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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskapaden
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er.
    «Nein,
nein, nicht ein Wort! Er darf auf keinen Fall etwas erfahren, und das ist auch
der Grund, warum wir sofort nach Frankreich reisen, verstehst du?»
    Seine
Lordschaft betrachtete sie mit unverhohlenem Argwohn. «Wer reist nach Frankreich?»
    «Nun, wir
beide natürlich», erwiderte Léonie.
    «Ich
nicht», sagte Rupert entschlossen. «Mische mich nicht in Vidals
Angelegenheiten. Von mir aus soll ihn der Kuckuck holen, mit Verlaub!»
    «Aber du
mußt mich begleiten!» rief Léonie entgeistert. «Monseigneur wäre es gar nicht
recht, wenn ich allein nach Paris reisen würde.»
    «Nein, ich
tu's nicht», sagte Rupert. «Um Gottes willen, Léonie, fang bloß nicht an, mit
mir zu streiten! Als ich das letztemal mit dir in Frankreich war, habe ich eine
Kugel in die Schulter bekommen.»
    «Lächerlich»,
sagte Léonie streng. «Wer sollte jetzt wohl auf dich schießen?»
    «Vidal zum
Beispiel, falls ich ihm in die Quere komme. Vielen Dank, aber daran will ich
mir nicht die Finger verbrennen.»
    «Wie du
meinst», sagte Léonie und schritt zur Tür.
    Rupert
beobachtete sie mit einem unbehaglichen Blick. «Wohin willst du?» fragte er.
    «Nach
Frankreich», antwortete sie unbeirrt.
    Seine
Lordschaft beschwor sie, doch Vernunft anzunehmen; sie begegnete ihm mit
steinerner Miene. Er wies sie darauf hin, daß sie im Begriff war, eine
Riesendummheit zu begehen; sie gähnte nur und öffnete die Tür. Seine Lordschaft
fluchte inbrünstig und kapitulierte – und wurde mit einem strahlenden Lächeln
belohnt.
    «Du bist
wirklich reizend, Rupert», sagte Ihre Gnaden begeistert. «Wir brechen am besten
sofort auf, nicht wahr? Ich habe ohnehin schon fünf Tage Verspätung.»
    «Wenn
dieser junge Teufel so viel Vorsprung hat, hat es sowieso keinen Sinn mehr,
sich zu beeilen», sagte Seine Lordschaft vernünftig.
    «Himmel,
Avon wird mich umbringen, wenn er davon Wind kriegt!»
    «Keine
Angst, er wird nichts erfahren. Wann kannst du fertig sein?»
    «Ich muß
auf jeden Fall noch in meine Bank. Das erledige ich morgen früh, und ich hoffe
nur, die Burschen kommen nicht auf die Idee, daß ich gezwungen wäre, mich aus
dem Staub zu machen. Wir können die Nachtfähre in Dover erreichen, aber bring
bitte keine Unmenge Gepäck mit, Léonie, wenn du auf eine schnelle Fahrt Wert
legst.»
    Die
Herzogin nahm ihn beim Wort, und als seine Kutsche am nächsten Morgen in der
Curzon Street hielt, bestand ihre Ausrüstung lediglich aus einer Hutschachtel.
«So kannst du unmöglich reisen!» protestierte er. «Sogar auf deine Zofe willst
du verzichten?»
    Sie
beantwortete diese Frage nur mit einem verächtlichen Achselzucken und wies
statt dessen anklagend auf den Berg von Koffern, der sich bereits auf dem Dach
der Equipage türmte. Nach einer lebhaften Diskussion, an der sich auch Lady
Fanny und ihr Sohn beteiligten, ließ Lord Rupert schließlich zwei der
voluminösen Gepäckstücke in der Obhut seiner Schwester zurück. Ein
Laufbursche, zwei zufällig vorüberschlendernde Passanten und ein Küchenmädchen
verfolgten als interessierte Zuschauer diese Vorbereitungen, während Mr.
Marling einen von niemand beachteten Vortrag darüber hielt, wieviel Gepäck ein
Gentleman seiner Ansicht nach für eine Reise nach Paris brauchte.
    Als die
Kutsche endlich anfuhr, verkündete Lady Fanny, sie habe einen Anfall von
Migräne, und verschwand in ihrem Boudoir, wobei sie es ihrem Sohn überließ,
sich um die beiden Koffer zu kümmern, die verlassen auf dem Gehsteig standen.
    Sie hatte
damit gerechnet, noch drei Tage Galgenfrist bis zum Besuch Seiner Gnaden, des
Herzogs von Avon, zu haben, doch zu ihrem Entsetzen erschien er bereits am
zweiten. Als der Lakai ihn ankündigte, ruhte sie – die Hände in Handschuhen aus
Hühnerleder (denn ein kalter Ostwind hatte ihre zarte Blässe ein wenig
beeinträchtigt) – auf einer Chaiselongue in ihrem Salon und blätterte
gelangweilt in The Inflexible Captive. Die Anmeldung Seiner Gnaden ließ
sie merklich zusammenzucken, doch im nächsten Augenblick erholte sie sich von
ihrem Schreck und begrüßte den Eintretenden anscheinend mit dem größten
Entzücken.
    «Oh,
Justin, du bist schon zurück? Was für eine Freude! Sieh dir bloß dieses Buch
an, das John mir gegeben hat! Es ist von diesem Blaustrumpf, dieser Mrs. More
– kennst du es? Ich finde es gräßlich langweilig!»
    Seine
Gnaden begab sich zu ihr an den Kamin und schaute mit einem rätselhaften Blick
auf sie nieder. «Ja, gräßlich, meine liebe Fanny. Darf

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