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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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weiß
nicht», sagte Léonie, «aber notfalls werde ich diesem Mädchen eben einen
Ehemann beschaffen.»
    «Einen
Ehemann beschaffen?» wiederholte Fanny verdutzt. «Wer sollte das sein?»
    «Ach,
irgend jemand», antwortete Léonie gereizt. «Mir wird schon etwas einfallen,
weil mir ja schließlich etwas einfallen muß. Vielleicht kann mir Rupert
helfen.»
    «Rupert!»
schnaubte Ihre Ladyschaft verächtlich. «Ebensogut könntest du meinen Papagei
um Hilfe bitten! Es hat keinen Zweck, meine Liebe; du wirst Avon alles beichten
müssen.»
    Léonie
schüttelte den Kopf. «Nein. Monseigneur darf nichts erfahren. Ich könnte es
nicht ertragen, wenn es zwischen ihm und Dominique zu einem noch größeren
Zerwürfnis käme.»
    Fanny ließ
sich resigniert auf einen Stuhl sinken. «Am liebsten würde ich dich
durchschütteln, Léonie! Wahrhaftig, dazu wäre ich imstande! Ende dieser Woche
ist Avon sicher wieder in London, und wenn er merkt, daß du und Rupert
gleichzeitig verschwunden seid, kommt er bestimmt zu mir, und was soll ich ihm
dann sagen, bitte sehr?»
    «Nun, daß
ich zu Cousine Harriet gefahren bin.»
    «Und
Rupert? Eine höchst glaubhafte Geschichte!»
    «Wahrscheinlich
wird es ihm überhaupt nicht auffallen, ob Rupert hier ist oder nicht, weil er
sich kaum dafür interessieren dürfte.»
    «Sei
versichert, daß es ihm sogar sofort auffallen wird, mein Kind. Und ich soll
mich in diese Affäre hineinziehen lassen? Fällt mir gar nicht ein!»
    «Fanny, du
läßt mich doch nicht etwa im Stich? Liebste, beste Fanny ...»
    «Ach, ich
bin einfach zu alt für solche Eskapaden. Meinetwegen sage ich Avon, ich wüßte
weder von dir noch von Rupert oder sonst irgendwem, aber das ist wirklich das
Äußerste, was du von mir verlangen kannst. Und dann sei bitte so freundlich und
bestelle Vidal von mir, wenn er das nächste Mal ein junges Mädchen entführt,
soll er ja nicht damit rechnen, daß ich ihm aus der Patsche helfe.» Sie stand
auf und begann nach ihrem Hirschhornsalz zu suchen. «Falls du dich dazu versteigen
solltest, Rupert hierher zu bringen, bekomme ich einen hysterischen Anfall.»
Damit verließ sie das Zimmer, steckte aber eine Sekunde später den Kopf zur Tür
herein und sagte: «Ich hätte fast Lust, dich zu begleiten. Was meinst du?»
    «Nein»,
erklärte Léonie entschieden. «Wenn wir alle miteinander verschwunden sind,
findet Monseigneur das sicher sehr seltsam.»
    «Na gut!»
seufzte Fanny. «Es wäre zumindest ein Ausweg gewesen, daß ich ihm nicht einen
Haufen Lügen auftischen muß, die er ohnehin sofort durchschauen wird. Aber wenn
du Rupert tatsächlich mitnehmen willst, ist die Sache für mich sowieso
erledigt.» Sie verschwand endgültig, und Léonie nahm ihren Hut vom Tisch, um
ihn sich wieder über die Locken zu binden.
    Sie ließ
sich in einer Sänfte in die Half Moon Street bringen und hatte das Glück, Seine
Lordschaft zu Hause anzutreffen. «Ich dachte, du bist in Bedford, meine Liebe?»
begrüßte Lord Rupert sie aufgeräumt. «Hast's wohl nicht ausgehalten, wie? Na,
was habe ich dir gesagt! Langweiliger Stockfisch, der alte Vane.»
    «Rupert, es
ist etwas Schreckliches passiert, und ich brauche deine Hilfe», unterbrach ihn
Léonie. «Es betrifft Dominique.»
    «Ach, zum
Henker mit dem Jungen!» sagte Lord Rupert verdrießlich. «Glaubte, wir hätten
ihn sicher außer Landes gebracht.»
    «Ja doch»,
bekräftigte Léonie, «aber er hat ein Mädchen mitgenommen!»
    «Was für
ein Mädchen?» fragte Seine Lordschaft.
    «Ein – ein
leichtes! Eine – ich weiß kein Wort, das schlimm genug dafür ist!»
    «Aha! Na,
wenn's weiter nichts ist? Du bist doch nicht plötzlich unter die Moralapostel
gegangen, oder?»
    «Rupert,
bitte mach jetzt keine dummen Witze, dazu ist die Situation viel zu ernst. Er
wollte mit der bourgeoise durchbrennen, und stell dir vor, er hat die
falsche Schwester erwischt!»
    Rupert
starrte sie fassungslos an. «Die falsche Schwester? Da soll mich doch gleich
der Teufel holen!» Er schüttelte den Kopf. «Weißt du, Léonie, der Junge trinkt
zuviel. Wenn das nicht der Gipfel ist!»
    «Er war
nicht betrunken, imbécile! Wenigstens», fügte sie gewissenhaft hinzu,
«glaube ich es nicht.»
    «Muß es
aber gewesen sein», sagte Seine Lordschaft.
    «Nein, so
geht das nicht!» stöhnte Léonie. «Ich werde dir alles erklären.»
    Als sie
ihren Bericht beendet hatte, lautete der Kommentar Seiner Lordschaft, sein
Neffe sei total übergeschnappt. «Weiß Avon Bescheid?» fragte

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