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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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schüchtern bat, Sir Montagu nicht in die Half Moon Street einzuladen,
wenn er bei einer Party ihre Anwesenheit wünsche, hatte er erwidert, daß sie in
diesem Punkt keine Befürchtungen hegen müsse.
    «Und wenn
er mich im Almack auffordern sollte, mit ihm zu tanzen, Sherry? Wirst du dann
nicht beleidigt sein, wenn ich mich mit einer Ausrede entschuldige? Denn
wirklich ...»
    «Mach dir
darüber keine Sorgen: er wird es nicht wagen! Du brauchst nicht mehr zu tun,
als seinen Gruß zu erwidern, wenn du ihm irgendwo begegnest. Es ist besser,
wenn du das tust, denn es gäbe zu viel Gerede, wenn du ihn schneiden würdest.
Und noch eines Kätzchen! Zu keiner Menschenseele auch nur ein Wort über die
ganze Geschichte!»
    «Nein, ich
werde es bestimmt nie erwähnen», versprach sie. «Das heißt, Sherry – er macht
Isabella auffallend den Hof. Glaubst du nicht, ich sollte ihr einen Wink geben,
daß er für sie kein geeigneter Umgang ist?»
    «Unter gar
keinen Umständen», sagte er nachdrücklich. «Isabella hat ihre Mutter, die sie
ständig im Auge behält, und du kannst dich darauf verlassen, daß Mrs. Milborne
über Monty ganz genau orientiert ist. Wollte Gott, daß auch du eine Mutter
hättest!»
    «Oh! Aber,
Sherry, du behältst mich doch im Auge, also macht es doch weiter nichts aus»,
versicherte sie ihm.
    «Doch, es
macht etwas aus», sagte er. «Ich bin doch keine Frau, wie, zum Teufel, soll ich
denn erraten, was du als nächstes anstellen wirst? Es ist ewig schade, daß
meine Mutter dir keinerlei Sympathien entgegenbringt.»
    Die
verwitwete Lady Sheringham war so weit davon entfernt, Sympathien für ihre
Schwiegertochter zu empfinden, daß sie sich in den abgelaufenen zwei Monaten
mit der Beschäftigung getröstet hatte, alle Unbesonnenheiten und Schnitzer, die
Hero beging und die aller Welt bekannt waren, zu sammeln und lange darüber
nachzugrübeln. Auf irgendeine geheimnisvolle Art war es ihr gelungen, die
Vorliebe ihres Sohnes für gefährlich hohes Hasardspiel in den übelsten
Spielhöllen auszukundschaften, und sie hatte sich tatsächlich der Mühe unterzogen,
Hero lediglich zu dem Zweck zu besuchen, um in ihr den Eindruck zu erwecken,
daß dem armen Anthony, bevor er sein Leben mit dieser Heirat verpfuschte,
derartige Exzesse völlig unbekannt waren. Hero war vollständig
niedergebrochen, Mylady allerdings ging aus dieser Sitzung äußerst erfrischt
hervor und verabschiedete sich alsbald, um ihrem teilnehmenden Bruder zu
erzählen, daß sie im schlimmsten Falle Hero wenigstens unmißverständlich
gesagt habe, was sie von ihrem Betragen halte. Hierauf zog sie sich wieder nach
Sheringham Place zurück, weil sie hatte feststellen müssen, daß ihre guten
Freundinnen nicht mehr gesonnen waren, sich eine Wiederholung ihrer erbitterten
Auslassungen anzuhören. Und die Möbel auf dem Grosvenor Place verbargen sich
neuerdings hinter den leinenen Schutzhüllen.
    Inzwischen
hatte Hero einen äußerst genußreichen Vormittag damit verbracht, Kleider für
Ruths Baby zu kaufen. Allerdings hatte sie auch ihren Gatten aufs höchste
erbittert, als sie ihre Absicht ankündigte, die junge Frau durchaus nach Melton
begleiten zu wollen, um sie in ihrem neuen Heim zu installieren und mit den
Gorings bekannt zu machen. Als Seine Lordschaft beizeiten nach Hause kam, um
seine Frau zu einem Dinner zu begleiten, wurde er mit der angenehmen Nachricht
empfangen, daß sich Mylady mit Mrs. Wimborne aufs Land begeben habe und nicht
vor nächstem Abend zurückerwartet werde. Dem eilig gekritzelten Billett, das
Hero für ihn hinterlassen hatte, war deutlich zu entnehmen, daß sie die
Dinnerparty total vergessen hatte. So sah sich der Viscount gezwungen,
unverzüglich eine alte Verwandte aus der weiblichen Linie von Heros Familie zu
erfinden und dieses sagenhafte Wesen mit der zartesten Gesundheit
auszustatten, ja, sie sogar aufs Totenbett hinzustrekken, um die überstürzte
Abreise seiner Frau aus London hinlänglich zu begründen.
    Erst nach
mehr als einer Woche traf er Sir Montagu unter Umständen, die eine private
Unterhaltung ermöglichten. Sir Montagu benützte diese Gelegenheit jedoch nicht,
seinen jungen Freund ins Vertrauen zu ziehen. Statt dessen zog er es vor, eine
amüsante Geschichte zu erzählen und einen erfolgreichen Tag bei einem Rennen zu
beschreiben. Sherry, diesmal unempfänglich für seinen Charme, hörte ihm mit
steigender Ungeduld zu; plötzlich unterbrach er seine Rede rücksichtslos und
sagte: «Ja, schon gut, was

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