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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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nicht in die
Hand bekomme, dann werde ich in kurzer Zeit auf Pump leben müssen, und was das
bedeutet, das wissen wir alle.»
    Hero nickte
verständnisvoll. Darüber mußte der Viscount lachen und er zwickte sie in ihr
kleines Näschen. «Du hast ja doch keine Ahnung, was das ist. Hast bestimmt noch
nie im Leben von einem Wucherer gehört, was, du Fratz? Oder von einem armen
Teufel, der seine Schulden nicht bezahlen kann?»
    «Doch! Das
sind die armen Leute, die in hart gefederten Postkutschen fahren müssen.»
    «Na,
vielleicht kommt es auch mit mir noch so weit», sagte Sherry mit einer
Grimasse. «Die Sache ist die, daß mein Vermögen in der blödesten Weise
verwaltet wird, die sich je irgendwer ausgedacht hat. Möchtest du glauben, daß
ich bis zu meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr nur ein lumpiges Taschengeld
erhalte – außer ich heirate früher. Zwei meiner verdammten Onkel verwalten
meinen ganzen Besitz – zumindest
sollten sie es tun; aber Prosper ist zu faul, um dem andern alten Halunken auf
die Finger zu schauen. Er kann den Burschen ebensowenig ausstehen wie ich –
kein Verwandter meines Vaters kann jemanden aus der Familie meiner Mutter
ausstehen, und weiß Gott, ich kann es ihnen nicht übelnehmen, denn noch nie hat
man mehr Schmarotzer auf einem Haufen gesehen, das kann ich beschwören – aber
glaubst du, er unternimmt etwas, um den Kerl loszuwerden? Nein, er nicht! Dort
sitzt er, in meinem Haus, lebt auf meine Kosten und bereichert sich –
zehn zu eins – an meinem Geld, gar nicht davon zu reden, daß er meiner Mutter
die unsinnigsten Ideen in den Kopf setzt und mir obendrein noch vorheuchelt, er
sei enttäuscht, daß Bella mich nicht will! Enttäuscht! Er war so froh darüber,
daß er das Lachen auf seinem fettigen Gesicht nicht unterdrücken konnte. Ich
will verdammt sein, wenn ich es weiß, warum ich ihm in diesen sechs Jahren
nicht wenigstens einmal eine in seine widerliche Fresse geknallt habe!» Er
unterbrach sich, als ihm der erstaunte Gesichtsausdruck Heros zu Bewußtsein
brachte, in wessen Gesellschaft er sich befand. «Du, hör einmal, laß dir ja
nicht einfallen, auch eine derartige Sprache zu führen», ermahnte er sie.
«Wenn sie mich nicht so wütend gemacht hätten, dann hätte auch ich nicht so
gesprochen. Oder vielleicht doch, aber nie vor einem jungen Mädchen.»
    «Nein, ich
werde es nicht tun», sagte Miss Wantage gehorsam.
    «Das sagst
du jetzt», erwiderte der Viscount, «aber ich kenne dich, Hero. Ich konnte
meiner Zunge nie freien Lauf lassen, wenn du in Hörweite warst. Denn du bist
so sicher wie das Amen im Gebet damit gerade dann herausgeplatzt, wenn
mindestens ein halbes Dutzend alter Klatschbasen im Zimmer waren. < ... aber
Anthony sagt es doch auch, Cousine Jane ... > Da kannst du dich nicht
wundern, daß ich dir hier und da eine Ohrfeige geben mußte.»
    «Ich werde
diesmal ganz bestimmt nichts sagen», versicherte Hero. «Ich könnte es auch gar
nicht, weil ich nicht weiß, was es bedeutet.»
    «Du wirst
es auch nicht erfahren, es hätte also keinen Zweck, mich damit zu quälen, es
dir doch zu sagen. Es bedeutet nichts weiter, als daß ich es nicht länger
ertrage. Und wenn man gesagt bekommt – merke wohl, von der eigenen Mutter –,
daß kein vernünftiges Mädchen meinen Antrag annehmen würde, dann ist es
schlimm genug. Und alles nur, weil ich das höllische Pech hatte, den Phaeton
des alten General Ware umzuschmeißen. Jeder hätte gedacht, daß ich den Burschen
umgebracht habe, aber nein! Er fiel bloß in eine Hecke, das war alles, und es
ist ihm nichts geschehen. Außerdem zog ich selbst ihn wieder heraus. In
Anbetracht dessen, daß ich durch seinen verteufelt schlechten Fahrstil meine
Wette verlor, hätte es an meiner Stelle bestimmt viele Leute gegeben, die ihn
einfach dort liegengelassen hätten. Glaubst du, er war etwa dankbar dafür? O
nein! Wankte davon, setzte sich hin und schrieb einfach an meine Mutter, um
sich bei ihr zu beschweren!»
    «Mach dir
nichts draus, Sherry», sagte Miss Wantage und drückte teilnehmend seinen Arm.
«Sie sind alle zusammen abscheulich und unfreundlich. Und so waren sie immer.
Ich dachte nur, daß Isabella ...»
    «Ich will
kein böses Wort über sie hören!» sagte der Viscount edelmütig. «Sie ist für
mich die Unvergleichliche und wird es immer bleiben! Aber wenn sie glaubt, daß
ich jetzt um sie trauern werde, dann täuscht sie sich sehr. Es würde mich nicht
wundern, wenn sie gerade das gerne von mir sehen

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