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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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verlassene Geliebte habe mit
ihrem Kind auf einem von Sherrys Gütern ein Asyl gefunden, war keineswegs
dergestalt, daß er imstande gewesen wäre, sie auch nur mit dem Schein von
Anstand hinzunehmen. Er sah sich gezwungen, der Tatsache ins Auge zu blicken,
daß einer der vielversprechendsten Gimpel, der je seinen Weg gekreuzt hatte,
außer Reichweite geflogen war und keinerlei Neigung zeigte, zu ihm
zurückzuflattern.
    Als sich
Sherry eines Tages in Newmarket aufhielt, machte Hero eine neue Bekanntschaft.
Sie hatte sich einer Gesellschaft angeschlossen, die von ihrer Cousine Mrs.
Hoby arrangiert worden war, um einen Maskenball zu besuchen, der in den
Festsälen des Pantheon stattfand. Im Laufe des Abends betrat eine nach der
neusten Mode gekleidete Dame mit ruhigen Manieren und großartigem Auftreten
Mrs. Hobys Loge und bat, erfahren zu dürfen, ob ihre Vermutung richtig sei, daß
sie den Vorzug habe, mit Lady Sheringham zu sprechen.
    Hero
bestätigte dies, und die Dame nahm neben ihr Platz. Sie stellte sich als Mrs.
Gillingham vor und fügte hinzu, daß Lord Sheringham seiner jungen Frau
gegenüber ihren Namen vielleicht schon erwähnt habe. Auf Heros Antwort, daß
dies nicht der Fall sei, lachte sie und erklärte, daß es Sherry ganz ähnlich
sähe, sie ganz vergessen zu haben.
    «Ich war in
den letzten Monaten etwas leidend, sonst hätte ich mir die Ehre gegeben, Ihnen,
Lady Sheringham, einen Besuch zu machen. Ich habe Sherry in den letzten fünf
Jahren oft gesehen und hatte das lebhafteste Verlangen, auch seine Frau
kennenzulernen. Ich bin überzeugt, daß wir Freundinnen werden; ich schmeichle
mir, schon auf den ersten Blick zu wissen, ob ich mich mit jemandem enger
befreunden möchte.»
    Hero dankte
ihr errötend und bat um die Erlaubnis, ihre Cousine vorstellen zu dürfen. Mrs.
Gillingham, die bedeutend älter war als die Teilnehmer an Mrs. Hobys Party,
erwies sich als ungemein liebenswürdig; sie blieb nur kurze Zeit, plauderte
ungezwungen und verabschiedete sich erst, nachdem sie Heros Versprechen
erhalten hatte, auf die Formalität eines offiziellen Besuches zu verzichten
und sich an einer kleinen Kartenpartie zu beteiligen, die am folgenden Abend
bei ihr stattfinden sollte.
    «Theresa,
glaubst du, daß ich gehen soll?» fragte Hero unschlüssig, nachdem Mrs.
Gillingham sich entfernt hatte.
    «Unbedenklich,
liebe Cousine! Sie hat ein äußerst distinguiertes Benehmen, und ihre Toilette
war von erstklassiger Eleganz. Auch ihre Adresse, in der Curzon Street, ist
untadelig. Außerdem ist sie mit deinem Gatten befreundet, und das allein muß
dir, wie ich nicht zweifle, einen Verkehr mit ihr akzeptabel erscheinen
lassen.»
    «Ja-a»,
sagte Hero gedehnt. «Aber Sherry sagte mir einmal, daß er viele Leute kenne,
die er mir nicht vorzustellen wünscht.»
    Mrs. Hoby
lachte laut auf. «Ach, meine Liebe, jetzt bin ich aber neugierig, was du als
nächstes sagen wirst. Verlaß dich drauf, Mrs. Gilling ham gehört bestimmt
nicht in diese Kategorie. Überdies ist sie mindestens fünfunddreißig
Jahre alt, höchstwahrscheinlich sogar weit mehr.»
    So wurde
also Hero am folgenden Abend vor dem Portal eines Hauses der Curzon Street
abgesetzt und betrat ein wenig schüchtern den Salon, der von Gästen bereits
überfüllt war. Die Dame des Hauses kam ihr sogleich entgegen und hieß sie in
der liebenswürdigsten Weise willkommen, stellte ihr ein oder zwei ganz fremde
Menschen vor und drängte ihr ein Glas Champagner auf. Hero stellte ein wenig
überrascht fest, daß sie niemanden im Salon kannte, und begann sich, nachdem
sie sich eine Weile umgesehen hatte, unsicher zu fühlen und zu fürchten, daß
Sherry ihre Anwesenheit in dieser Umgebung vielleicht doch nicht gutgeheißen
hätte. Als dann noch Sir Matthew Brockenhurst und der Honourable Wilfred
Yarford eintrafen, hätte sie sich gerne entfernt, und wenn ihr eine
Entschuldigung eingefallen wäre, ohne ihre Gastgeberin zu beleidigen oder
besondere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die sie unter allen Umständen vermeiden
wollte, dann hätte sie es bestimmt getan. Sie kannte sich nicht aus, und als
sich die ganze Gesellschaft in ein weit größeres Appartement im ersten
Stockwerk begab, in dem man Kartentische aufgestellt hatte, ließ sie sich
widerspruchslos mit den übrigen Gästen die Treppe hinaufgeleiten.
    Sie liebte
das Kartenspiel, und da sie von Sherry in die Geheimnisse des Faro, des Rouge
et Noir, des Makao und einer weiteren Reihe von Glücksspielen eingeweiht

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