Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
Vom Netzwerk:
drängte sich durch die am
Türeingang versammelte Menge. «Was ist los, Gentlemen? Wer hat hier
geschossen?»
    Vidal zog
die Brauen hoch. «Merkst du nicht, daß du störst, Timothy? Ich habe
geschossen.»
    «Aber,
Mylord, Mylord!» stammelte der untersetzte Mann bestürzt. «Was sind das für
Sachen! Sie werden mich ruinieren!» Er entdeckte die Schatulle mit den Pistolen
und wollte sich darauf stürzen, doch Mylord packte ihn am Handgelenk. Den
Bruchteil einer Sekunde starrten sie sich in die Augen, dann sagte der
ehemalige Diener verzweifelt: «Mylord, ich flehe Sie an – nicht hier!»
    «Hör auf zu
jammern!» Vidal stieß ihn zurück und sprang so heftig auf, daß er seinen Stuhl
umwarf. «Muß ich bis Mittag warten, bis Mr. Quarles sich entschließt? Nennen
Sie Ihre Freunde!»
    Quarles
blickte zornig in die Runde. Niemand meldete sich. «Dann mache ich es eben
allein, wenn Sie alle solche Angsthasen sind!» meinte er höhnisch.
    Mr. Comyn
erhob sich so gelassen wie immer. «Da es um Lord Vidals Ehre geht, wird es
besser für Sie sein, wenn Sie einen Sekundanten haben, Sir», sagte er.
    «Ach, fahrt
doch alle miteinander zur Hölle!» fluchte Quarles. «Ich brauche niemand.»
    «Verzeihung,
Sir», erwiderte Mr. Comyn sanft, «aber da Sie immerhin die Glaubwürdigkeit
Seiner Lordschaft in Frage stellen, sehen Sie wohl ein, daß Ihre Sekundanten
sehr sorgfältig diese Pistolen prüfen müssen, die, wie ich annehme, Seiner
Lordschaft gehören. Kurz gesagt, ich stehe Ihnen zur Verfügung.»
    «Sehr
verbunden», knurrte Quarles.
    Vidal
stützte sich auf eine Stuhllehne. «Ist ja eine mächtig lange Diskussion»,
bemerkte er, wobei er nur eine Spur undeutlicher sprach als sonst. «Vermutlich,
um mich zu beleidigen, oder?»
    «Das,
Mylord, ist im Moment nicht meine Absicht», antwortete Mr. Comyn.
    Der Marquis
lachte. «Wußte gar nicht, daß Sie's in sich haben. Stets korrekt, was?»
    «Ich denke,
ich bin mit den Regeln vertraut, die man in einem solchen Fall anwendet,
Mylord. Wollen Sie nun Ihre Freunde nennen?»
    Der Marquis
betrachtete ihn noch immer mit einem amüsierten und keineswegs unfreundlichen
Blick. «Charles, tu mir den Gefallen», sagte er über die Schulter.
    Mr. Fox
stand seufzend auf. «Also gut, Dominic, wenn du schon so verdammt aus der Reihe
tanzen mußt.» Er ging mit Mr. Comyn beiseite, und nachdem die beiden die Waffen
gebührend untersucht hatten, erklärten sie die Pistolen für identisch.
    Lord Rupert
drängte sich ganz unzeremoniell neben seinen Neffen. «Steck deinen Kopf in
einen Eimer Wasser, Vidal!» sagte er. «Der Teufel soll mich holen, wenn ich je
so einen Verrückten erlebt habe wie dich heute abend. Wohlgemerkt, der Kerl
verdient natürlich, daß du ihm ein Loch in den Pelz brennst, aber mach's
dezent, mein Junge, mehr verlange ich nicht!» Er hielt inne, um Captain Wraxall
einen etwas widersprüchlichen Befehl zuzurufen. «Die Kerzen dort ein wenig nach
links, Wraxall – gleiche Bedingungen für beide.»
    Der Tisch
wurde zurückgeschoben. Mr. Fox und Mr. Comyn maßen die Schritte aus.
    Man
überreichte die Pistolen, und Mylords Hand umfaßte die seine mit einem
beunruhigend schlaffen Griff. Sein Onkel fand das anscheinend nicht, denn er
sagte eindringlich: «Bring ihn bloß nicht um, Dominic !»
    Die
Sekundanten traten zurück, das Kommando wurde gegeben. Mylords Hand zuckte
blitzschnell in die Höhe, und die beiden Schüsse fielen fast gleichzeitig. Mr.
Quarrels Kugel bohrte sich in die Wand hinter Mylord, er selbst aber stürzte zu
Boden.
    Der Marquis
warf Mr. Fox seine Pistole zu. «Gib sie meinem Diener, Charles», sagte er und
wandte sich ab, um Schnupftabaksdose und Taschentuch wieder aufzunehmen.
    «Verdammt,
Vidal, ich glaube, du hast ihn doch umgebracht!» sagte Rupert säuerlich.
    «Ich bin
fast sicher, liebster Onkel», erwiderte der Marquis.
    Mr. Comyn,
der neben dem Getroffenen kniete, rief aufblickend: «Man sollte einen Arzt
holen – ich glaube, er lebt noch.»
    «Dann muß
ich betrunkener sein, als ich dachte», meinte Seine Lordschaft. «Tut mir leid,
Charles. Ich wollte nur, daß du dich hier wieder wohl fühlst.»
    Lord
Cholmondley trat eilig auf ihn zu. «Du solltest jetzt lieber verschwinden,
Vidal. Für eine Nacht hast du genug getan.»
    «Das finde
ich auch», sagte der Marquis. «Mr. Comyn ist offenbar nicht dieser Meinung.» Er
warf einen Blick auf die Uhr. «Hölle und Verdammnis, es ist schon nach fünf!»
    «Sie fahren
doch nicht jetzt nach

Weitere Kostenlose Bücher