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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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aber jene Affäre von damals in der Nacht betrifft,
Monty ...»
    Sir
Montagus Brauen hoben sich. «Welche Affäre,
mein lieber Junge?»
    «Natürlich
die vor dem Almack! Weißt du ...»
    «Du lieber
Himmel, Sherry, die habe ich ganz vergessen», sagte Sir Montagu höchlichst
belustigt. «Wenn die arme junge Frau nicht verrückt war – wovon ich persönlich
überzeugt bin –, dann, mein lieber Junge, handelt es sich um einen der ältesten
Tricks der Welt. Leider hat sie aber diesmal ihr Opfer schlecht gewählt: ich
bin denn doch ein wenig zu erfahren, um von so einer Betrügerin überrumpelt zu
werden, das kannst du mir glauben.»
    «Solltest
du nicht doch etwas zu dick auftragen, Monty?» sagte Sherry mit ungewohnter
Trockenheit.
    Das Lächeln
auf Sir Montagus Lippen schien festzufrieren. Nach einer kleinen Pause sagte er
leichthin: «Mein armer Junge, du bist wohl noch sehr unerfahren, was? Komm,
lassen wir diese unerfreulichen Dinge. Hättest du Lust, dich heute abend an
einem kleinen Spielchen in meiner Wohnung zu beteiligen? Brock kommt und ein
oder zwei andere Freunde, die du auch kennst.»
    «Sehr gütig
von dir, aber ich habe bereits eine Verabredung», erwiderte Sherry, drehte
sich auf dem Absatz um und überließ es Sir Montagu, gewisse unliebsame
Betrachtungen über die Unklugheit anzustel len, junge Gentlemen mit so
unerwünschten Charaktereigenschaften
falsch zu behandeln.
    Es
bedeutete für Sir Montagus Pläne einen schweren Rückschlag, daß es ihm nicht
gegeben war, die fundamentale Ehrenhaftigkeit von Sherrys Charakter richtig
einzuschätzen, die ihn dazu veranlaßte, sich mit Abscheu von einer so
bodenlosen Unanständigkeit abzuwenden, die in Wahrheit auf einen Betrug
hinauslief. Sir Montagu, der sich infolge seiner pekuniären Schwierigkeiten
noch abgeneigter zeigte, selbst eine so geringfügige Verpflichtung wie ein
uneheliches Kind anzuerkennen, hatte sich unter dem Eindruck eines höchst
enervierenden Augenblicks entschlossen, die Bekanntschaft mit einem
Frauenzimmer zu leugnen, deren Existenz er tatsächlich fast vergessen hatte,
und es wäre für jemanden seiner Sinnesart völlig unmöglich gewesen, seine
Worte, selbst nur vor Sherry, zurückzunehmen. Er tröstete sich mit der
Überlegung, daß Sherrys schlechte Laune nie lange anhielt; als er aber einige
Tage danach Sherry in der St. James Street traf und in seinem Benehmen eine
deutlich wahrnehmbare Reserviertheit entdecken mußte, war er außerordentlich
verärgert und trug wenig Bedenken, diese Kälte der Lady Sheringham zuzuschreiben,
die ihn vor wenigen Tagen im Theater nur eines kühlen Kopfnickens gewürdigt
hatte. Man konnte natürlich nicht erwarten, daß Sherrys Entfremdung Sir Montagu
gegenüber auf ihn den unmittelbaren Einfluß haben könnte, seiner
Spielleidenschaft zu entsagen. Sie hielt ihn aber von gewissen Etablissements
der Pall Mall und des Pickering Place fern, wo er Revesby bestimmt getroffen
hätte, und veranlaßte ihn, zu Watier zurückzukehren. Das war jedenfalls ein Vorteil,
wie Mr. Ringwood eines Tages Ferdy Fakenham anvertraute, denn, obwohl höher
gespielt wurde als sonst irgendwo in London, wurde das Allerheiligste
wenigstens nicht von Falschspielern und Bauernfängern frequentiert.
    Wie es in
der Natur der Sache lag, dauerte es nicht lange, bis der derzeitige Aufenthaltsort
Ruth Wimbornes auch Sir Montagu zu Ohren kam, denn Ferdy erzählte die
Geschichte seinem Bruder, und Mr. Ringwood vertraute sie anläßlich eines
intimen kleinen Dinners in seiner Wohnung bei der zweiten Flasche Portwein Lord
Wortham an. Es war ein zu köstlicher Spaß, um ihn jenen Herren zu verschweigen,
von denen man bestimmt wußte, daß sie ihn richtig zu würdigen verstanden, und
ein Flüstern und Raunen erhob sich – allerdings ausschließlich in männlichen
Kreisen. Sir Matthew Brockenhurst zog Sir Montagu in der hinterhältigsten
Weise damit auf, und während Sir Montagu über die Idee, daß er in diese Affäre
verwickelt sein könnte, scheinbar herzlich lachte, verbarg er hinter seiner
Heiterkeit kochende Wut. In der richtigen Annahme, daß Sherry, seinen eigenen
Eingebungen überlassen, nie daran gedacht hätte, sich Ruth Wimbornes
anzunehmen, kreidete er Sherrys Frau auch diese Angelegenheit auf dem Kerbholz
an und gelobte, sich die Genugtuung zu verschaffen, es ihr vollinhaltlich
heimzuzahlen. Er verfügte über eine recht bemerkenswerte Frechheit, aber die
Situation, die durch
das Gerücht heraufbeschworen worden war, seine

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