Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
würde, dieses herzloseste
Frauenzimmer, dem ich je begegnet bin – Doch das gehört nicht hierher.»
    «Und was
wirst du jetzt wirklich tun, Sherry?» fragte Miss Wantage besorgt.
    «Genau das,
was ich meiner Mutter und meinem widerwärtigen Onkel sagte. Das erste Mädchen
heiraten, dem ich begegne.»
    Miss
Wantage lachte. «Dummkopf! Das bin doch ich.»
    «Ach, du
lieber Gott, du brauchst nicht immer alles so buchstäblich zu nehmen!» sagte
Seine Lordschaft. «Ich weiß selbst, daß du es bist, wie sich herausstellt, aber
...» Er unterbrach sich plötzlich und sah starr auf das herzförmige Gesichtchen
von Miss Wantage.
    «Warum
eigentlich nicht?» sagte er langsam. «Verdammt, genau das werde ich tun!»

3
    Miss Wantage, einen Augenblick wie
betäubt, vermochte ihn nur völlig verblüfft anzusehen. «Mich h-heiraten,
Sherry?» stotterte sie.
    «Ja, warum
nicht?» erwiderte Seine Lordschaft. «Das heißt natürlich, außer du hättest
etwas dagegen einzuwenden, aber in Anbetracht dessen, daß du bereit warst, den
Hilfsgeistlichen zu heiraten, könnte ich es beim besten Willen nicht einsehen.»
    «Nein,
nein, ich war keineswegs bereit, den Hilfsgeistlichen zu heiraten»,
protestierte Hero. «Ich habe dir doch gesagt, daß ich lieber Erzieherin werden
will.»
    «Nun,
lassen wir das», sagte Seine Lordschaft. «Es ist zwecklos, mir einreden zu
wollen, daß du lieber Erzieherin werden willst, als mich zu heiraten, weil das
lächerlich wäre. Das täte niemand. Zum Kuckuck, Hero, ich möchte nicht wie ein
eingebildeter Laffe sprechen, und ich weiß auch, daß es mir an Charakterstärke
fehlt, daß ich liederliche Neigungen habe und daß ich meine ganze Zeit in
Spielhöllen verbringe und nebst-bei zu jener Sorte häßlicher Vögel gehöre, die
keine vernünftige Frau vertragen kann, aber andrerseits kannst du nicht
behaupten, daß du mit mir nicht weit angenehmer dran wärest als in der
verdammten Schule, über die du andauernd langweilige Geschichten erzählst.»
    Miss
Wantage war weit entfernt, etwas dieser Art zu behaupten, aber die Vorstellung,
jemanden zu heiraten, der ihr jahrelang in demselben Licht erschienen war wie
etwa seinem Reitknecht, war so phantastisch, daß sie ihm weder eine seriöse
Absicht zutrauen konnte, noch zu glauben
vermochte, daß ein so blendender Umschwung ihrer freudlosen Zukunftsaussichten
tatsächlich stattfinden könnte. «O Sherry, bitte nicht!» bat sie mit einem
Schluchzen in der Stimme. «Ich weiß, daß alles nur Unsinn ist, aber bitte,
erzähl mir keine solchen Dinge.»
    «Das ist
durchaus kein Unsinn», sagte der Viscount. «Wahrhaftig, je mehr ich darüber
nachdenke, desto hervorragender erscheint mir dieser Plan.»
    «Aber,
Sherry, du liebst doch Isabella!»
    «Natürlich
liebe ich Isabella», erwiderte Sherry. «Trotzdem möchte ich nicht behaupten,
daß ich ihr einen Antrag gemacht hätte, wenn ich mich nicht
in einer so verflixt bedrängten Lage befände, denn um dir die Wahrheit zu
sagen, Hero, ich würde lieber nicht heiraten. Doch es hat keinen Sinn, darüber
nachzudenken. Heiraten muß ich, und wenn ich die Unvergleichliche
nicht haben kann, dann würde ich dich ebenso gerne nehmen wie
eine andere. Viel lieber», fügte er voll des Edelmuts hinzu. «Ich hab dich
verteufelt gern, Hero. Und ich bin fest überzeugt, daß wir
miteinander ausgezeichnet auskommen werden, denn du nimmst nichts übel, hast
keine schlechten Launen und du erwartest auch nicht, daß ich meine Lebensweise
ändere und meine Zeit damit verbringe, dir den Hof zu machen.»
    «O nein,
gewiß nicht.»
    «Ich weiß
natürlich, daß es keine Liebesheirat ist», fuhr Seine Lordschaft fort. «Was
mich betrifft, so habe ich mit der Liebe abgeschlossen, seit
Isabella all meine Hoffnungen zerstört hat. Gewiß wäre ihr nichts lieber, als
glauben zu können, daß sie mein ganzes Dasein verbittert hat, genau so, wie sie
es mit dem armen George zu tun scheint, aber hol's der Henker, Wenn ich ihre
Eitelkeit dadurch noch unterstütze, daß ich sie es wissen lasse.»
    Ein
teilnahmsvoller Seufzer seiner Gefährtin veranlaßte ihn, seine Aufmerksamkeit
wieder ihr zuzuwenden. Er musterte sie ein wenig bedenklich,
und ein höchst unwillkommener Gedanke bemächtigte sich seiner. «Ich
wollte, du wärst nicht so verteufelt jung», klagte er. «Wir würden schön
aussehen, wenn du es dir einfallen ließest, dich, nachdem wir
gebunden sind, in irgendeinen jungen Burschen zu verlieben. Wenn ich es recht
bedenke, so bist du

Weitere Kostenlose Bücher