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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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Bemühungen,,
die sie seinetwegen unternahm, restlos verschwendet waren, gestand sie sich
ein, daß es ihr eine Befriedigung hohen Grades gewähren würde, feststellen zu
können, daß er sein Herz an eine Dame verlor, die ebenso unerreichbar wie
uninteressiert war. Mr. Tarleton, dachte Mylady, ist viel zu selbstsicher, und
ein kleiner Aufruhr des Herzens könnte ihm keineswegs schaden. Mr. Jasper
Tarleton war Junggeselle, dem ein einträgliches kleines Gut gehörte, das sich
einige Meilen außerhalb von Bath befand. Er war als großer Bücherfreund
bekannt, ein Umstand, der es möglicherweise erklärte, daß er den Verlockungen
Londons nie erlag; es wurde auch allgemein angenommen, er habe in seiner Jugend
eine Enttäuschung erlebt, die ihm einen Widerwillen gegen die Ehe eingeflößt
hatte. Wie dem auch sei, er hatte es, ohne die Merkmale eines eingefleischten
Weiberfeindes aufzuweisen, tatsächlich fertiggebracht, ledig zu bleiben, und
man hielt ihn allgemein für einen schweren Fall. Zahllose Mädchen hatten
versucht, ihn zu angeln, denn außer über ein schönes Einkommen verfügte er
über ein vorzügliches Auftreten, hatte angenehme Umgangsformen und sah
überdies ausgezeichnet aus. Obwohl er den Damen mit dem größten Vergnügen den
Gefallen tat, in anmutiger und untadeliger Weise zu flirten, ließ er die
auserwählte Schöne nie im Zweifel über seinen völligen Mangel an ernsteren
Absichten.
    Er lernte
Hero anläßlich einer Whistpartie im Hause der Lady Saltash kennen. Sie fesselte
seine Aufmerksamkeit sogleich durch etwas, das sie von den sorgfältig
gedrillten jungen Damen seiner Bekanntschaft unterschied, dennoch blieb er
ihrem Charme gegenüber eigentlich unzugänglich, bis sie ihn eines Abends,
während sie in einem Theater in der Pause im Foyer auf und ab gingen, damit
aufs höchste entzückte, daß sie ihn in der unschuldigsten Weise fragte, ob auch
hier, ebenso wie im Covent Garden, Kokottchen umherspazierten. Er war von ihr
hingerissen und antwortete ihr, ohne das geringste Zeichen des Erstaunens zu
verraten; er gestattete sich erst zu lachen, als sie bestürzt ausrief: «O
Himmel, das hätte ich bestimmt nicht sagen dürfen! Ich bin schon wieder in eine
Patsche geraten!»
    Er
versicherte ihr, daß sie zu ihm sagen könne, was ihr beliebe, worauf sie ein
sehr interessantes Gespräch führten, über das selbst Lady Saltash entsetzt
gewesen wäre, obwohl sie als äußerst großzügig bekannt war. Mr. Tarleton
vermutete, daß Hero ihre Kenntnisse von einem Bruder aufgeschnappt haben müsse,
als er aber taktvoll versuchte, etwas über ihr früheres Leben in Erfahrung zu
bringen, errötete sie und gab so ausweichende Antworten, daß ihm seine gute
Erziehung verbot, weiter in sie zu dringen. Von diesem Tage an bemerkte man
aber, daß Mr. Tarleton weit mehr Zeit in Bath verbrachte denn je zuvor. Und als
er tatsächlich in den Ballsälen des Kurhauses erschien und sich mit Hero nicht
nur zu einem Menuett, sondern auch zu einem der Reigentänze aufstellte, trauten
seine zahlreichen Freunde und Bekannten kaum ihren Augen und erzählten
einander, der arme liebe Jasper sei auf dem besten Wege, endlich doch
eingefangen zu werden.
    Wie nicht
anders zu erwarten, wäre Hero eine solche Idee nie in den Sinn gekommen. Sie
glaubte, ihre neue Bekanntschaft sei längst über das Alter hinaus, in dem man
sich verliebt, und behandelte ihn in derselben Weise, wie sie Sherrys
unverheiratete Freunde zu behandeln pflegte. Da sie in den letzten Monaten viel
mit ihnen beisammen gewesen war, fühlte sie sich in männlicher Gesellschaft
völlig zu Hause. Sie benahm sich auch weder geziert noch gab sie sich den
Anschein, interessant zu sein, oder heuchelte ein mädchenhaftes
Zurückschaudern, das bei gewissen Altersgenossinnen in Mode war, da sie ja vom
ersten Augenblick ihres Erscheinens in der Gesellschaft alle Freiheiten einer
verheirateten Frau genossen hatte. Mr. Tarleton fand das bezaubernd, und wenn
Hero sich bei einem verbotenen Ausdruck, der aus Sherrys Wortschatz stammte,
schuldbewußt ertappte oder wenn sie sonst einen faux-pas ähnlicher Art
beging, bat er sie dringend, sich nicht zu korrigieren, sondern so zu bleiben,
wie sie war, ohne den Versuch zu machen, das, was sie sagte oder tat,
verbessern zu wollen.
    «Denn Sie
müssen mir gestatten, Miss Wantage, Ihnen zu gestehen», erklärte er, wobei
sein ernster Ton durch ein Augenzwinkern Lügen gestraft wurde, «daß Sie die
erquickendste junge Dame sind, die bisher

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