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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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seine lerneifrige Schülerin abzuholen. Sie fuhren in den
ländlicheren Bezirken in unmittelbarer Umgebung der Stadt umher, und Hero
hatte ein so echtes Talent, daß es nicht lange dauerte, bis sie
zufriedenstellend genug kut schierte, um zu wünschen, daß Mr. Ringwood ihre
Fortschritte bewundern könne. Während sie die Zügel in Händen hielt, gelang es
ihr, die Sorgen, die ihr Herz bedrückten, fast ganz zu vergessen. Sie war oft
heiter, immer völlig natürlich und ließ sich nie träumen, daß ein so ältlicher
Herr wie ihr Begleiter sich in sie verlieben könnte. Sie hielt ihn für den
gütigsten Menschen, dem sie je begegnet war, und behandelte ihn in so
vertrauter Weise, daß dies seinen Untergang restlos besiegelte. Mr. Tarleton
fühlte, wie er in ihrer Gegenwart täglich jünger wurde, er begann ernsthaft an
eine Heirat zu denken und zermarterte sich den Kopf, wie er seine Bewerbung um
eine so jugendliche, unkonventionelle und romantische Dame am verlockendsten
gestalten sollte. Die schwache Stimme, die ihm zuflüsterte, er werde diesen
Wahnsinn bereuen, wies er als unbegründet fest und entschlossen zurück. Ihm
fiel ein, daß er bisher das eintönigste Leben geführt hatte und daß es nun eine
willkommene Erlösung wäre, einer kleinen Verrücktheit nachzugeben.

21
    Nachdem Sherry das Hotel Grillon verlassen
hatte, begab er sich nach Hause in die Half Moon Street und traf unterwegs Lord
Wrotham, der mit seinem
Sulky eben den Picadilly hinunter, in Richtung St. James Street, fuhr. Der
Viscount rief ihm zu, und er hielt an. Sein schönes, aber mißvergnügtes Gesicht
ließ keine Freude an der Begegnung erkennen; er begrüßte seinen Freund mit
finsterem Blick und einem kurzen: «Nun, was gibt's?»
    «Oh! Zum
Teufel, bist du wieder schlechter Laune?» erwiderte Sherry. «Was bist du nur
für ein Kerl, George! Ich habe höllisch gute Lust, dir etwas zu verschweigen,
wofür du bestimmt viel gäbest, es erfahren zu können.»
    George
zuckte die Achseln. «Mach, was du willst. Ich weiß nicht, was geschehen sein
kann, um dich in so gute Laune zu versetzen. Als ich dich zuletzt sah ...»
    «Laß das
jetzt», unterbrach ihn Sherry. «Wenn du Streit mit mir suchst, dann hättest du
es damals tun müssen, denn bei Gott, ich hatte Lust, mit
jedem zu streiten, der sich mir bot. Habe meine Absicht geändert. Dachte, es
würde dich interessieren, daß die Beauté wieder in London ist.»
    George tat
so, als triebe er sein Pferd zur Weiterfahrt an. «Wenn du nur aus dem Grund
plötzlich dahergestürzt kommst, um mir das zu erzählen, dann hast du deine
Zeit vergeudet. Meinetwegen kann sie in Jericho sein!»
    «Die Sache
ist die, daß sie eben nicht in Jericho ist. Sie ist im Begriff, in Gesellschaft
meiner Mutter nach Bath zu fahren. Ich begleite die beiden Damen morgen
dorthin.»
    Der starre
Blick war plötzlich aus Lord Wrothams Gesicht wie weggewischt. «Was?» stieß er
hervor.
    «So wahr
ich hier stehe. Aber das ist es gar nicht, was ich dir erzählen wollte. Severn
hat ihr einen Antrag gemacht.»
    Georges
funkelnde Augen hingen jetzt mit dem Ausdruck schmerzlichster Begierde an
Sherrys Gesicht. «Willst du damit sagen, daß sie ihm einen Korb gegeben hat?»
    «So ist es.
Sie sagte, die Vorstellung, Herzogin zu werden, habe ihr gefallen, aber als sie
daran dachte, ihr ganzes Leben mit Severn verbringen zu müssen, konnte sie es
nicht über sich bringen. Könnte nicht behaupten, daß ich es ihr verarge.»
    «Ich kann
es nicht glauben!»
    «Nun, das
steht in deinem Belieben. Ich kenne Bella Milborne mein ganzes Leben lang. Sehr
aufrichtiges Mädchen – vielleicht sogar viel zu aufrichtig, wie ich mir schon
immer dachte, als wir noch Kinder waren. Außerdem bat sie mich, es nicht
weiterzuerzählen. Sie meinte, Severn hätte es nicht gern, wenn alle Welt
erfahren würde, daß sie ihm einen Korb gegeben hat. Der Teufel hole es, ich
hätte nie gedacht, zu erleben, daß mir die Unvergleichliche leid tun könnte,
aber darum kann man einfach nicht herumkommen: sie sieht richtiggehend spitz
aus. Sie erzählte mir, daß sie bei Mrs. Milborne in Ungnade gefallen ist und
daß ihr Vater und meine Mutter die einzigen Menschen wären, die gut zu ihr
sind. Sie erzählte mir auch noch etwas anderes, und ich möchte schwören, daß
sie es wirklich meinte!»
    «Was hat
sie dir denn noch gesagt?» fragte George.
    Sherry
grinste zu ihm hinauf. «Möchtest du das gerne wissen? Ja, glaubst du, ich werde
das Vertrauen einer Dame

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