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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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«Miss Wantage, lesen Sie Romane?»
    «Nun ja»,
antwortete sie und sah ihn fragend an. «Meinen Sie vielleicht die Romane der
Minerva-Presse?» Ihr fragender Blick verwandelte sich in einen argwöhnischen.
«Mr. Tarleton, Sie lachen mich schon wieder aus!»
    «Nein,
nein», versicherte er ihr. «Ich erfreue mich nur an Ihrer erfrischenden
Gesellschaft. Es ist klar, daß für Sie nur der verwegenste Bräutigam in Frage
kommt.»
    Ein zartes
kleines Lächeln spielte um ihre Lippen. «Ja», stellte sie fest.
    «Ein
Märchenprinz? ein Modeheld? ein Nonpareil?»
    «O nein,
das braucht er nicht zu sein. Ich kenne einen Nonpareil – einen
Unvergleichlichen – das kann ich Ihnen versichern. Er kutschiert auf den
Millimeter genau – aber ich würde mir nichts daraus machen, mit ihm
durchzubrennen. Ich glaube bestimmt, daß ein Mann seinen Grundsätzen treu bleiben
soll.»
    «Fraglos»,
sagte er ernst.
    «Und was
die Modehelden betrifft, so kenne ich einige, sie würden aber gar nicht zu mir
passen, außerdem sind sie durchaus nicht romantisch. Und da sie rastlos über
ihre Krawatten, ihre Röcke und die Größe ihrer Knöpfe nachdenken müssen, bleibt
ihnen für etwas anderes keine Zeit. Dem wahrhaft romantischesten Mann, den ich
kenne, liegt nicht das geringste daran, wie er aussieht. Es würde natürlich
nicht für jeden passen, so sorglos zu sein, aber er ist so außergewöhnlich
schön, daß auch das nicht das geringste zu bedeuten hat.»
    «Oh, ich
beginne zu fürchten, daß es diesem gefährlichen Burschen bestimmt ist, Sie zu
entführen!»
    Sie lachte.
«Nein, da irren Sie sich aber gründlich. Er ist in ganz jemand andern
wahnsinnig verliebt. Außerdem glaube ich, daß er ein höchst
unbequemer Gatte wäre, denn wann immer er schlechter Laune ist, will er sich
durchaus duellieren.»
    «Das ist
ganz bestimmt eine Schattenseite», stimmte er zu. «Man kann nur hoffen, daß er
nicht häufig übler Laune ist.»
    «O ja. Er
nimmt die allergeringste Kleinigkeit übel», sagte Hero höflich. «Das Unglück
ist nur, daß er ein so brillanter Schütze ist und niemand ihm den Gefallen tun
will, sich mit ihm zu duellieren. Dann reißt ihm manchmal die Geduld – darüber
kann man sich wirklich nicht wundern. Aber stellen Sie sich nur vor, wie
lästig es wäre, mit einem solchen Mann verheiratet zu sein.»
    «Sie wissen
nicht, wie glücklich ich bin, entdecken zu können, daß Sie einen nachsichtiger
denkenden Bräutigam vorziehen, Miss Wantage», sagte Mr. Tarleton und machte ein
formelles Gesicht. «Hm – muß Ihr zukünftiger Gatte ein sehr junger Gentleman
sein?»
    Sie hatte
sich etwas vergessen, als sie von Sherrys Freunden sprach; Mr. Tarletons letzte
Worte riefen sie wieder in ihre Umgebung zurück. Sie erschrak und fürchtete
fast, sich verraten zu haben, sie errötete lebhaft und sagte fast überstürzt:
«Das ist ja alles Unsinn! Ich verstehe gar nicht, wie wir auf diese
Albernheiten zu sprechen kamen. Erzählen Sie mir lieber etwas über die Braunen,
die Sie, wie mir General Crawley sagte, von ihm kaufen wollen. Haben Sie die
Absicht, sie vor Ihr Kabriolett zu spannen? Sind es sanfte Tiere? Wissen Sie,
ich pflegte einen hochtrabenden Grauen in einem Phaeton zu fahren, er war ungemein
schnell und leichtmäulig. Ich habe einmal ein Rennen gewonnen – ich meine, ein
privates Rennen», fügte sie hinzu und einen Moment lang trat mit der damit
heraufbeschworenen Erinnerung ein entsetzter Ausdruck in ihre Augen.
    «So? Sie
sind also eine Fahrkünstlerin», rief Mr. Tarleton aus. «Das hätte ich in der
Tat vermuten können. Aber das ist ja ausgezeichnet! Die Braunen, von denen Sie
sprechen, sind ein wunderbares Gespann – herrliche Traber! Darf ich hoffen, daß
Sie ihnen die Ehre erweisen, sie zu kutschieren, wenn ich sie vom General
gekauft habe?»
    Der
erschrockene Blick verschwand und Hero wandte sich ihm impulsiv zu. «Oh,
wollen Sie mich unterrichten, wie man ein Gespann fährt? Gil – jener Freund,
der mich unterrichtete, wie man einen Phaeton fährt – wollte mir nie erlauben,
sein Kabriolett zu kutschieren, aber ich habe so große Lust dazu. Das heißt,
wenn Lady Saltash es mir erlaubt.»
    Mr.
Tarleton versicherte ihr, daß Mylady gegen einen so harmlosen Zeitvertreib
keine Einwendungen machen werde, und so war es auch. Lady Saltash lächelte und
gab die Erlaubnis. Und sehr bald war es für Mr. Tarleton eine
selbstverständliche Sache, an jedem schönen Morgen vor dem Haus am Camden Place
vorzufahren und

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