprachen dem Wein eifrig zu, doch während
der Alkohol bei Vidal fast keine Wirkung zeigte – er hatte noch eine
bemerkenswert ruhige Hand, und nur das Glitzern seiner Augen verriet jemand,
der ihn gut kannte, daß er nicht mehr ganz nüchtern war –, wurde Mr. Quarles'
Miene mit jedem Glas finsterer.
    Lord
Rupert, ebenfalls ein starker Trinker, hatte mittlerweile ein äußerst
feuchtfröhliches Stadium erreicht, was man an seiner schräg in die Stirn
gerutschten Perücke unschwer erkennen konnte. Mr. Fox beschäftigte sich mit
seiner zweiten Flasche und machte einen ziemlich schläfrigen Eindruck. Lord
Rupert gewann eine Kleinigkeit, verlor wieder und rief seinem Neffen am anderen
Ende des Tisches zu: «Verdammich, Vidal, das ist ja eine jämmerliche Partie!
Mehr Tempo, mein Junge !»
    «Willst du
die Bank halten, Rupert?»
    Mylord
drehte seine Taschen um und begann umständlich die Guineen zu zählen, die vor
ihm lagen. «Elf Stück», verkündete er mit einem fröhlichen Schluckauf. «Mit elf
Guineen kann ich die Bank nicht übernehmen, Vidal. Unter sechzig kommt bei Timothy
ni – nicht in Frage.»
    «Erhöhe auf
zweihundert, Gentlemen», sagte der Marquis unbekümmert.
    Mr. Fox
nickte. Bowling stieß seinen Stuhl zurück. «Ich passe. Das ist mir zu hoch,
Vidal.»
    «Die Bank
kann nicht ewig gewinnen», antwortete der Marquis. «Bleib dran, Jack, die Nacht
ist noch jung.»
    Mr. Bowling
blinzelte auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. «Jung? Soviel ich sehe,
ist es nach vier.»
    «Na, ist
das vielleicht nicht jung?» sagte Lord Rupert. «Vier? Vier ist geradezu
teuflisch jung.»
    Mr. Bowling
lachte. «Oh, ich erhebe Einspruch, Euer Gnaden! Ich bin ein solider Mensch.
Wollen Sie womöglich hier frühstücken? Ich bin jedenfalls für mein Bett.»
    «Halten Sie
durch», empfahl Lord Cholmondley. «Wir werden die Bank schon noch sprengen.
Vidal! Hast du noch diese Fuchsstute, die Tochter von Sunshine und Mad Molly?
Ich wette meinen Blue Light ning gegen deine Stute, daß ich dich noch vor
sechs bankrott mache.»
    Der Marquis
füllte sein Glas. «Sagen wir fünf, dann nehme ich an.»
    «Was ist
los?» fragte Mr. Fox und öffnete die Augen. «Willst du auch ins Bett?»
    «Ich bleibe
nur bis fünf», sagte der Marquis. «Muß nach Newmarket und zurück.»
    Lord
Cholmondley starrte ihn sprachlos an. «Gott sei uns gnädig, du hast doch wohl
nicht heute dein Rennen? Mann, du bist ja verrückt, wenn du glaubst, daß du
noch nach Newmarket fahren kannst! Verdammt, Vidal, du bist blau wie ein
Veilchen! Das schaffst du nie! Und ich armer Tropf hab glatte fünfhundert auf
dich gesetzt!»
    «Beruhige
dich, mein Herzblatt», spottete Vidal. «Wenn ich betrunken bin, fahre ich am
besten.»
    «Aber ohne
eine Sekunde Schlaf – nein, Teufel auch, das ist ein starkes Stück. Geh zu
Bett, du Narr!»
    «Was, um
dir deinen Einsatz zu retten? Fällt mir nicht im Traum ein! Meine Kutsche steht
Punkt fünf vor der Tür. Gilt die Wette? Du sprengst meine Bank vor fünf – dein
Hengst gegen meine Stute.»
    «Topp!»
sagte Cholmondley und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. «Ich habe noch
eine Stunde Zeit, nicht wahr? Das muß reichen. Wo ist das Wettbuch?»
    Die Wette
wurde ordnungsgemäß eingetragen, und der Bediente wollte sich mit dem Buch
soeben wieder entfernen, als der Marquis lässig vorschlug: «Ich setze weitere
fünfhundert, daß ich Newmarket unter der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher