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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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bemerkenswerten Gelassenheit, und ich könnte dieses Weib mit bloßen
Händen erwürgen.»
    «Ach,
erzähl mir nichts, mein Schatz! Du bist schrecklich aufgebracht, und das
sicherste Zeichen dafür ist, daß du plötzlich dein gutes Englisch vergißt,
obwohl ich nicht begreifen kann, warum bei dir immer die Französin
durchbricht, sobald du die Beherrschung verlierst.»
    Léonie
schritt zum Kamin, nahm eine Vase, die auf dem Sims stand, und schleuderte sie
mit voller Absicht auf den Boden. Lady Fanny kreischte auf und rief: «Meine
kostbare Sèvres!»
    Léonie
blickte reuig auf die Scherben nieder. «Ich benehme mich nicht wie eine Dame»,
sagte sie. «Ich wußte nicht, daß es Sèvres war. Ich fand das Ding gräßlich.»
    Fanny
kicherte. «Monströs! Die Vase war mir schon immer ein Dorn im Auge. Aber weiß
der Himmel, ich dachte, du hättest inzwischen gelernt, dein schreckliches
Temperament im Zaum zu halten! Dabei bist du noch die gleiche wilde Hummel wie
vor zwanzig Jahren, so wahr mir Gott helfe! Womit hat dich diese widerliche
Kreatur nur so gereizt?»
    Léonie
sagte heftig: «Das Ganze ist nur ein Trick, mit dem sie erreichen will, daß
Dominique ihre Tochter heiratet. Sie hat sich eingebildet, sie könnte mich
einschüchtern, dabei war es genau umgekehrt! Dominique heiratet sie nie, diese
– diese – salope!»
    «Léonie!»
protestierte Fanny entsetzt, indem sie sich die Ohren zuhielt. «Wie kannst du
nur!»
    «Aber es
stimmt!» schäumte Ihre Gnaden. «Und die Mutter, die ist nichts anderes als eine entremetteuse! Oh, ich kenne den Typ! Und so etwas soll mein Dominique
als belle-mère bekommen, wie? Nein, nein und nochmals nein!»
    Lady Fanny
nahm die Hände von den Ohren. «Um Gottes willen, Liebste, reg dich nicht so
auf! Vidal wird das Mädchen ohnehin nicht heiraten wollen. Aber was ist mit dem
Skandal?»
    «Je m'en
fiche!» sagte
Léonie unverblümt.
    «Und denkst
du, Justin wird mit dir einer Meinung sein? Nein, Vidal ist schon viel zu oft
unliebsam aufgefallen, und das weißt du. Ich wette mein Brillantkollier, daß
diese Challoner ihre vulgären Drohungen ernst meint. Sie wird enorm viel Staub
aufwirbeln, davon bin ich überzeugt, und das wird dann für uns alle sehr, sehr
unangenehm. Vidal treibt es aber auch wirklich zu arg! Schließlich –
vorausgesetzt, daß von den Behauptungen dieses Drachen nur ein Wort wahr ist,
was ich freilich bezweifle, denn ich habe noch nie in meinem Leben so dummes
Zeug gehört – wollte er das Mädchen ja nicht einmal! Und falls du irgendeinen
anderen Grund vorbringen kannst, warum er das getan hat, außer um uns wieder
einmal einen Floh in den Pelz zu setzen, dann sei so gut und sag ihn mir!»
    «John
meint, er wollte sich rächen», antwortete Léonie mit besorgter Miene. «Und ich
fürchte sehr, er könnte recht haben.»
    Lady Fannys
porzellanblaue Augen weiteten sich. «Guter Gott, so ein Teufel könnte doch
sicher nicht einmal Vidal sein!»
    Léonie war
zum Fenster hinübergegangen, aber jetzt fuhr sie herum. «Was meinst du mit –
nicht einmal Vidal?» zischte sie.
    «Oh,
nichts, meine Liebe», beteuerte Ihre Ladyschaft hastig. «Nur daß es wirklich
ein unerhört heimtückischer Einfall wäre, und ich muß sagen, ich bin zutiefst
dankbar, daß mein Sohn nicht Dominiques Charakter hat. Glaub mir, Liebste, mir
blutet das Herz, wenn ich mich in deine Lage versetze.»
    «Mir geht
es umgekehrt genauso», sagte Léonie mit ausgesuchter Höflichkeit.
    «Darf ich
fragen warum?» erwiderte Ihre Ladyschaft, indem sie sich innerlich für einen
Kampf rüstete.
    Léonie
zuckte die Schultern. «Einen ganzen Tag lang war ich mit dem ach so
musterhaften John in einer Kutsche eingepfercht. Das reicht, mordieu!»
    Lady Fannys
Blut geriet in Wallung. «Wahrhaftig, eine solche Undankbarkeit ist mir noch
nie untergekommen!» rief sie. «Es könnte mir fast leid tun, daß ich John nicht
zu Avon geschickt habe, wie ich es beinahe vorhatte.»
    Léonie war
sofort besänftigt. «Entschuldige, Fanny, aber du hast schlechter über meinen
Sohn gesprochen als ich über deinen, und außerdem hast du angefangen.»
    Einen
Augenblick schien es, als würde Ihre Ladyschaft beleidigt aus dem Zimmer rauschen,
doch dann entspannten sich ihre empörten Züge, und sie meinte versöhnlich, die
Familie hätte schon Kummer genug, da würde sie sich nicht noch zu allem
Überfluß mit Léonie streiten. Dann fragte sie ihre Schwägerin, wie sie den
drohenden Skandal zu verhindern gedachte.
    «Ich

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