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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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blauen
Augen des Viscount starrten ihr gespannt ins Gesicht. «Weiter!» sagte er kurz.
    Sie
lächelte ihm zu. «Nun, mein Schatz, ich sah deine Frau an einem Ort, an dem sie
sich keinesfalls hätte zeigen dürfen, aber ich kann dir nicht sagen, wieso sie
dorthin kam. Denn wie sehr ich mich auch bemühte, konnte ich nicht
herausbekommen, wer sie mit Charlotte Gillingham bekannt gemacht haben könnte.»
    «Was?» rief Seine Lordschaft ungläubig aus.
    «Ja, mein
Lieber, dort habe ich sie gesehen, und sie blickte recht unglücklich drein,
das arme kleine Geschöpfchen, denn sie kannte keine Seele, und wenn ich irgend
etwas von diesen Dingen verstehe, dann wünschte sie sich, nie hingekommen zu
sein. Um es kurz zu machen, Sherry, man spielte sehr hoch, und deine Frau saß
bös in der Tinte. Vielleicht hätte ich dir auch darüber nichts gesagt, wenn
ich nicht bemerkt hätte, daß sie am folgenden Abend wieder hingegangen ist. Ja,
Sherry, das tat sie, und du weißt ebensogut wie ich, daß man sie, wenn sie in
die Hände dieser Gesellschaft gerät, in mehr als einer Art zugrunde richten
würde.»
    «Mein
Gott!» rief Sherry. «Oh, mein Gott, was wird sie nächstens anstellen?!»
    Nancy gab
ihm einen kleinen Klaps auf die Hand. «Jetzt reg dich nicht weiter auf, denn
bisher ist nur geringer Schaden angerichtet worden. Und laß dich dem armen
Kind gegenüber nicht zu einem deiner Zornausbrüche hinreißen; denn als ich sie
sah, war sie vor Angst außer sich, und ich zweifle nicht, daß sie es sich zur
Warnung dienen läßt, ohne daß du ihr noch weiteren Schrecken einzujagen
brauchst.»
    «Nein»,
sagte er, «nein, das tue ich ja nicht. Charlotte Gillingham! Wer in Teufels
Namen ...» Er brach ab und erhob sich unvermittelt. «Bei Gott, wenn ich denken
müßte – Nancy, ich muß gehen. Du bist ein verteufelt guter Freund, mein Mädel,
und ich bin dir unendlich dankbar.»
    «Gut, aber
dann gib mir noch einen Kuß!» sagte sie lachend.
    Als der
Viscount wieder zu Hause eintraf, erfuhr er, daß seine Frau in den Hydepark
gefahren war. Es sprach sehr für sein erst kürzlich entdecktes
Verantwortungsbewußtsein, daß er nach einem Blick auf die Uhr, die auf dem
Kaminsims des Salons stand, ein Billett in die Stratton Street schickte, in dem
er sich bei Mr. Ringwood kurz entschuldigte, ihn auf den geplanten Ausflug nach
Richmond nicht begleiten zu können. Als Hero bald darauf nach Hause
zurückkehrte, lief sie leichtfüßig die Treppen empor, und der Viscount konnte
hören, wie sie in dem hinter dem Salon gelegenen Zimmer umherging. Es machte
aber durchaus nicht den Eindruck, als wäre sie in verzweifelter Stimmung, was
ihn ein wenig überraschte. Als sie schließlich den Salon betrat und ihn
erblickte, war es mit einer Bewegung ungetrübter Freude.
    «Sherry!
Ich hatte keine Ahnung, daß du zu Hause bist. Warst du denn nicht mit Gil
verabredet, nach Richmond zu fahren?»
    «Nein, ich
diniere zu Hause. Komm her zu mir, Kätzchen, ich möchte mit dir sprechen.»
    Sie
errötete leicht. «Wirklich, Sherry? Wie gemütlich das klingt.»
    «Gerade das
wird es höchstwahrscheinlich am wenigsten sein», murmelte Seine Lordschaft.
    Sie trat an
den Kamin. «Was sagtest du, Sherry?»
    «Nichts.
Komm, setz dich. Ach, der Teufel hole den Vogel!» Er ging mit großen Schritten
zu dem Kanarienvogel hinüber, deckte den Käfig zu und drehte sich wieder nach
Hero um. «Und jetzt heraus damit, Fratz! Wieviel hast du in meiner Abwesenheit
im Haus der Charlotte Gillingham verloren?»
    Die Farbe
wich aus Heros Wangen und der Blick vertrauensvoller Erwartung aus ihren
Augen. «Ach, Sherry, wer hat es dir denn erzählt?» sagte sie verängstigt.
    «Das ist
jetzt unwichtig. Wieviel, Kätzchen?»
    Sie
erbebte. «Bitte, frag mich nicht. Es war so schrecklich.»
    «Dich nicht
fragen!» rief er aus. «Wie, zum Teufel, soll ich deine Schulden bezahlen, wenn
ich nicht weiß, wie hoch sie sind? Sei nicht so unvernünftig.»
    «Oh,
Sherry, Sherry, es tut mir so schrecklich leid. Ich wollte wirklich nie und
nimmer eine so schlechte Frau sein. Und du brauchst' die Schulden für mich gar
nicht zu bezahlen, weil ich alles selbst bezahlen werde; ich kann es tun,
Sherry, weil du mir ein so reichliches Nadelgeld gibst und ich mir keine neuen
Toiletten oder sonst etwas kaufen werde. Ich verspreche es dir!»
    «Das ist
ein Unsinn, Fratz! Außerdem muß man Spielschulden sogleich bezahlen. Du kannst
nicht damit rechnen, daß die Leute auf das warten, was man ihnen

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